gefragte Persönlichkeiten berichten aus ihrem Berufsleben

 

In unserer neuen Reihe möchten wir aufzeigen, welchen Weg unsere Alumni gehen, wie Sie auf ihr Studium zurückblicken und vor allem: welche Tipps sie unseren Studierenden auf den Weg mitgeben möchten.

März 2019: Alumna Jessica Rademacher

 
Jessica Rademacher
Jessica Rademacher. Foto: KUKA

Steckbrief

Name: Jessica Rademacher


FH/HS-Studium in Augsburg: Elektrotechnik/Information und Kommunikation (Diplomabschluss: 2007)


Berufsbezeichnung: Head Of User Experience


Unternehmen: KUKA


Alter: 38

„Bei mir dreht sich alles um Kommunikation!“

 
 
 
 
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Das Unternehmen ist Ihre Konstante im Lebenslauf. Wissenschaftlich haben Sie sich neu definiert – welchen Weg sind Sie nach dem Diplomabschluss gegangen? 

Ich habe nach dem Studium bei der KUKA als Trainer Robotics angefangen und habe in Kursen Woche für Woche Mitarbeitern unterschiedlicher Unternehmen beigebracht, wie man unsere Roboter bedient, programmiert, Fehler im Schaltschrank findet, Feldbusse konfiguriert und vieles mehr. Hier habe ich schnell gelernt, dass jeder Teilnehmer individuell gestrickt ist und die Wissensvermittlung bei jedem anders am besten funktioniert. Als grundsätzlich neugieriger Mensch, wollte ich herausfinden, warum das so ist. Somit habe ich mich zu einem berufsbegleitenden Studium zum Master Erwachsenenbildung entschieden und zusätzlich zur Technik den Menschen in den Mittelpunkt meiner Ausbildung gerückt. Die Kombination aus technischem Verständnis und menschenzentriertem Denken hat sich für mich als das Richtige herausgestellt.

Wie darf man sich die Aufgaben als „Head of User Experience“ vorstellen?

Ich rede fast den ganzen Tag lang (lacht). Man kann heute nicht mehr nur mechatronische Systeme verkaufen und davon ausgehen, dass der Kunde glücklich ist. Die Aufgabe meines Teams ist es, den Benutzer unserer Systeme in den Mittelpunkt zu stellen und nicht die Technik. Dafür führen wir nutzerzentriertes Denken und Methodiken in unsere Forschung und Entwicklung ein, binden den Anwender, beispielsweise durch Interviews und Nutzertests, aktiv ein, führen unterschiedlichste Workshops durch und vieles mehr. Kurzum: Wir kämpfen jeden Tag für unseren Benutzer und seine Bedürfnisse und ich sorge für die erforderlichen Rahmenbedingungen im Team.

Was fasziniert Sie an der Kommunikation Mensch-Roboter?

Alles (lacht)! Ich selbst kommuniziere gerne und viel – sowohl in Sprache als auch in Musik. Die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine ist jedoch nochmal eine ganz andere Herausforderung. Diese hochkomplexe Maschine so zu „übersetzen“, dass auch wir Menschen sie verstehen können und umgekehrt, ist extrem spannend und sorgt dafür, dass ich jeden Tag etwas Neues dazulerne. Einen Beruf zu haben, bei dem ich so etwas Tiefgreifendes mitgestalten darf, ist nicht selbstverständlich und ich bin stolz und glücklich ein Teil davon zu sein.

Als Teamleiterin begleiten Sie Studierende im Studium sowie junge Absolventinnen und Absolventen beim Berufseinstieg. Welche Erfahrungen machen Sie hierbei?

Ich liebe unsere Studentenbande! Die Haupterfahrung dabei ist definitiv, dass beide Seiten etwas davon haben. Mein Motto ist: Hire the will and teach the skill! Unsere Studierenden arbeiten aktiv bei Projekten mit, wodurch wir natürlich von der zusätzlichen Arbeitskraft profitieren. Mir ist es aber auch wichtig, dass sie dabei Verantwortung übernehmen. Zusätzlich präsentieren sie ihre Arbeit regelmäßig bei offiziellen Sprint Demos, dürfen Interviews führen, auswerten, Prototypen erstellen, testen, sich in allen Meetings einbringen und das alles auf Deutsch und Englisch. Da wird die ein oder andere Komfortzone bisweilen verlassen. Mir ist es wichtig, ihnen so viel wie möglich mitzugeben, was sie im späteren Berufsleben brauchen können – gerade, wenn es nicht die Möglichkeit gibt, das unter reellen Bedingungen im Studium zu lernen. Zeitgleich profitieren wir von frischen Ideen und neuen Blickwinkeln.

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Sie bringen sich beim Hochschulprogramm gP Mentoring ein – Was motiviert Sie hierzu?

Ich arbeite unglaublich gerne mit jungen Menschen zusammen und sehe es als eine große Ehre an, sie bei ihrer Entwicklung zu begleiten. Sei es, sie durch Motivationslöcher in der Abschlussarbeit zu manövrieren, jegliche Art von Veränderungsprozessen zu begleiten und Tipps zu geben. Ich versuche, ihnen alles Notwendige mitzugeben, damit sie überzeugt sind, alles erreichen zu können, was sie sich wünschen.

Verraten Sie uns ein paar Tipps, wie Sie ihr Team erfolgreich leiten und für ein gutes Arbeitsklima sorgen?

Auch hier ist für mich Kommunikation wieder oberstes Gebot. Ich bin für Offenheit und versuche Unstimmigkeiten anzusprechen und erwarte das auch andersherum. Gleichzeitig versuche ich, eine gesunde Fehlerkultur zu leben, bei der jeder die Möglichkeit hat, sich zu entwickeln – dazu gehört auch mal herauszufinden, warum es augenscheinlich nicht funktioniert. Ein weiterer Faktor: Wir lieben und leben Teamevents! Unser "Weihnachtshorrorwichteln" ist mittlerweile ein fester Bestandteil, am Firmenlauf haben wir seit Jahren eine Teamteilnahme von 100 Prozent und beim Pub-Quiz hat kürzlich sogar eine Teilgruppe von uns gewonnen. Auch hier versuche ich, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen und nicht nur ein Projekt nach dem anderen abzuhaken. Wir sind ja schließlich keine Roboter (lacht).

Pflegen Sie noch Kontakt zu ehemaligen Kommilitoninnen und Kommilitonen?

Leider habe ich nur noch zu wenigen regelmäßig Kontakt und bei vielen sind die Kontaktdaten mittlerweile veraltet. Als wir mit dem Studium fertig waren, kannte noch keiner Facebook, Xing oder LinkedIn, geschweige denn Smartphones oder WhatsApp-Gruppen. Bedauerlicherweise fällt mir heute so mancher Name nicht mehr ein, aber vielleicht kann mir das gP Alumni-Netzwerk helfen, den einen oder anderen wiederzufinden.

Welchen Tipp würden Sie Studierenden mit auf den Weg mitgeben?

Findet heraus, was euch wirklich antreibt. Warum steht ihr morgens gerne auf und bei welchen Themen wollt ihr euch am liebsten wieder unter der Bettdecke verkriechen? Seid offen für neue Ideen, Themen, Menschen und Kulturen. Mit einem abgeschlossenen Studium, Motivation und der Bereitschaft zu lernen, könnt ihr alles erreichen. Ihr müsst euch nur trauen, euch ins Abenteuer zu stürzen.

Das Interview führte Robert Dölle

 

 
Jessica Rademacher
Alumna der Hochschule Augsburg: Jessica Rademacher bei der Arbeit. Foto: KUKA