Auch auf der Tagung Holzbau 24 mit dem Thema "MORGEN.HOLZ – einfach – verfügbar – zirkulär", die am 23.02.2024, direkt am Tag nach der Fassadentagung, stattfand, drehte sich alles um die Frage der Ressourcenschonung, der optimalen Rohstoffnutzung und Bauen im Stoffkreislauf – mit dem Fokus Holz, natürlich.
Wie kann man mit wenig Holz viel bauen? Ist für die steigende Nachfrage ausreichend Holz vorhanden? Und ist Bauen mit Holz tatsächlich so nachhaltig, wie man es dem natürlichen, nachwachsenden und noch dazu CO2-speichernden Baustoff wie selbstverständlich unterstellt? Oder, wie es Prof. Wolfgang Huß, TH Augsburg, formulierte, „wir gehen im Holzbau immer davon aus, dass wir Klassenbeste sind“. Ist das wirklich so?
Die Holzverfügbarkeit ist gut: Mit dem in Bayern produzierten Nadelschnittholz könnten mehr als alle bayerischen Neubauten in Holzbauweise errichtet werden. Die größten Risiken in der Holzwirtschaft liegen aber laut Dr. Herbert Borchert, Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), im Klimawandel und den daraus resultieren Waldschäden.
Mit weniger Holz viel bauen: das macht die sog. Kaskadennutzung möglich. Dr. Sandra Schuster von der TU München schilderte vier Stufen der Holzverwendung, von der Nutzung in der Konstruktion, als Fassadenbekleidung, über die Nutzung als Plattenmaterial und schließlich in Stufe 4 noch als Faserdämmung. Schuster plädierte zudem dafür, wieder mehr mit Holz-Holz-Verbindungen zu fügen, da „der Holzbau brilliert, wenn wir in die Ursprünge des Holzbaus zurückgehen“. Ein Rückbau von Gebäuden sei mit Holz-Holz-Verbindungen auf jeden Fall einfacher, als Klammerverbindungen lösen oder Schrauben wieder rausdrehen zu müssen. Bereits in der Planung des Aufbaus sollte also auch der Abbau und die Demontierbarkeit mitgeplant werden.
Im Werkbericht von Johanna Arnold, shortlist ingenieur:innen, wurde das große Potential des Werkstoffs Holz bei Bestandserweiterung und Sanierung mit seriellem Holzbau deutlich. Vorteile dieser Bauweisen sind kurze Bauzeiten, hohe Präzision und Qualität, Minimierung von Baulärm und Störungen für die Bewohnerinnen und Bewohner. Eine Methode mit großem Zukunftspotential, um den wachsenden Bedarf von Wohnraum zu decken.
Der Architekt Jochen Weissenrieder aus Freiburg stellte beim komplexen Planungs- und Genehmigungsprozess am Projekt buggi 52 einen langen Atem unter Beweis. Das Gebäude der Klasse 5 musste höchsten Ansprüchen vor allem hinsichtlich des Brandschutzes gerecht werden. Trotz dieses gelungenen Projektes sei jedoch „nicht der Wolkenkratzer aus Holz, sondern die Gebäudeklasse 3 und das einfach Bauen“ die Zukunft des Holzbaus.
Zurück zum einfachen Bauen: darauf setzt auch Johannes Kaufmann, JK & Partner Architekten Dornbirn und Wien, und arbeitet in einem Gebäude konsequent mit einem einzigen Stützenquerschnitte. Dazu entwickeln die Planerinnen und Planer möglichst einfach auszuführende Regeldetails. Er ist der Meinung, „mehr als fünf Werkpläne für einen Neubau braucht es nicht“.
Auch Lukas Osterwalder, Blumer-Lehmann AG, Erlenhof (CH), plädierte für traditionelle Holzverbindungen. Diese Verbindungen können bei der Dekonstruktion von Gebäuden einfach und sortenrein demontiert werden, was sich dagegen bei Klammer-, Schraub- oder Klebeverbindungen komplexer gestaltet oder gar nicht möglich ist. Die Dekonstruktion bereits in Planung und Ausführung mitzudenken würde die Wiederverwendung des Materials Holz erheblich erleichtern.
Einfach Bauen – ein Widerspruch zu den Anforderungen des Brand- und Schallschutzes? Laut Adrian Blödt kann mit überlegter Planung auch hier Material gespart werden, denn: In vielen Fällen ist eine geringe Beplankung akustisch sinnvoll und brandschutztechnisch erlaubt, zudem laufen Schall- und Brandschutz konstruktiv häufig in die gleiche Richtung.
In der abschließenden Podiumsdiskussion machten die Tagungsgäste reichlich Gebrauch von dem Angebot, einzelne Aspekte der Vorträge nachzufragen oder zu vertiefen.
Die nächste Holzbautagung findet am Freitag, 21.02.2025 statt. Programmankündigung ab Oktober 2024 hier auf unserer Website und in den sozialen Medien.
Fotos: Matthias Leo