Ich will Umwelt und Technik in Einklang bringen
Salome Rcheulishvili studierte Umwelt- und Verfahrenstechnik an der Hochschule
Ihren Bachelor-Titel in Umwelt- und Verfahrenstechnik hat Salome Rcheulishvili bereits in der Tasche. Jetzt hat sie zusätzlich noch den Masterstudiengang im selben Bereich angehängt. Das kommt nicht von ungefähr. Sie fühlt sich rundum wohl an der Hochschule Augsburg und saugt das Wissen, das ihr vermittelt wird, mit Begeisterung auf. Vor allem der starke Praxisbezug sagt ihr sehr zu. „Mir gefällt, dass wir viele Dozenten aus der freien Wirtschaft haben, die uns Beispiele aus der Praxis eines Unternehmens näher bringen. Und vor allem auch, dass wir viele Exkursionen in Firmen aus der Region machen und uns vor Ort erklärt wird, worauf es bei den Arbeitsabläufen im Alltag ankommt“, betont die junge Frau.
Planspiele mit enormem Lerneffekt
Unter anderem werden im Studium Planspiele in Kooperation mit Unternehmen durchgeführt. Salome und ihre Kommilitonen bekommen dabei oft auch Einblick in sensiblere Bereiche, ein außerordentliches Privileg für die Studierenden der Hochschule. Details unterliegen oft strengster Geheimhaltung. Im letzten Semester ging es um die Prozessoptimierung einer Anlage der Firma SGL Carbon in Meitingen. Salome: „Die Mitarbeiter haben uns die ganze Anlage gezeigt, uns alle Informationen gegeben und wir durften in einer realen Aufgabenstellung Lösungen erarbeiten.“ Ihre Ergebnisse präsentierten sie dann auch wieder vor Ort. Prof. Dr. Wolfgang Rommel: „Der Werkleiter hat sich Zeit genommen und hat die Ergebnisse dann mit den Studierenden diskutiert. Er hat sie natürlich auch auf ihre Fehler aufmerksam gemacht. So etwas ist höchst authentisch und es bringt den Studierenden ungemein viel.“
Bei einem weiteren Planspiel im Studiengang Umwelt- und Verfahrenstechnik ging es um eine Kooperation mit der Firma Grünbeck, die Wasseraufbereitungsanlagen herstellt. Hier konnten die Studierenden einen originalen Auftrag an das Unternehmen zeitgleich bearbeiten. Rommel: „Danach kam der Vergleich: Wer hat was gemacht. Die Lösungen waren erstaunlicher Weise recht nah beieinander. Allerdings waren die Profis natürlich schneller und ihre Lösung war kostengünstiger. Darum geht es eben auch bei den Planspielen. Es zählt nicht nur die tollste technische Lösung, sondern der Blick auf Wirtschaftlichkeit, Umsetzbarkeit oder auch rechtliche Aspekte muss geschärft werden. Eben angewandte Wissenschaften.“
Von Telavi in Georgien nach Augsburg
Wenn Kommilitonen oder Dozenten beim Versuch, den Nachnamen von Salome richtig auszusprechen, ins Straucheln kommen, lächelt sie herzlich und korrigiert nur zaghaft und äußerst freundlich. Salome Rcheulishvili weiß selbst, wie schwer es ist mit einer anderen Sprache zurecht zu kommen. Sie stammt aus Georgien. Mit 18 Jahren war sie zum ersten Mal als Au-Pair für ein Jahr bei einer Familie in Augsburg zu Gast. Damals machte sie die ersten Schritte mit der deutschen Sprache. Dass sie irgendwann hier studieren wollte, war von Anfang an klar. Ein Vorbild hatte sie in ihrer älteren Schwester, die auch hier in Augsburg studiert hatte. Als Au-Pair machte sie zunächst einen Deutsch-Intensivkurs, um in der Sprache besser zu werden. Geholfen hat ihr dann aber vor allem die einjährige Sprach- und Studienvorbereitung an der Hochschule Augsburg.
Vorbildliche Integration – Projekt „WIR-Buddy“
In ihrer ersten Vorlesung tat sie sich zwar noch ein wenig schwer, vor allem wegen der vielen Fachbegriffe und Fremdwörter, aber mit großem Einsatz und der Hilfe ihrer Mitstudierenden meisterte sie alles und spricht heute fließend Deutsch. Auch das Projekt „WIR-Buddy“ (WIR: Willkommen Integration Richtung; Buddy = Kumpel) brachte sie enorm weiter. „WIR-Buddy“ wurde von Studenten der Hochschule ins Leben gerufen. Erst profitierte sie selbst von dem Projekt, später engagierte sie sich dort selbst und half anderen ausländischen Studenten, sich besser zurecht zu finden. 2016 wurde sie dafür sogar mit dem Hans-Benedikt-Preis für soziales Engagement ausgezeichnet.
Ihr Studiendekan Prof. Dr. Wolfgang Rommel freut sich über ihren Erfolg und kennt auch das Geheimnis dahinter: „Salome hat sich von Anfang an integriert und Freundschaften aufgebaut. Wir stellen häufig fest, dass einige ausländische Studierende zur Abschottung und Grüppchenbildung neigen. Das macht es natürlich schwer. Nicht nur, was die Sprache angeht.“
Engagement bei Hochschulmesse „Pyramid“
Salomes Engagement kennt über die letzten Jahre keine Grenzen. Auch bei der Hochschulmesse „Pyramid“ hat sie sich beteiligt. Diese Messe läuft zwar unter der Federführung der Hochschule, wird aber von A bis Z von den Studierenden selbst organisiert. Prof. Dr. Rommel: „Wir waren da in Augsburg gewissermaßen Vorreiter, es war eine der ersten Messen dieser Art. Die Studierenden organisieren das auf freiwilliger Basis. Sie werben Firmen, kümmern sich ums Catering, die Abrechnung oder steuerliche Dinge. Mit einem enormen Lerneffekt. Und vor allem der Kontakt zu den Firmen, die Praktika und auch Jobs bieten ist sehr wichtig.“
Derzeit ist Salome bei der ASG Analytik-Service GmbH in Neusäß als Werkstudentin beschäftigt. Auch dieser Kontakt kam über die Hochschule zustande. Die Firma beschäftigt sich unter anderem mit synthetischen Kraftstoffen. Salome hat in diesem Zusammenhang auch ihre Bachelor-Arbeit gemacht. Es geht darum Diesel- Kraftstoff umweltfreundlicher zu machen. „Die Firma hat ein unglaublich ausgebautes Technikum, dort wird viel geforscht. Ich hatte da für meine Bachelor-Arbeit viele Freiheiten, sie ließen mich einfach machen.“ Bei der Bachelor-Arbeit von Salome ging es natürlich sehr tief in die Chemie hinein. Eigentlich handelt es sich bei ihrem Studiengang aber um einen klassischen Ingenieursstudiengang. Prof. Rommel: „Wir wollen, dass unsere Studierenden erst die Ingenieursgrundlagen lernen. Wir haben auch festgestellt, dass eine solide verfahrenstechnische Ausbildung die Berufschancen erheblich verbessert. Viele unserer Absolventen arbeiten später in Führungspositionen. Deswegen integrieren wir auch Elemente wie Personalführung und juristische Themen.“
„Umweltschutz ist Menschenschutz“
Salome kann sich vorstellen, später im Bereich der Entwicklung synthetischer Kraftstoffe weiter zu arbeiten. Auch kann sie sich vorstellen, wieder in ihre Heimat zurückzukehren und dort etwas zu bewirken. „In Georgien haben wir ein großes Abfallproblem. Es fehlt das Bewusstsein in diesem Bereich und es gibt eine nur schlecht funktionierende Abfallentsorgung. Das wäre mein Traum, dort etwas voranzutreiben durch mein Knowhow.“ Fest steht für sie nur, dass Umwelttechnik genau ihr Thema ist. „Die Umweltprobleme, die wir auf der ganzen Welt haben, beeinflussen unser Ökosystem, also auch uns Menschen. Umweltschutz ist für mich letztendlich Menschenschutz und ich will meinen Teil dazu beitragen, damit wir in einer sauberen Umwelt leben können“, sagt Salome entschieden.