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Verbundstudium im Mobilitäts- und Tiefbauamt der Stadt Augsburg

Interview mit Dieter Linse und Andreas Heider

 

Vielen Dank Herr Linse und Herr Heider, dass Sie ein paar Fragen zum Verbundstudium aus Sicht des Mobilitäts- und Tiefbauamts beantworten. Können Sie uns zu Beginn etwas über sich und ihre Aufgaben erzählen, insbesondere im Hinblick auf die Ausbildung von Studierenden?

Dieter Linse: Ich bin Sachgebietsleiter Straßenbau im Tiefbauamt der Stadt Augsburg. Mir unterstehen die Bauhöfe der Stadt mit 60 Mitarbeitern, die für den Straßenbau zuständig sind. Das sind Meister, Ingenieure und Straßenbauer. Außerdem bin ich die Ansprechperson für unsere Verbundstudierenden, die eine Ausbildung zum Straßenbauer machen und parallel an der Technischen Hochschule Augsburg Bauingenieurwesen studieren.

Andreas Heider: Ich bin Ingenieur und leite den Bauhof Mitte der Stadt Augsburg. Wir sind für den Straßenunterhalt und verschiedene Bauprojekte zuständig. Außerdem bin ich ehemaliger Verbundstudent, also ausgelernter Straßenbauer mit dem Bachelor of Engineering im Bauingenieurwesen. Mein Studium habe ich vor einem knappen Jahr (im Juni 2023) abgeschlossen.

 

Warum hat sich das Mobilitäts- und Tiefbauamt der Stadt Augsburg dazu entschlossen, im Verbundstudium mit der Technischen Hochschule Augsburg zusammenzuarbeiten?

Dieter Linse: Bei Stellenausschreibungen auf dem Markt waren wir nicht so erfolgreich. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass das anders ist, wenn wir selbst junge Menschen ausbilden bzw. durch ein Verbundstudium begleiten. Unsere Absolventen der letzten Jahre sind uns bzw. der Stadt alle erhalten geblieben. Durch das Verbundstudium haben wir die Möglichkeit unsere Studierenden von uns als Arbeitgeber zu überzeugen. Da hilft es übrigens auch, wenn alle an einem Strang ziehen, was bei uns der Fall ist. Da sind die Amtsleitung, die Personalabteilung und die Fachbereiche alle in einem Boot.

Ich finde es auch sehr gut, dass unsere Verbundstudierenden an der THA mit allen anderen Studierenden zusammen lernen und arbeiten. Das ist meiner Meinung nach viel besser, als eine separate Gruppe „nur“ mit Verbundstudierenden.

Dieter Linse Sachgebietsleiter Straßenbau beim Mobilitäts- und Tiefbauamt der Stadt Augsburg.
Dieter Linse Sachgebietsleiter Straßenbau beim Mobilitäts- und Tiefbauamt der Stadt Augsburg.
Bild: Sarah Huber
 

Welche Vorteile bringt ein Verbundstudium für Ihre Auszubildenden und für das Amt mit sich?

Dieter Linse: Durch die Ausbildung kennt man das Amt von Grund auf. Außerdem lernt man so früh den Umgang mit Mitarbeitern. Unsere Verbundstudierenden haben keine Berührungsängste, die sind auch mal selbst eine Maschine gefahren.
Sollte es im Studium nicht klappen, haben die Auszubildenden eine Rückfallebene. Sie haben ihre Ausbildung und wir können dann schauen, welche weiteren Optionen es gibt.

Andreas Heider: Da ist zunächst die Praxiserfahrung, dann das Kennenlernen der Einrichtung und es ist nicht zu vernachlässigen, dass das Verbundstudium finanzielle Sicherheit mit sich bring. Ich konnte früh Erfahrungen sammeln und diese dann anwenden. Die Praxiserfahrung ist auch daher wichtig, dass die Kolleg:innen sehen, dass ich weiß was die Arbeit mit sich bringt.

Dieter Linse: Ein Bauleiter, der weiß wie sich z.B. das Wetter auf die Arbeit auswirkt, was bei Kälte oder Hitze möglich ist und was nicht, der ist viel wert.

Wie sieht der Alltag in der Ausbildung bei Ihnen aus?

Dieter Linse: In der ersten Phase, der Berufsausbildung, ist das ganz einfach: Anzug an, in die Truppe und los geht’s mit raus. In der zweiten Phase, also nach Abschluss der Ausbildung wird es etwas schwieriger mit der Planung. Es ist uns wichtig, dass die Verbundstudierenden in ingenieursnahen Tätigkeiten eingesetzt werden, da schauen wir genau hin, welche Projekte sich eignen.

 
Andreas Heider Leiter Bauhof Mitte der Stadt Augsburg und ehemaliger Verbundstudent
Andreas Heider Leiter Bauhof Mitte der Stadt Augsburg und ehemaliger Verbundstudent
Bild: Mobilitäts- und Tiefbauamt der Stadt Augsburg

Andreas Heider: Ich habe zum Beispiel im Studium kleinere Projekte durch Vorarbeiten unterstützt, teilweise habe ich auch Teilprojekte mitbegleitet. Ein ganz konkretes Projekt war z.B. die Sanierung einer Rinne zur Straßenentwässerung. Das kann nötig werden, wenn Beschädigungen vorliegen, oder aber wenn es neue Regelungen gibt. In unserem Bereich gibt es z.B. Trinkwasserschutzgebiete, da ist eine Entwässerung von Straßen mit Sickerschächten wegen des Reifenabriebs, der dann ins Wasser kommen würde, nicht gut. Da sind dann Rückbaumaßnahmen erforderlich.

Dieter Linse: Generell ist Augsburg eine Stadt mit vielen sehr spannenden Projekten für Bauingenieur:innen. Gerade auch wenn man an die Wasserhaltung denkt. Wir haben mehr Brücken als Venedig! Wenn z.B. eine Unterspülung ausgebessert werden muss, dann braucht es viel Planung und Know-how wie man dann z.B. das Wasser weit genug absenken kann, um die nötigen Reparaturen durchzuführen.

 

Wo sehen Sie Herausforderungen im Verbundstudium?

Dieter Linse: Ich fände es ja gut, wenn im Baubereich alle Studierenden ein Verbundstudium absolvieren würden. Ja, Verbundstudierende sind eine Investition, sowohl finanziell als auch zeitlich, aber unterm Strich gewinnt das Unternehmen dadurch sehr viel.

Andreas Heider: Es ist wichtig eine Balance zu finden. Einerseits sollten die Studierenden Projekte nicht ausbremsen, andererseits ist es auch wichtig sie nicht zu unterfordern.

Dieter Linse: Man muss sich als Unternehmen konkret engagieren und alle ins Boot holen.

Zum Thema Work-Life-Balance bzw. Vereinbarkeit von Ausbildung, Studium und Privatleben. Welchen Eindruck haben Sie davon, wenn Sie an Ihre Beschäftigten im Verbundstudium denken?

Andreas Heider: Aus meiner Sicht ist das sehr gut machbar. Verbundstudierende haben ja auch einen Urlaubsanspruch. Bei mir war auch meistens etwas Zeit zwischen dem Ende der Prüfungsphase an der Hochschule und meinem Arbeitsbeginn im Tiefbauamt. Klar, man investiert mehr Zeit, aber dafür bekommt man auch etwas. Im Verbundstudium ist von Beginn an klar, wo ich in den Semesterferien arbeiten werde. Andere Studierende müssen ja immer wieder nach neuen Jobs suchen.

Dieter Linse: Wir zahlen unseren Verbundstudierenden durchgehend das Ausbildungsgehalt. Das erleichtert die Organisation für die Studierenden sehr. Außerdem hat die praktische Tätigkeit bei uns eine Verbindung zum Studium. Das ist viel wert.

Im Verbundstudium wechseln die Studierenden immer wieder zwischen der Hochschule und dem Unternehmen. Wie funktioniert der Anschluss bzw. der Übergang?

Dieter Linse: Ich bemerke da keine Auswirkungen.

Andreas Heider: Man merkt es eigentlich nur bei der Uhrzeit zum Aufstehen. Es braucht vielleicht ein, zwei Tage, dann ist man wieder drinnen.

Dieter Linse: Die Mitarbeiter freuen sich immer, wenn die Verbundstudierenden wieder da sind. Die Studierenden bringen frischen Wind mit rein, das ist spannend für alle Mitarbeiter und wird geschätzt.

Welche Voraussetzungen müssen Studieninteressierte erfüllen und welche Anforderungen stellen Sie an Ihre Studierenden?

Dieter Linse: Die gesundheitliche Eignung ist wichtig. Die Tätigkeiten bei uns sind vom Handwerk geprägt. Das ist körperliche Arbeit, das muss man wissen und schätzen. Wir sind eben auch draußen, wenn es kalt oder heiß ist.

Andreas Heider: Im Verbundstudium ist Eigenständigkeit wichtig, außerdem braucht es Teamfähigkeit, das ist besonders für Tätigkeiten im Baubereich ganz wesentlich.

Wie kann man sich bei Ihnen für ein Verbundstudium bewerben?

Dieter Linse: Ausbildungsplätze werden über die Homepage der Stadt Augsburg ausgeschrieben. Also bei Interesse das Stellenportal im Auge behalten. https://www.augsburg.de/team-augsburg/ausbildung-studium