Der ECO Piccolo von IKARUS
Mein Picco ist quasi ein Milleniums-Exemplar: Er ist vom November 2000. Damit gehört er zu den frühen Ausführungen, die noch einige Schwachstellen hatten. Trotzdem ist er ganz standardmäßig, ohne Modifikationen. Hier will ich nur kurz (?) berichten, was es damit auf sich hat. Fundierte und umfangreiche Informationen zum ECO-Piccolo gibt es im Internet, und ich habe mich auch darauf gestützt, als ich den Picco gebaut und zum Fliegen gebracht habe. Vor allem empfehle ich die Webseiten von Mike Shellim in seinem Online-Magazin R/C Soaring und die Seiten von Kurt Moraw auf seiner Website FlyHELI. Beide haben auch Listen von nützlichen Links, d.h. auf weitere informative Seiten.
Das Bild oben könnte zu einem Irrtum führen, deshalb klar gesagt: Der Picco ist kein Teppichklopfer, sondern ein Teppichhopser! Damit sind wir beim Thema. Der Picco ist mein erster und bisher einziger Heli, mehr aus technischer Verspieltheit gekauft. Dann wollte ich mir auch beweisen, daß ich noch Helifliegen lernen kann, merkte aber schnell, daß der Picco nicht der richtige dafür ist, und eigentlich gar kein richtiger Heli. So bin ich auf den Simulator gekommen (siehe meine Anmerkungen zum PiccoFly Simulator und zum Simulator REFLEX).
Der PiccoFly war mir nicht gut genug, mit dem REFLEX bin ich sehr zufrieden. Das betrifft nicht die Modelle, die mit den damaligen Versionen mitgeliefert wurden, die waren mir zu 'zappelig'. Dann gab es aber von Hans Jörg Kölli den Piccolo für den REFLEX. Der kam mir sehr realistisch vor, so daß ich einen Vergleich hatte zwischen dem 'Herumrutschen' auf dem Trainingsgestell in der Tiefgarage und 'richtigem' Fliegen im Simulator. Ergebnis: Das Rutschen ist nützlich zum Einstellen des Heli, aber nicht zum Lernen. Außerdem ist der Picco als kleiner Fixed-Pitch-Heli schwerer zu fliegen als ein großer Collective-Pitch-Heli. Schlußfolgerung: Picco in den Schrank stellen und im Simulator lernen, und zwar mit einem für Anfänger eingestellten, schweren CP-Heli. Die gab es mittlerweile auch für den REFLEX.
Der Dauerfrust beim Lernen hörte auf, der Lernfortschritt war beachtlich, Freude kam auf. Im Simulator konnte ich jeden Heli einigermaßen sicher fliegen und wieder landen, auch den Picco. Also den echten Picco wieder aus dem Schrank geholt und abgestaubt. Überraschung: So wie er war hatte er eigentlich gar nicht fliegen können. Um dem kleinen Kerl (und Herrn Grüntjens) kein Unrecht zu tun, mußte ich ihn (den Picco) zum Fliegen bringen und deshalb auch dieser Bericht.
Der Piccolo ist genial einfach aufgebaut. Mit Genialität ist angeblich häufig eine gewisse Unordentlichkeit oder Laxheit verbunden. Der Picco legt diesen Gedanken allerdings nahe, denn solide und präzise ist er nicht gebaut. Wahrscheinlich hat er viel vom Pixel von Alexander Van de Rostyne. IKARUS hat daraus ein marktfähiges Produkt gemacht, so daß 'jedermann' sich solch einen Heli anschaffen und 'überall' (besonders im Zimmer) damit fliegen kann. Das bedeutet weder, daß man die Qualität eines Schweizer Uhrwerks bekommt, noch, daß man wirklich überall fliegen kann, weder im Zimmer noch gar draußen. Eher ist es so, daß man so etwas wie den Pixel nicht 'von Null' aufbauen muß, sondern die komplexen Teile schon vorgefertigt bekommt und den Heli nur noch montieren muß. Das ist schon sehr viel, aber dieses 'nur' ist wiederum relativ.
Zu Anfang wurden etliche Schwachstellen am Picco entdeckt und im Internet diskutiert. Viele Umbautipps kursierten, es wurden Umbauteile angeboten, aber auch IKARUS hat einige Verbesserungen am Produkt vorgenommen und viele Hinweise ins Handbuch aufgenommen. Ich würde deshalb durchaus von einem Qualitätsprodukt sprechen, man darf hier kein Schweizer Uhrwerk erwarten. Die gelieferten Teile sind jedenfalls besser, als wenn man sie selbst angefertigt hätte. Sie sind auch praktisch schon montagefertig, nur die Montage selbst bleibt so kniffelig wie beim Pixel. Der Picco ist eben so simpel wie dieser aufgebaut und nicht so perfekt wie ein großer 3D-Modellheli aus Metall. Man muß deshalb beim Bau viel 'fummeln', aber man kann ihn zum fliegen bringen, so wie er geliefert wird (out of the box).
Bei IKARUS scheint es üblich zu sein, daß die Helis etwas 'schwammig' aufgebaut sind, vom ECO 8 liest man jedenfalls viel darüber. Ich würde deshalb nicht den Heli komplett umbauen, sondern mir (wenn schon) lieber gleich einen anderen Heli kaufen. Daß ein anspruchsvoller Umbau darauf hinausläuft, konnte man (einschließlich Preisen) zum Beispiel bei HeliHobby sehen. Auch den Picco sollte man also lieber so nehmen, wie er ist. Kleine Verbesserungen bringen schon viel. So habe ich die Rotorwelle mit Tesafilm umwickelt, damit die Taumelscheibe enger geführt ist. Es würde auch viel bringen, den Mitnehmer zu 'verdoppeln', so daß er symmetrisch bzw. beidseitig ist, aber das war mir schon zu viel Aufwand. Ansonsten habe ich nur gemacht, was unbedingt nötig ist. Das hatte ich allerdings erst spät erkannt (s.o.).
Wichtig ist, daß die bewegten Teile genau justiert und ausgewuchtet sind. Das steht alles in der Anleitung, man muß es nur ernst nehmen. Also die Rotorblätter verputzen, dann mit dem Rotorkopf montieren und insgesamt den Rotor auswuchten. Dazu an das leichtere Blatt ein Stück Tesafilm auf halbem Radius kleben. Die Blattschrauben aus Nylon sind so fest anzuziehen, daß die Blätter durch die Fliehkraft ausgerichtet werden, aber nicht schwingen können. Ich finde, daß sie dann nicht noch fester angezogen, sondern mit Lack (Sicherungslack, Nagellack) gesichert werden müssen. So steht es auch in der Anleitung. Der Heckrotor ist ganz einfach mit Tesafilm auszuwuchten. Übrigens geht das Auswuchten am besten auf der jeweiligen Welle, ohne Motor.
Die Paddelstange ist das schwierigste Teil: Sie muß nicht nur ausgewuchtet, sondern auch symmetrisch sein, weil sie aerodynamische Kräfte erzeugt. Also Rotorblätter wieder vom Kopf und Paddelstange montieren. Diese wird von den Hebeln mittig gehalten, aber zuerst die Paddel montieren und dann den Abstand Paddel zur Rotorwelle (nicht zu den Hebeln!) symmetrisch machen, dann die Hebel festklemmen. Paddel und Hebel werden mit Schrauben geklemmt, die man so fest wie möglich anziehen sollte. Das ist leichter gesagt als getan. Die Verschraubung ist eine Simpellösung, keine Präzisionslösung. Wenn man sie anzieht, verstellt sich leicht wieder etwas.
Die Paddel legt man auf einen Tellerrand, wenn man sie auf der Stange festklemmt, dann sind sie schön parallel zueinander. Dann montiert man den Rotorkopf und klemmt die Hebel so, daß die Paddel waagerecht liegen und symmetrisch zur Rotorwelle (furchtbare Fummelei). Dann wuchtet man die Paddel mit Tesafilm aus und montiert die Rotorblätter wieder. Den Spurlauf kann man nun durch einfaches seitliches Anschauen des drehenden Rotors prüfen. Wenn er nicht stimmt, klebt man zwei gleich große, aber verschiedenfarbige Stücke Klebeband jeweils in gleicher Lage außen an die Rotorblätter. Wenn damit das höher laufende Blatt festgestellt ist, wird das davor laufende Paddel etwas nach unten gedreht, bis gleicher Spurlauf erreicht ist.
Die Schrauben für Paddel und Hebel sollen sehr fest sitzen, damit nicht bei jedem kleinen Aufprall alles verstellt ist. Vielmehr springen dann die Hebel aus den Kugelköpfen und der Rotor von der Welle. Das tut er leider manchmal auch mitten im Flug. IKARUS hat diese Schwachstelle beseitigt, aber ich möchte mir nicht einen neuen Rotorkopf kaufen und alles wieder neu justieren. Dazu ist neben Geschicklichkeit und Geduld auch viel Glück erforderlich, und das will ich nicht herausfordern. Lieber fliege ich meinen Picco wie er ist, aber nur selten, und gehe das Risiko ein. Es ist eben auch gering, weil der Heli jetzt so gut eingestellt und ausgewuchtet ist.
Dann sind auch die Wellen aus CFK kein Problem, denn der Heli fliegt (fast) schwingungsfrei. Nur auf die Motorritzel muß man achtgeben. Diese Kunststoffteile nutzen sich nicht nur schnell ab, sondern sitzen auch nicht fest genug auf den Stahlwellen. Dann rutscht das Ritzel aus dem Zahnrad oder dreht auf der Welle durch. Den jeweiligen Effekt bei Haupt- und Heckrotor kann man sich vorstellen. Festkleben mit Sekundenkleber ist gut, wenn man die Welle vorher 'aktiviert' (mit Aktivator). Besser noch ist der 'Kleber', den man manchmal zu Getrieben bekommt, um das Ritzel auf die Motorwelle zu kleben.
Ich fliege den Picco mit dem Standardmotor, dem Standardritzel mit 9 Zähnen und zwei verschiedenen Akkus. Der (Panasonic?) NiMH mit 7 Zellen und 550 mAh hält länger, der Sanyo NiCd mit ebenfalls 7 Zellen und 250 mAh hat mehr 'Feuer' (obwohl der N-250AAA 24 mOhm Innenwiderstand hat). Bei beiden muß man rechtzeitig landen, sonst geht es zu schnell abwärts.
Bei meinem Sender Cockpit MM gab es ein Problem, nachdem die Software Version 2 aufgespielt war. Multiplex hatte für Helis vorgesehen, daß der volle Pitchbereich nur in Autorotation steuerbar ist, im normalen Flug nur 75%. Außerdem wird auf dem Kanal für Pitch bzw. Gas nicht die volle Spannbreite des Signals ausgegeben. Man muß jetzt entweder im Heliprogramm ständig auf Autorotation schalten oder das Universalprogramm nehmen und in jedem Fall die untere Gasstellung ganz nach unten trimmen. Der Regler auf dem PiccoBoard stellt sich dann richtig ein, so daß man auch 'Vollgas' geben kann.
Zum Fliegen selbst: Der Piccolo fliegt erstaunlich ruhig, nur gegenüber CP-Helis etwas 'gewöhnungsbedürftig'. Die Steuerausschläge sowohl für Nick/Quer als auch für Heck und Leistung fühlen sich 'anders' an, aber man lernt das schnell. Man muß sich eben auch beim Fliegen auf den Picco einstellen. Der Hummingbird soll noch ruhiger sein, der Hornet dagegen regelrecht 'giftig', aber das ist kein Vergleich. Jeder Heli hat seinen eigenen 'Charakter', und der Picco ist auf seine Art (wenn er gut fliegt) sehr schön.
Im Bodeneffekt ist er unangenehm, deshalb bringt das 'Rutschen' (s.o.) auch nichts. Schnelles Fliegen ist schwierig (Aufbäumen), aber im Zimmer ohnehin nicht angebracht. Draußen ist es ganz schlecht, weil der Picco nicht die kleinste Böe verträgt. Und im Zimmer sollte man schon sehr gut fliegen können, weil er sonst sehr 'raumgreifend' hin und her tanzt und häßliche Schrammen in die Tapeten schlägt. Wenn man also mit dem 'richtigen' Piccolo lernen will, sollte es schon eine richtige Halle sein. Eine (leere!) Tiefgarage geht zwar, ist aber eine unangenehme Umgebung (Simulator ist ohnehin besser, s.o.). Aus den gleichen Gründen sollte das Trainingsgestell am Heli sein, weil die dann üblichen Landungen mit heftiger senkrechter oder seitlicher Bewegung keinen Schaden anrichten. Kunstflug kann man mit dem FP-Picco nicht machen, also ist das Trainingsgestell kein Nachteil.
Nun kann man sich sicher denken, was für Helis ich mir noch zulegen möchte: jedenfalls keinen Fixed-Pitch-Heli, aber auch keinen CP-Piccolo. Der nächste wird wohl ein Hornet II, um in der Micro-Klasse zu bleiben, aber auch draußen fliegen zu können, denn der Hornet II soll außerdem besonders ruhig fliegen (hoffentlich stimmt es). Dann käme wohl ein Eolo an die Reihe, der gut draußen, aber auch drinnen fliegen kann und auch sehr ruhig ist, oder etwas ganz edles, die JR Parkmite. Ein Logo 10 wäre schön, aber eine deutlich größere Klasse und nur für draußen. Mal sehen...
Nachtrag 2017
Nachtragend bin ich nicht, aber bekanntlich kommt es anders als man denkt und das wird hier nachgetragen:
Das Thema Heli war zunächst unwichtig für mich, viele Simulatormodelle
von Flugzeugmodellen wurden gebaut, und dann kamen die Mikro-Helis heraus. Als
technische Spielzeuge kaufte ich
E-Flite Blade mCX S300 – fixed-pitch coaxial (als Schweizer 300 aufgemacht),
E-Flite Blade mSR – fixed-pitch flybar und
E-Flite Blade mCP X – collective-pitch flybarless.
Die wurden im Winter im Zimmer geflogen, um in Übung zu bleiben. Erst
später wurden sie auch das Standardgerät für das Hallenfliegen im
Winter.
Im November 2017, genau 17 Jahre nach der Anschaffung, ist der Piccolo nun wieder einmal geflogen - aus Nostalgie. Ein Vereinskollege hat davon ein Video gemacht, das nach diesem Absatz eingeblendet ist. Gleich danach habe ich den mSR geflogen, der technisch nach dem gleichen Prinzip arbeitet. Er wiegt aber nur ein Zehntel (28g), kostet auch nur ungefähr ein Zehntel (der Picco war teuer) und ist wahrscheinlich zehnmal besser im Vergleich zum Piccolo. Jedenfalls spürt man den technischen Fortschritt von 10 Jahren, wenn man beide nacheinander fliegt.
Nicht durch die Mikro-Helis, sondern durch das Einfliegen von Simulatormodellen (von Anfängerhelis, siehe meine Download-Seite) konnte ich dann im Herbst 2017 endlich "richtig" Hubschrauber fliegen, das heißt auch Nasenschweben automatisch und ohne besondere Konzentration (aber keinen Kunstflug). Nun will ich doch noch einen "richtigen" Modellheli haben, der so groß und ruhig ist, daß ich ihn im Sommer draußen fliegen kann. Das ist das Ergebnis meines "Entscheidungsprozesses":
Die Hughes oder Schweizer 300 hat es mir wohl angetan (und es gibt auch eine entfernte Ähnlichkeit zum Piccolo). Dieses Semi-Scale-Modell wurde schon 1995 von Hirobo herausgebracht und hat noch mechanische Mischer. Meine spezielle aktuelle Ausführung hat einen starren Dreiblattrotor, Elektroantrieb und bekommt ein modernes V-Stabi. Der Rotordurchmesser ist 1,10 m und das Gewicht dürfte bei 4 kg herauskommen. Das ist mehr als das zehnfache des Piccolo-Gewichtes (280 g) und technisch liegen auch Welten zwischen den beiden Helis. So, jetzt sehen wir also... (auf der nächsten Seite.)