Wernher der Gartenære
um 1270
Meier Helmbrecht
vor 1282
Text:Meier HelmbrechtHrsg. F. Panzer, Halle 1902 u. ö.Faksimile: Internet Archive
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[Das puech ist von dem Mayr Helmprechte]
Einer seit waz er gesiht,der ander seit waz im geschiht,der dritte von minne,der vierde von gewinne, | |
5 | der fünfte von grôzem guote,der sehste von hôhem muote:hie wil ich sagen waz mir geschach,daz ich mit mînen ougen sach.ich sach, deist sicherlîchen wâr, |
10 | eins gebûren sun, der truoc ein har,daz was reide unde val;ob der ahsel hin ze talmit lenge ez volleclîchen gienc.in eine hûben er ez vienc, |
15 | diu was von bilden wæhe.ich wæn ieman gesæhesô manegen vogel ûf hûben:siteche unde tûbendie wâren al dar ûf genât. |
20 | welt ir nû hren waz dâ stât?
Meier Helmbrecht (Ambraser Heldenbuch, fol. 225r)
Ein meier der hiez Helmbreht:des sun was der selbe knehtvon dem daz mære ist erhaben.sam den vater nante man den knaben: |
25 | si bêde hiezen Helmbreht.mit einer kurzen rede slehtkünde ich iu daz mære.waz ûf der hûben wærewunders erziuget |
30 | (daz mære iuch niht betriuget;ich sage ez niht nâch wâne):hinden von dem spânenâch der scheitel gegen dem schopfe,reht enmitten ûf dem kopfe, |
35 | der lîm mit vogelen was bezogen,reht als si wæren dar geflogenûz dem Spehtharte.ûf gebûren swartekom nie bezzer houbetdach, |
40 | dan man ûf Helmbrehte sach.dem selben geutôrenwas gegen dem zeswen ôrenûf die hûben genât(welt ir nû hren waz dâ stât?) |
45 | wie Troye wart besezzen,dô Pârîs der vermezzendem künege ûz Kriechen nam sin wîp,diu im was liep alsam sîn lîp,und wie man Troye gewan |
50 | und Ênêas von danne entranûf daz mer in den kielen,und wie die türne vielenund manec steinmûre.owê daz ie gebûre |
55 | solhe hûben solde tragendâ von sô vil ist ze sagen.
Welt ir nû hren mêwaz anderhalp dar ûf stêmit sîden erfüllet? |
60 | daz mære iuch niht betrüllet:
ez stuont gegen der winstern hant,wie künec Karle und Ruolant,Turpîn und Oliviere,die nôtgestalden viere, |
65 | waz die wunders mit ir kraftworhten gegen der heidenschaft:Prôvenz und Arlebetwanc der künec Karlemit manheit und mit witzen, |
70 | er betwanc daz lant Galitzen;daz wâren allez heiden ê.welt ir nû hren waz hie stêvon ener nestel her an dise(ez ist wâr daz ich iu lise) |
75 | zwischen den ôren hinden?von frouwen Helchen kinden,wie die wîlen vor Rabenden lîp in sturme verloren haben,dô si sluoc her Witege, |
80 | der küene und der unsitege,und Diethern von Berne.noch mügt ihr hren gernewaz der narre und der gouchtruoc ûf sîner hûben ouch. |
85 | ez hêt der gotes tumbevor an dem lîme al umbevon dem zeswen ôren hinunz an daz lenke (des ich binmit wârheit wol bewæret; |
90 | nû hrt wie ez sich mæret),man möht ez gerne schouwen,von rittern und von frouwen,ouch was dâ niht überhaben,beide von meiden und von knaben |
95 | vor an dem lîme stuont ein tanzgenât mit sîden, diu was glanz.ie zwischen zwein frouwen stuont,als si noch bî tanze tuont,ein ritter an ir hende; |
100 | dort an enem endeie zwischen zwein meiden giencein knabe der ir hende vienc.dâ stuonden fidelære bî.
Nû hret wie diu hûbe sî |
105 | geprüefet Helmbrehte,dem tumben ræzen knehte.noch habt ir allez niht vernomenwie diu hûbe her sî komen:die nâte ein nunne gemeit. |
110 | diu was durch ir hövescheitûz ir zelle entrunnen.ez geschach der selben nunnenals vil maneger noch geschiht.mîn ouge der vil dicke siht, |
115 | die daz nider teil verrâten hât,dâ von daz ober mit schanden stât.Helmbrehtes swester Gotelintder nunnen ein genæmez rintgap si ze kuchenspîse. |
120 | si was ir werkes wîse;si diente ez wol mit nætean der hûben und an der wæte.dô Gotelint gap dise kuo,nû hret waz diu muoter tuo. |
125 | diu gap sô vil der zweierder nunnen, kæse und eier,die wîle si ze revende gie,daz si die selben zît niesô manec ei zerklucte |
130 | noch kæse versmucte.
Noch gap diu swester mêredem bruoder durch sîn êrekleine wîze lînwât,daz lützel ieman bezzer hât. |
135 | diu was sô kleine gespunnen,ab dem tuoche entrunnenwol siben webære,ê ez volwebet wære.ouch gap im diu muoter, |
140 | daz nie seit sô guoterversniten wart mit schærevon deheinem snîdære,und einen pelz dar undervon sô getânem kunder |
145 | daz ûf dem velde izzet gras;niht sô wîzes in dem lande was.dar nâch gap im daz getriuwe wîpir lieben sune an sînen lîpketenwambîs unde swert; |
150 | des was der jungelinc wol wert.noch gap si demn selben knabenzwei gewant, diu muost er haben,gnippen unde taschen breit;er ist noch ræze der si treit.
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155 | Dô si gekleidet hêt den knaben,dô sprach er: «muoter, ich muoz habendar über einen warkus;und sold ich des belîben sus,sô wær ich gar verswachet. |
160 | der sol ouch sîn gemachet,alsô dîn ouge den an gesiht,daz dir dîn herze des vergiht,dû habest des kindes êre,swar ich danne kêre.» |
165 | si hêt noch in den valdenein röckelîn behalden:des wart si âne leiderdurch des sunes kleider.si kouft im tuoch, daz was blâ! |
170 | weder hie noch anderswâtruoc nie dehein meiereinen roc der zweier eierwære bezzer dan der sîn;daz habt ûf die triuwe mîn.
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175 | Er kunde in tugende lêrenund hôhen lop gemêrender im daz hêt gerâten:nâch dem ruckebrâtenvon der gürtel unz in den nac |
180 | ein knöpfel an dem andern lac;diu wâren rot vergoldet.Ob ir nû hren woldetvon dem rocke fürbaz,durch iuwer liebe sagte ich daz. |
185 | dâ daz gollier an daz kingereichet, unz an die rinken hindiu knöpfel wâren silberwîz.ez hêt selten solhen vlîzan sînen warkus geleit |
190 | dehein gebûre der in treit,noch sô kostelîchiu werczwischen Hôhensteine und Haldenberc.seht wie iu daz gevalle:driu knöpfel von kristalle, |
195 | weder ze kleine noch ze grôz,den buosem er dâ mit beslôz,er gouch und er tumbe.sîn buosem was al umbebestreut mit knöpfelînen, |
200 | diu sach man verre schînen,gel, blâ, grüene, brûn und rôt,swarz und wîz, als er gebot.diu lûhten sô mit glanze,swenne er gie bî dem tanze, |
205 | sô wart er von in beiden,von wîben und von meiden,vil minneclîche an gesehen.ich wil des mit wârheit jehen,daz ich bî dem selben knaben |
210 | den wîben hêt unhôhe erhaben.dâ der ermel an daz muoder gâtal umbe und umbe was diu nâtbehangen wol mit schellen:die hôrt man lûte hellen, |
215 | swenne er an dem reien spranc,den wîben ez durch diu ôren klanc.her Nîthart, und solde er leben,dem hêt got den sin gegeben,der kunde ez iu gesingen baz |
220 | dan ich gesagen. nû wizzet daz:si verkoufte manec huon und ei,ê si im gewunne diu zwei,hosen und spargolzen.
Als si dô dem stolzen |
225 | sîniu bein hêt gekleit,«mîn wille mich hinz hove treit»,sprach er; «lieber vater mîn,nu bedarf ich wol der stiure dîn:mir hât mîn muoter gegeben |
230 | und ouch mîn swester, sol ich leben,daz ich in alle mîne tageimmer holdez herze trage.»
Dem vater was daz ungemach.ze dem sune er in spotte sprach: |
235 | «ich gibe dir zuo der wæteeinen hengest, der ist dræteund der wol springe ziune und graben,den soltu dâ ze hove haben,und der lange wege wol loufe. |
240 | wie gerne ich dir den koufe,ob ich in veile vinde!lieber sun, nu erwindehinz hove dîner verte.diu hovewîse ist herte |
245 | den die ir von kindes lithabent niht gevolget mit.lieber sun, nû men dû miroder hab den phluoc, sô men ich dir,und bûwe wir die huobe; |
250 | sô kumst du in dîne gruobemit guoten êren alsam ich:zwâre des versihe ich mich.ich bin getriuwe, gewære.niht ein verrâtære; |
255 | darzuo gibe ich alliu jârze rehte mînen zehenden gar:ich hân gelebet mîne zîtâne haz und âne nît.»
Er sprach: «lieber vater mîn. |
260 | swîc und lâ die rede sîn.dâ mac niht anders an geschehen,wan ich wil benamen besehen,wie ez dâ ze hove smecke.mir sulen ouch dîne secke |
265 | nimmer rîten den kragen.ich sol ouch dir ûf dînen wagennimmer mist gevazzen.sô solt mich got gehazzen,swenne ich dir ohsen wæte |
270 | und dînen habern sæte.daz zæme niht zewâremînem langen valwen hâreund mînem reidem lockeund mînem wol stânden rocke |
275 | und mîner wæhen hûbenund den sîdînen tûbendie dar ûf nâten frouwen.ich hilf dir nimmer bouwen.»
«Lieber sun, belîp bî mir. |
280 | ich weiz wol, ez wil geben dirder meier Ruopreht sîn kint,vil schâfe, swîne und zehen rint,alter unde junger.ze hove hâstu hunger |
285 | und muost dar zuo vil harte ligenund aller gnaden sîn verzigen.nû volge mîner lêre,des hâstu frum und êre;wan selten im gelinget, |
290 | der wider sînen orden ringet.dîn ordenunge ist der phluoc.dû vindest hoveliute genuoc,swelchez ende dû kêrest.dîn laster dû gemêrest, |
295 | sun, des swer ich dir bî got;der rehten hoveliute spotwirdestû, vil liebez kint.dû solt mir volgen und erwint.»
«Vater, und wirde ich geriten, |
300 | ich trûwe in hovelîchen sitenimmer alsô wol genesen,sam die ze hove ie sint gewesen.swer die hûben wæheûf mînem houpte sæhe, |
305 | der swüer wol tûsent eidefür diu werc beide,ob ich dir ie gementeoder phluoc in furch gedente.swenne ich mich gekleide |
310 | in gewant daz si mir beideze stiure gâben gester,min muoter und mîn swester,sô bin ich sicherlîchedem vil ungelîche, |
315 | ob ich etewennekorn ûf dem tennemit drischelen ûz gebiezoder ob ich stecken ie gestiez.swenne ich fuoz unde bein |
320 | hân gezieret mit den zwein,hosen und schuohen von korrûn,ob ich ie geziunte zûndir oder ander iemen,des meldet mich niemen. |
325 | gîst dû mir den meidem,meier Ruopreht zeinem eidembin ich im immer mê verzigen:ich wil mich niht durch wîp verligen.»
Er sprach: «sun, eine wîle dage |
330 | und vernim waz ich dir sage.swer volget guoter lêre,der gewinnet frum und êre:swelch kint sînes vater râtze allen zîten übergât, |
335 | daz stât ze jungest an der schameund an dem schaden rehte alsame.wilt dû dich sicherlîchengenôzen und gelîchendem wol gebornen hoveman, |
340 | dâ misselinget dir an;er treit dir dar umbe haz.dû solt ouch wol gelouben daz,ez kleit dehein gebûre nihtswaz dir dâ ze leide geschiht. |
345 | und næme ein rehter hovemandem gebûren swaz er ie gewan,der gedinget doch ze jungest bazdanne dû. nû wizze daz:nimst dû im ein fuoter, |
350 | lieber sun vil guoter.gewinnet er dîn oberhant,sô bist dû bürge unde phantfür alle die im haben genomen.er lât dich niht ze rede komen, |
355 | die pfenninge sind alle gezalt;ze gote hât er sich versalt,sleht er dich an dem roube.lieber sun, geloubemir diu mære und belîp |
360 | und nim ein êlîchez wîp.»
«Vater, swaz sô mir geschiht,ich lâze mîner verte niht;ich muoz benamen in die büne.nû heiz ander dîne süne, |
365 | daz si sich mit dem phluoge müen.ez muezen rinder vor mir lüendie ich über ecke trîbe.daz ich sô lange belîbe,des irret mich ein gurre; |
370 | daz ich niht ensnurremit den andern über eckeund die gebûren durch die heckeniht enfuere bî dem hâre,daz ist mir leit zewâre. |
375 | die armuot möht ich nicht verdoln;swenne ich driu jâr einen volnzüge und als lange ein rint,der gewin wær mir ein wint.ich wil rouben alle tage, |
380 | dâ mite ich mich wol bejagemit volleclîcher kosteund den lîp vor frostewol behalde in dem winder,ez enwelle et niemen rinder. |
385 | vater, balde île,entwâle deheiner wîle,gip den meidem balde mir:ich belîbe lenger niht bî dir.»
Die rede wil ich kürzen. |
390 | einen loden von drîzec stürzen(alsô saget uns daz mære,daz der lode wærealler loden lengest),den gap er an den hengest |
395 | und guoter küeje viere,zwêne ohsen und drî stiereund vier mütte kornes.owê guotes verlornes!er koufte den hengst umb zehen phunt: |
400 | er hêt in an der selben stuntkûme gegeben umbe driu:owê verlorniu sibeniu!
Dô der sun wart bereitund er sich hêt an geleit, |
405 | nû hret, wie der knabe sprach.er schutte daz houbet unde sachûf ietweder ahselbein:«ich bizze wol durch einen stein;ich bin sô muotes ræze, |
410 | hei waz ich îsens vræze!ez næme der keiser für gewin,viengo ich in niht und züge in hinund beschazte in unz an den slouchund den herzogon ouch |
415 | und eteslîchen grâven.über velt wil ich dravenâne angest mînes verhesund alle welt dwerhes.lâ mich ûz dîner huote |
420 | hinnen phurren, nâch mînem muotewil ich selbe wahsen.vater, einen Sahsenden züget ir lîhter danne mich.»
Er sprach: «sun, sô wil ich dich |
425 | mîner zühte lâzen frî.nû zuo des der neve sî!sît ich mîne zuht sol mîdenan dem ûf rîden,sô hüete dîner hûben |
430 | und der sîdînen tûben,daz man die indert rüereoder mit übele iht zefüeredîn langez valwez hâre.und wilt dû zewâre |
435 | mîner zühte nimmêresô vürhte ich vil sêre,dû volgest ze jungest einem stabeund swar dich wîse ein kleiner knabe.»er sprach: «sun, vil lieber knabe, |
440 | lâ dich noch rihten abe.dû solt leben des ich lebeund des dir dîn muoter gebe.trinc wazzer, lieber sun mîn,ê dû mit roube koufest wîn. |
445 | datz Ôsterrîche clamirre,ist ez jener, ist ez dirre,der tumbe und der wîsehant ez dâ für herren spîse.die soltû ezzen, liebez kint, |
450 | ê dû ein geroubtez rintgebest umb eine hennedem wirte eteswenne.dîn mnoter durch die wochenkan guoten brîen kochen: |
455 | den soltû ezzen in den grans,ê dû gebest umb eine gansein geroubtez phärit.sun, und hêtest dû den sit,sô lebtest dû mit êren, |
460 | swar dû woldest kêren.sun, den rocken mischemit habern, ê dû vischeezzest nâch unêren:sus kan dîn vater lêren. |
465 | volge mir, sô hâstu sin;sî des niht, sô var dâ hin.erwirbstu guot und êren vil,für wâr ich des niht enwilmit dir haben gemeine: |
470 | hab ouch den schaden eine.»
«Dû solt trinken, vater mîn,wazzer, sô wil ich trinken wîn.und iz dû gîselitze.sô wil ich ezzen ditze |
475 | daz man dâ heizet huon versoten;daz wirt mir nimmer verboten.ich wil ouch unz an mînen tôtvon wîzen semeln ezzen brôt:haber der ist dir geslaht. |
480 | man liset ze Rôme an der phaht,ein kint gevâhe in sîner jugentvon sînem toten eine tugent.ein edel ritter was mîn tote:sælic sî der selbe gote |
485 | von dem ich sô edel binund trage sô hôchvertigen sin!»
Der vater sprach: «nû gloube daz,mir geviele et michel bazein man der rehte tæte |
490 | und dar an belibe stæte.wær des geburt ein wênic laz,der behagte doch der welde bazdan von küneges fruht ein mander tugent noch êre nie gewan. |
495 | ein frumer man von swacher artund ein edel man an dem nie wartweder zuht noch êre bekant,und koment die bêde in ein lantdâ niemen weiz wer si sint, |
500 | man hât des swachen mannes kintfür den edelen hôchgebornder für êre hât schande erkorn.sun, und wilt dû edel sîn,daz rât ich ûf die triuwe mîn, |
505 | sô tuo vil edellîche:guot zuht ist sicherlîcheein krône ob aller edelkeit;daz sî dir für wâr geseit.»
Er sprach: «vater, dû hâst wâr. |
510 | mich enlât mîn hûbe und mîn hârund mîn wol stânde gewæteniht belîben stæte.diu sint beidiu sô glanz,daz si baz zæmen einem tanz |
515 | dan der eiden oder dem phluoc.»
«Wê daz dich muoter getruoc!»sprach der vater zuo dem sun.«du wiltz beste lân undz bse tuon.sun, vil schner jungelinc, |
520 | dû solt sagen mir ein dinc.ob dir wonen witze bî,weder baz lebendiger sî:dem man fluochet unde schiltetund des al diu welt engiltet |
525 | und mit der liute schaden lebetund wider gotes hulde strebet -nû welhes leben ist reiner?sô ist aber einerdes al diu welt geniuzet |
530 | und den des niht verdriuzet,er werbe naht unde tac,daz man sîn geniezen mac,und got dar under êret;swelhez ende er kêret, |
535 | dem ist got und al diu welt holt.lieber sun, dû mir soltmit der wârheit sagen daz,weder dir nû gevalle baz.»
«Vater mîn, daz tuot der man, |
540 | des man niht engolten kanund des man geniezen sol.der ist lebendiger wol.»
«Lieber sun, daz wærest dû,ob dû mir woldest volgen nû. |
545 | sô bûwe mit dem phluoge;sô geniezent dîn genuoge:dîn geniuzet sicherlîcheder arme und der rîche,dîn geniuzet wolf und ar |
550 | und alliu creatûre garund swaz got ûf der erdenhiez ie lebendic werden.lieber sun, nû bouwe:ja wirt vil manec frouwe |
555 | von dem bûwe geschnet,manec künec wirt gekrnetvon des bûwes stiuwer.wan niemen wart sô tiuwer,sîn hôchvart wære kleine |
560 | wan durch daz bû aleine.»
«Vater, dîner predigegot mich schiere erledige.und ob ûz dir worden wæreein rehter predigære, |
565 | dû bræhtest liute wol ein hermit dîner predige über mer.vernim waz ich dir sagen wil:bûwent die gebûren vil,si ezzent wol dester mê. |
570 | swie halt mir mîn dinc ergê,ich wil dem phluoge widersagen.und sold ich swarze hende tragenvon des phluoges schulde,sô mir gotes hulde, |
575 | sô wær ich immer geschant,swenne ich tanzte an frouwen hant.»
Der vater sprach: «nû vrage,daz dich des iht betrâge,swâ dû sîst den wîsen bî, |
580 | mir troumte ein troum, waz daz sî.dû hêtest zwei lieht in der hant,diu brunnen, daz si durch diu lantlûhten mit ir schîne.lieber sun der mîne, |
585 | sust troumt mir vert von einem man,den sach ich hiure blinden gân.»
Er sprach: «vater, daz ist guot.ich gelâze nimmer mînen muotumb sus getâniu mære; |
590 | ein zage ich danne wære.»
In enhalf et niht sîn lêre.er sprach: «mir troumte mêre:ein fuoz dir ûf der erde gie,dô stüende du mit dem andern knie |
595 | hôhe ûf einem stocke;dir ragete ûz dem rockeeinez als ein ahsendrum.sol dir der troum wesen frum,oder waz er bediute, |
600 | des frâge wîse liute.»
«Daz ist sælde unde heilund aller rîchen freuden teil.»
Er sprach: «sun, noch troumte mirein troum, den wil ich sagen dir. |
605 | dû soldest fliegen hôheüber welde und über lôhe:ein vettich wart dir versniten:dô wart dîn vliegen vermiten.sol dir der troum guot sîn? |
610 | owê hende, fueze und ougen dîn!»
«Vater, al die tröume dînsint vil gar diu sælde mîn»sprach der junge Helmbreht.«schaf dir umb einen andern kneht: |
615 | dû bist mit mir versoumet,swie vil dir sî getroumet.»
«Sun, al die tröume sint ein wint,die mir noch getroumet sint:nû hr von einem troume. |
620 | dû stüende ûf einem boume:von dînen fuezen unz an das graswol anderhalp klâfter was;ob dînem houpte ûf einem zwîsaz ein rabe, ein krâ dâ bî. |
625 | dîn hâr was dir bestroubet:dô strælte dir dîn houbetzeswenhalp der rabe dâ,winsterhalp schiet dirz diu krâ.Owê, sun, des troumes, |
630 | owê, sun, des boumes,owê des raben, owê der krân!jâ wæn ich riuwec bestândes ich an dir hân erzogen,mir habe der troum danne gelogen.»
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635 | «Ob dir nû, vater, wizze Krist,troumte allez daz der ist,beide übel unde guot,ich gelâze nimmer mînen muothinnen unz an mînen tôt. |
640 | mir wart der verte nie sô nôt.vater, got der hüete dînund ouch der lieben muoter mîn;iuwer beider kindelîndiu muezen immer sælec sîn. |
645 | got hab uns alle in sîner phlege.»dâ mite reit er ûf die wege.urloup nam er zuo dem vater;hin drâte er über den gater.sold ich allez sîn geverte sagen, |
650 | daz enwurde in drin tagen,oder lîhte in einer wochennimmer gar volsprochen.
Reiter-Illustration aus dem Falkenbuch Friedrichs II.
Ûf eine burc kom er geriten.dâ was der wirt in den siten, |
655 | daz er urliuges wieltund ouch vil gerne die behielt,die wol getorsten rîtenund mit den vînden strîten.dâ wart der knabe gesinde. |
660 | an roube wart er sô swinde,swaz ein ander ligen liezin sînen sac erz allez stiez.er nam ez allez gemeine:dehein roup was im ze kleine, |
665 | im was ouch niht ze grôz.ez wære rûch, ez wære blôz,ez wære krump, ez wære sleht,daz nam allez Helmbreht,des meier Helmbrehtes kint. |
670 | er nam daz ros, er nam daz rint,er lie dem man niht leffels wert;er nam wambîs unde swert,er nam mandel unde roc,er nam die geiz, er nam den boc, |
675 | er nam die ou, er nam den wider:daz galt er mit der hiute sider.röckel, pheit dem wîbezôch er ab dem lîbe,ir kürsen und ir mandel: |
680 | des hêt er gerne wandel,dô in der scherge machet zam,daz er wîben ie genam;daz ist sicherlîchen wâr.ze wunsche im daz êrste jâr |
685 | sîne segelwinde duzzenund sîniu schef ze heile fluzzen.sînes muotes wart er sô geil,dâ von daz im der beste teilie geviel an gewinnen. |
690 | dô begunde er heim sinnen,als ie die liute phlâgenheim zuo ir mâgen.ze hove er urloup dô namund ze dem gesinde sam, |
695 | daz si got der guotehêt in siner huote.
Hie hebet sich ein mære,daz vil müelîch wæreze verswîgen den liuten. |
700 | kunde ich ez bediuten,wie man in dâ heime enphienge!ob man iht gegen im gienge?nein, ez wart geloufen,alle mit einem houfen, |
705 | einez für daz ander dranc;vater unde muoter spranc,als in nie kalp ersturbe.wer daz botenbrôt erwurbe?dem knehte gap man âne fluoch |
710 | beide hemde unde bruoch.sprach daz frîwîp und der kneht:«bis willekomen, Helmbreht!»?nein, si entâten,ez wart in widerrâten; |
715 | si sprâchen: «juncherre mîn,ir sult got willekomen sîn!»«vil liebe soete kindekîn,got lâte iuch immer sælec sîn!»diu swester engegen im lief, |
720 | mit den armen si in umbeswief.dô sprach er zuo der swester:«gratia vester!»hin für was den jungen gâch,die alten zugen hinden nâch; |
725 | si enphiengen in beide âne zal.zem vater sprach er: «deu sal!»zuo der muoter sprach er sâbêheimisch: «dobra ytra!»si sâhen beide einander an, |
730 | beide daz wîp und der man.diu hûsfrou sprach: «herre wirt,wir sîn der sinne gar verirt.er ist niht unser beider kint:er ist ein Bêheim oder ein Wint.» |
735 | der vater sprach: «er ist ein Walh.mîn sun, den ich got bevalh,der ist ez niht sicherlîcheund ist im doch gelîche.»dô sprach sîn swester Gotelint: |
740 | «er ist niht iuwer beider kint.er antwurt mir in der latîn:er mac wol ein pfaffe sîn.»«entriuwen», sprach der vrîman,als ich von im vernomen hân, |
745 | sô ist er ze Sahsenoder ze Brâbant gewahsen.er sprach «liebe soete kindekin»:er mac wol ein Sahse sîn.»
Der wirt sprach mit rede sleht: |
750 | «bist dûz mîn sun Helmbreht,dû hâst gewunnen mich dâ mite,sprich ein wort nâch unserm site,als unser vordern tâten,sô daz ichz müge errâten. |
755 | dû sprichest immer «deu sal»,daz ich enweiz zwiu ez sal.êre dîne muoter unde mich,daz diene wir immer umbe dich:sprich ein wort tiutischen. |
760 | ich wil dir dînen hengest wischen,ich selbe unde niht mîn kneht,lieber sun Helmbreht,daz dû immer sælec müezest sîn.»
«Ey waz snacket ir gebûrekîn |
765 | und jenez gunêrte wîf?mîn parit, mînen klâren lîfsol dehein gebûric manzwâre nimmer gegrîpen an.»
Des erschrac der wirt vil sêre. |
770 | dô sprach er aber mêre:«bistuz Helmbreht, mîn sun,ich siude dir noch hînte ein huonund brâte dir aber einez:daz rede ich niht meinez. |
775 | und bist duz niht Helmbreht, mîn kint,sît ir ein Bêheim oder ein Wint,sô vart hin zuo den Winden!ich hân mit mînen kindenweizgot vil ze schaffen. |
780 | ich gibe ouch keinem pfaffenniht wan sîn barez reht.sît irz niht Helmbreht,hêt ich danne alle vische,irn twaht bî mînem tische |
785 | durch ezzen nimmer iuwer hant.sit ir ein Sahse oder ein Brâbantoder sît ir vn Walhen,ir müeset iuwer malhenmit iu hân gefüeret: |
790 | von iu wirt gerüeretdes mînen niht zewâre,und wær diu naht ein jâre.ich enhân den mete noch den wîn:juncherre, ir sult bî herren sîn!»
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795 | Nû was ez harte spâte.der knabe wart ze râtein sîn selbes muote:«sam mir got der guote,ich wil in sagen wer ich sî. |
800 | ez ist hie nindert nâhen bîein wirt der mich behalde.niht guoter witze ich walde,daz ich mîn rede verkêre:ich entuon ez nimmer mêre.»
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805 | Er sprach: «jâ bin ich ez der.»der vater sprach: «nû saget wer!»«der dâ heizet alsam ir.»der vater sprach: «den nennet mir!»«ich bin geheizen Helmbreht. |
810 | iuwer sun und iuwer knehtwas ich vor einem jâre:daz sag ich iu zewâre.»der vater sprach: «nein ir.»«ez ist wâr!» «sô nennet mir |
815 | mîne ohsen alle viere!»«daz tuon ich vil schiere.der ich dô wîlen pflegteund mînen gart ob in wegte,der eine heizet Ûwer; |
820 | ez wart nie gebûwersô rîche noch sô wacker,er zæme ûf sînem acker.der ander der hiez Ræme:nie rint sô genæme |
825 | wart geweten under joch.den dritten nenne ich iu noch:der was geheizen Erge.ez komt von mîner kerge,daz ich si kan genennen. |
830 | welt ir mich noch erkennen:der vierde der hiez Sunne.Ob ichs genennen kunne,des lât mich geniezen:heizt mir daz tor ûf sliezen!» |
835 | der vater sprach: «tür unde tordâ soltû niht sîn lenger vor;beide gadem unde schrînsol dir allez offen sîn.»
Unsælde sî verwâzen! |
840 | ich bin vil gar erlâzensô guoter handelunge,als dâ hêt der junge.sîn phärit wart enphettet,im selben wol gebettet |
845 | von swester und von muoter.der vater gap daz fuoterweizgot niht mit zadele.swie vil ich var enwadele,sô bin ich an deheiner stete, |
850 | dâ man mir tuo, als man im tete.diu muoter rief die tohter an:«dû solt loufen und niht gânin daz gadem unde reicheinen bolster und ein küsse weich!» |
855 | daz wart im under den armgeleit ûf einen oven warm,dâ er vil sanite erbeit,unz daz ezzen wart bereit.
Dô der knabe erwachet, |
860 | daz ezzen was gemachet,und er die hende hêt getwagen,hrt waz für in wart getragen.ich wil iu nennen die êrsten traht(wær ich ein herre in hôher aht, |
865 | mit der selben rihtewold ich haben phlihte):ein krût vil kleine gesniten;veizt und mager, in bêden siten,ein guot fleisch lac dâ bî. |
870 | hret waz daz ander sî:ein veizter kæse, der was mar;diu rihte wart getragen dar.nû hrt wie ich daz wizze:nie veizter gans an spizze |
875 | bî fiure wart gebrâten(mit willen si daz tâten,ir deheinez des verdrôz);si was michel unde grôz,gelîch einem trappen: |
880 | die sazt man für den knappen.ein huon gebrâten, einz versoten,als der wirt hêt geboten,diu wurden ouch getragen dar.ein herre næm der spîse war, |
885 | swenne er gejeides phlægeund ûf einer warte læge.noch spîse maneger handedie gebûre nie bekande,alsô guote lîpnar, |
890 | die truoc man für den knappen dar.der vater sprach: «und hêt ich wîn,der müese hînt getrunken sin.lieber sun mîn, nû trincden aller besten ursprinc |
895 | der ûz erden ie geflôz.ich weiz niht brunnen sîn genôz,wan ze Wanchûsen der:den treit et uns nû niemen her.
Dô si dô mit freuden gâzen, |
900 | der wirt niht wolde lâzen,er frâgte in der mære,wie der hovewîse wære,dâ er wære gewesen bî.«sage mir, sun, wie der sî: |
905 | sô sag ich dir denne,wie ich etewennebî mînen jungen jârendie liute sach gebaren.»«vater mîn, daz sage mir, |
910 | zehant sô wil ich sagen dir,swes dû mich frâgen wil:der niuwen site weiz ich vil.»
«Wîlen dô ich was ein knehtund mich dîn ene Helmbreht |
915 | der mîn vater was genanthin ze hove hêt gesantmit kæsen und mit eier,als noch tuot ein meier,dô nam ich der ritter war |
920 | und merkte ir geverte gar:si wâren hovelîch und gemeitund kunden niht mit schalcheit,als nû bî disen zîten kanmanec wîp und manec man. |
925 | die ritter hêten einen site,dâ liebtens sich den frouwen mite:einez ist buhurdiern genant,daz tete ein hoveman mir bekant,dô ich in frâgte der mære |
930 | wie ez genennet wære.si fuoren sam si wolden toben(dar umbe hôrte ich si loben),ein schar hin, diu ander her;ez fuor diser unde der |
935 | als er enen wolde stôzen.under mînen genôzenist ez selten geschehendaz ich ze hove hân gesehen.als si danne daz getâten, |
940 | einen tanz si dô trâtenmit hôchvertigem sange;daz kurzte die wîle lange.viel schiere kom ein spilman,mit sîner gîgen huob er an: |
945 | dô stuonden ûf die frouwen,die möhte man gerne schouwen:die ritter gegen in giengen,bî handen si si viengen.dâ was wunne überkraft |
950 | von frouwen und von ritterschaftin süezer ougenweide.juncherren unde meidesi tanzten frlîche,arme unde rîche. |
955 | als des danne nimmer was,sô gie dar einer unde lasvon einem, der hiez Ernest.swaz ieglîcher aller gernestwolde tuon, daz vander. |
960 | dô schôz aber der andermit dem bogen zuo dem zil.maneger freuden was dâ vil,ener jeite, diser birste.der dô was der wirste, |
965 | der wære nû der beste.wie wol ich etewenne weste,waz triuwe und êre mêrte,ê valscheit ez verkêrte!die valschen und die lôsen |
970 | die diu reht verbôsenmit ir listen kunden,die herren in dô niht gundendâ ze hove der spîse.der ist nû der wîse, |
975 | der lôsen unde liegen kan,der ist ze hove ein werder manund hât guot und êreleider michels mêredanne ein man der rehte lebet |
980 | und nâch gotes hulden strebet.als vil weiz ich der alten site.sun, nû êre mich dâ miteund sage mir die niuwen.»
«Daz tuon ich entriuwen. |
985 | daz sint nû hovelîchiu dinc:«trinkâ, herre, trinkâ trinc!trinc daz ûz, sô trink ich daz!wie möhte uns immer werden baz?»vernim waz ich bediute: |
990 | ê vant man werde liutebî den schnen frouwen,nû mnoz man si schouwenbî dem veilen wîne.daz sint die hhsten pîne |
995 | den âbent und den morgen,wie si daz besorgen,ob des wînes zerinne,wie der wirt gewinneeinen der sî alsô guot, |
1000 | dâ von si haben hôhen muot.daz sint nû ir brieve von minne:«vil süeziu lîtgebinne,ir sult füllen uns den maser!ein affe und ein narre waser, |
1005 | der ie gesente sînen lîpfür guoten wîn umbe ein wip.»swer liegen kan der ist gemeit,triegen daz ist hövescheit.er ist gefüege, swer den man |
1010 | mit guoter rede versnîden kan.swer schiltet schalclîche,der ist nû tugentrîche.der alten leben, geloubet mir,die dâ lebent alsam ir, |
1015 | die sint nû in dem banneund sint wîbe und manneze genôze alsô mæreals ein hâhære.âht und ban daz ist ein spot.»
|
1020 | Der alte sprach: «daz erbarme gotund sî im immer gekleit,daz diu unreht sint sô breit.»
«Die alten turnei sint verslagenund sint die niuwen für getragen. |
1025 | wîlen hôrt man kroyieren sô:«heyâ ritter, wis et frô!»nû kroyiert man durch den tac:«jagâ ritter, jagâ jac!stichâ stich! slahâ slach! |
1030 | stümbel den der ê gesach!slach mir disem abe den fuoz!tuo mir dem der hende buoz!dû solt mir disen hâhenund enen rîchen vâhen: |
1035 | der gît uns wol hundert phunt.»mir sint die site alle kunt.vater mîn, wan daz ich enwil,ich trûwet dir gesagen vilniuwan von den niuwen siten: |
1040 | ich muoz slâfen, ich hân vil geriten;mir ist hînt ruowe nôt.»dô tâten si als er gebôt.lîlachen was dâ fremde:ein niuwewaschen hemde |
1045 | sîn swester Gotelint dô swiefüber daz bette dâ er slief,unz ez hôhe wart betaget.
Wie er nû vert daz wirt gesaget.ez ist billîch unde reht. |
1050 | daz der junge Helmbrehtûz ziehe, ob er iht bringevon hove gämelicher dingedem vater, der muoter, der swester.jâ zewâre, und wester |
1055 | waz ez allez wære,ir lachtet der mære.dem vater er brâhte einen wetzestein,daz nie mâder deheinin kumph bezzern gebant, |
1060 | und eine segense, daz nie hantsô guote gezôch durch daz gras(hei welh gebûrkleinât daz was!)und brâhte im ein bîle,daz in maneger wîle |
1065 | gesmit sô guotez nie kein smit,und eine hacken dâ mit.ein fuhspelz sô guoter,den brâht er sîner muoterHelmbreht, der junge knabe; |
1070 | den zôch er einem pfaffen abeob erz roubte oder stæle,vil ungerne ich daz hæle,wær ich sîn an ein ende komen.einem krâmer hêt er genomen |
1075 | ein sîdîn gebinde,daz gab er Gotelinde,und einen borten wol beslagen,den billîcher solde trageneines edelen mannes kint |
1080 | dan sîn swester Gotelint.dem knehte schuohe mit riemen,(die hêt er ander niemensô verre gefüeretnoch mit handen gerüeret: |
1085 | sô hövesch was Helmbreht;wær er noch sînes vater kneht,er hêt in lâzen âne schuoch)dem frîwîbe ein houbettuochbrâht er und einen bendel rôt: |
1090 | der zweier was der dierne nôt.
Nû sprechet, wie lange sîder knabe dem vater bî!siben tage, daz ist wâr.diu wîle dûhte in ein jâr, |
1095 | daz er niht enroubte.zehant er urloubtevon vater und von muoter.«neinâ, lieber sun vil guoter,ob dû trûwest geleben |
1100 | des ich dir hân ze gebenimmer unz an mîn ende,sô sitz und twach dîne hende;gâ niuwan ûz unde in.sun, tuo die hovewîse hin; |
1105 | diu ist bitter und ist sûr.noch gerner bin ich ein gebûrdanne ein armer hovemander nie huobegelt gewanund niuwan zallen zîten |
1110 | ûf den lîp muoz rîtenden âbent und den morgenund muoz dar under sorgen,wenne in sîne vînde vâhen,stümbeln unde hâhen.»
|
1115 | «Vater», sprach der junge,«dîner handelungeder solt dû immer haben danc.doch sît ich niht wînes tranc,des ist mê danne ein woche: |
1120 | des gürt ich drîer lochean der gürtel mîn hin hinder.ich muoz et haben rinder,ê diu rinke gestêan der stat, dâ si was ê. |
1125 | ez werdent phlüege gesûmetund rinder ûf gerûmet,ê mir der lîp gerasteund aber wider gemaste.mir hât ein rîcher getân |
1130 | sô leide, daz mir nie manalsô vil getân hât:über mînes toten sâtsach ich in eines rîten.möhtet irs erbîten, |
1135 | er giltet mir mit houfen:sîniu rinder müezon loufen,sîniu schâf, sîniu swîn.daz er dem lieben toten mînalsô zetrat sîn arebeit, |
1140 | daz ist mir inneclîchen leit.noch weiz ich einen rîchen man,der hât mir leide ouch getân:der âz zuo den krâphen brôt.rich ich daz nicht, sô bin ich tôt. |
1145 | noch weiz ich einen rîchen,daz mir sicherlîchendeheiner leider nie getete.durch eines bischoves betewold ich ez niht enlân, |
1150 | daz er mir leides hât getân.»
Der vater sprach: «waz ist daz?»«er lie die gurtel wîter baz,do er saz ob sînem tische.hei, swaz ich des erwische |
1155 | daz dâ heizet sîn,daz muoz allez wesen mîn!daz im ziuhet phluoc und wagen,daz hilfet mir, daz ich sol tragengewant ze wîhennahten. |
1160 | swie ich daz mac betrahten,wes wænt et er vil tumber gouchzewâre und etelîcher ouchder mir hât herzenleit getân?liez ich daz ungerochen stân, |
1165 | so wær ich niht ein frecher.der blies in einen becherden schûm von dem biere.und ræch ich daz nicht schiere,sô wurd ich nimmer frouwen wert |
1170 | zewâre und solde ouch nimmer swertgürten umb mîne sîten.man hret in kurzen zîtenvon Helmbrehte mære,daz wîter hof wirt lære: |
1175 | vind ich niht den selben man,sô trîb ich doch diu rinder dan.»
Der vater sprach: «nû nenne mir,daz ichz immer diene hin ze dir,dîne gesellen, die knaben, |
1180 | die dich daz gelêret haben,daz dû dem rîchen mannesîne habe nemest danne,so er zuo den krâphen izzet brôt.die nenne mir, des ist mir nôt.»
|
1185 | «Daz ist mîn geselle Lemberslintund Slickenwider: die zwêne sintvon den ich hân dise lêre.noch nenne ich dir mêreHellesac und Rütelschrîn, |
1190 | daz sind die schuolmeister mîn,Küefrâz und Müschenkelch.nû sich, herre vater, welchknaben sint an der schar.die sehs hân ich genennet gar. |
1195 | mîn geselle Wolvesguome,swie liep im sî sîn muome,sîn base, sîn ôheim und sîn veter,und wær ez hornunges weter,er lât niht an ir lîbe |
1200 | dem manne noch dem wîbeeinen vadem vor ir schame,den fremden und den kunden same.mîn geselle Wolvesdrüzzelûf tuot er âne slüzzel |
1205 | alliu sloz und îsenhalt.in einem jâr hân ich gezalthundert îsenhalt grôz,daz ie daz sloz dannen schôz,als er von verren gie dar zuo. |
1210 | ros, ohsen unde manec kuo,ungezalt diu sint beliben,diu er ûz hove hât getriben,daz ie daz sloz von sîner statschôz, swenne er dar zuo trat. |
1215 | noch hân ich einen compan,daz nie knappe gewaneinen namen alsô hovelîch;den gap im diu herzoginne rîch,diu edele und diu frîe, |
1220 | von Nônarre Narrîe:der ist geheizcen Wolvesdarm.ez sî kalt oder warm,roubes wirt er nimmer vol.diupheit tuot im sô wol, |
1225 | der enwirt er nimmer sat.einen fuoz er nie getratûz der übele in die güete.im strebet sîn gemüetegegen der übeltæte, |
1230 | als diu krâ tuot zuo der sæte.»
Der vater sprach: «nû sage mir,wie sie sprechen hin ze dirieclîch dîn geselle,sô er dir ruefen welle.»
|
1235 | «Vater mîn, daz ist mîn namedes ich mich nimmer geschame:ich bin genant Slintezgeu.die gebûren ich vil selten freudie mir sint gesezzen. |
1240 | ir kint müezen ezzenûz dem wazzer daz koch.leider tuon ich in noch:dem ich daz ouge ûz drucke,disen hâhe ich in den rucke, |
1245 | disen bind ich in den âmeizstoc,enem ziuhe ich den locmit der zangen ûz dem barte,dem andern rîz ich die swarte,enem mülle ich die lide, |
1250 | diesen henk ich in die widebî den sparrâdern sîn.daz die bûren hânt daz ist mîn.swâ unser zehen rîten,ob unser zweinzec erbîten, |
1255 | daz ist umb alle ir êre,ob ir noch wære mêre.»
«Sun, die dû dâ nennest,swie wol dû si erkennestbaz danne ich, vil liebez kint, |
1260 | doch swie ræze si dâ sint,sô got wil selbe wachen,sô kan ein scherge machen,daz si tretent swie er wil,wær ir noch drî stunt als vil.»
|
1265 | «Vater, daz ich ê tete,hin für durch aller künege betewold ich sîn nimmer tuon.manege gans und manec huon,rinder, kæse und fuoter |
1270 | hân ich dir und mîner muotergefridet vor mîner gesellen vil,des ich nû nimmer tuon wil.ir sprechet al ze sêrefrumen knaben an ir êre |
1275 | der deheiner nimmer missetuot,er roube, er stele: daz ist guot.hêt irz niht verkalletnoch sô vil ûf uns geschallet,iuwer tohter Gotelinde |
1280 | die wold ich Lemberslindemînem gesellen hân gegeben;sô hête si daz beste leben,daz ie wîp bî einem manze der welde ie gewan. |
1285 | kürsen, mandel, lînwât,als ez diu kirche beste hât,des gæb er ir den vollen hort,hêt ir sô scherphiu wortgegen uns niht gesprochen. |
1290 | und woldes alle wochenein iteniuwez slegerintezzen, daz hête Gotelint.»
«Nû hre, swester Gotelint:dô mîn geselle Lemberslint |
1295 | mich von êrste umb dich bat,dô sprach ich an der selben stat:«ist ez dir beschaffen und ouch ir,daz soltu wol gelouben mir,daz ez dich niht sol riuwen. |
1300 | ich weiz si in den triuwen,des wis gar âne angest,daz dû iht lange hangest,si slahe dich mit ir hant abeund ziuhet dich zuo dem grabe |
1305 | ûf die wegescheide;wîrouch und mirre die beide,vil sicher dû des wesen maht,dâ mite si dich alle nahtumbegât ein ganzez jâr: |
1310 | daz wizze, Lemberslint, für wâr,si rouchet dîn gebeine,diu guote und diu reine.ob dir diu sælde widervert,daz dir blintheit wirt beschert, |
1315 | si wîset dich durch alliu lantwege und stege an ir hant.wirt dir der fuoz abe geslagen,si sol dir die stelzen tragenze dem bette alle morgen. |
1320 | wis ouch âne sorgen,ob man dir zuo dem fuozeder einen hende buoze,si snîdet dir unz an dînen tôtbeide vleisch unde brôt.»
|
1325 | «Wider mich sprach dô Lemberslint:«nimt mich dîn swester Gotelint,ze morgengâbe wil ich ir geben,daz si dester baz mac leben.ich hân voller secke drî, |
1330 | die sint swære als ein blî.der eine ist vol unversnitenklein lînîn tuoch in den siten,swer sîn ze koufe gert,diu elle ist fünfzehen kriuzer wert: |
1335 | die gâbe sol si prîsen.in dem andern ligent rîsen,vil röckel unde hemde.armuot wirt ir fremde,wird ich ir man und si mîn wîp; |
1340 | daz gib ich allez an ir lîpzwâre an dem næhsten tageund immer mê swaz ich bejage.der dritte sac der ist vol,ûf und ûf geschoppet wol, |
1345 | fritschâl, brûnât, vêhe veder,dar under zwô der ietwedermit scharlât ist bedecketund dâ für gestrecketeinez heizet swarzer zobel. |
1350 | die hân ich in einem kobelhie nâhen bî verborgen;die gib ich ir morgen.»
«Daz hât dîn vater undervarn.Gotelint, got müeze dich bewarn: |
1355 | dîn leben wirt dir sûwer.sô dich nû ein gebûwernimt ze sîner rehten ê,sô geschach nie wîbe alsô wê.bî dem muostu niuwen, |
1360 | dehsen, swingen und bliuwenund dar zuo die ruoben graben:des hêt dich alles überhabender getriuwe Lemberslint.owê, swester Gotelint, |
1365 | diu sorge muoz mich smerzen,sol an dînem herzenals unedel gebûwerdes minne dir wirt sûwerimmer naht entslâfen! |
1370 | wâfen, herre, wâfengeschrirn über den vater dîn!ja enist er niht der vater mîn:für wâr wil ich dir daz sagen.dô mich mîn muoter hêt getragen |
1375 | fünfzehen wochen,dô kom zuo ir gekrochenein vil gefüeger hoveman;von dem erbet mich daz anund ouch von dem toten mîn |
1380 | (die bêde müezcn sælec sîn!),daz ich alle mîne tagemînen muot sô hôhe trage.»
Dô sprach sîn swester Gotelint:«jâ wæn ouch ich sîn kint |
1385 | von der wârheit iht ensî.ez lac miner muoter bîgeselleclîche ein ritter kluoc,dô si mich in dem barme truoc.der selbe ritter si gevienc, |
1390 | dô si den âbent spâte giencsuochen kelber in dem lôhe:des stât mîn muot sô hôhe.»
«Lieber bruoder Slintezgeu,daz dich mîn trähtîn gefreu!» |
1395 | sprach sîn swester Gotelint«schaffe, daz mir Lemberslintwerde gegeben ze manne;sô schrîet mir mîn pfanne,sô ist gelesen mir der wîn |
1400 | und sint gefüllet mir diu schrîn,sô ist gebrouwen mir das bierund ist wol gemalen mier.werdent mir die secke drî,bin ich armüete frî, |
1405 | sô hân ich ze ezzen und ze hül(sich waz mir gewerren sül!),sô bin ich alles des gewertdes ein wîp an manne gert.ouch trûw ich in gewern wol |
1410 | des ein man haben solan einem starken wîbe:daz ist an mînem lîbe,swaz er wil daz hân ich.ez sûmet wan mîn vater mich. |
1415 | wol drîstunt ist vestermîn lîp dan mîner swester:dô man si ze manne gap,des morgens gie si âne stapund starp niht von der selben nôt. |
1420 | ich wæne ouch wol, daz mir der tôtdâ von iht werde ze teile,ez sî dan von unheile.bruoder mîn, geselle,daz ich mit dir reden welle, |
1425 | durch mînen willen daz verswîc.ich trit mit dir den smalen stîcan die kienlîten:ich gelige bî sîner sîten;nû wizze daz ich wâge |
1430 | vater, muoter und mâge.»
Der vater niht der rede vernamnoch diu muoter alsam.der bruoder wart ze râtemit der swester drâte, |
1435 | daz si im volgete von dan.«ich gibe dich dem selben man,swie leit ez dînem vater sî;dû geligest Lemberslinde bîwol nâch dînen êren. |
1440 | dîn rîchtuom sol sich mêren.wilt dûz, swester, enden,ich wil dir her wider sendenmînen boten dem dû volgen solt.sît dû im bist und er dir holt, |
1445 | iu beiden sol gelingenvil wol an allen dingen.ouch füeg ich dîne hôchzît,daz man durch dînen willen gîtwambîs unde röcke vil; |
1450 | für wâr ich dir daz sagen wil.swester, nû bereite dich;Lemberslint sam tuot er sich.got hüete dîn; ich wil dâ hin.mir ist der wirt als ich im bin. |
1455 | muoter, got gesegene dich!»
Hin fuor er sînen alten strichund sagte Lemberslindeden willen Gotelinde.vor freuden kust er im die hant, |
1460 | umbe und umbe an sîn gewant,er neic gegen dem windeder dâ wâte von Gotelinde.
Nû hrt von grôzer freise.manec witewe unde weise |
1465 | an guote wart geletzetund riuwec gesetzet,dô der helt Lemberslintund sîn gemahel Gotelintden briutestuol besâzen. |
1470 | swaz si trunken und âzen,daz wart gesamnet wîten.bî den selben zîtenvil unmüezec si beliben:die knaben fuorten unde triben |
1475 | ûf wagen und ûf rossen zuobeide spâte unde fruoin Lemberslindes vater hûs.dô der künec Artûssîn frouwen Ginovêren nam, |
1480 | diu selbe hôchzît was lambî der Lemberslindes:si lebten niht des windes.
Dô ez allez wart gereht,sînen boten sante Helmbreht, |
1485 | der vil balde gâhteund im die swester brâhte.
Dô Lemberslint hêt vernomen,daz im Gotelint was komen,balde er gegen ir gienc. |
1490 | hret wie er si enphienc:«willekomen, frou Gotelint!»«got lône iu, her Lemberslint!»friuntlîche blickeunder in beiden dicke |
1495 | gegen einander giengen entwer:er sach dar, si sach her.Lemberslint schôz sînen bolzmit gefüegen worten stolzgegen Gotelinde; |
1500 | daz galt si Lemberslindeûz wîplîchem munde,sô si beste kunde.
Nû sul wir Gotelindegeben Lemberslinde |
1505 | und sulen Lemberslindegeben Gotelinde.ûf stuont ein alter grîse,der was der worte wîse;der kunde sô getâniu dinc. |
1510 | er staltes beide in einen rinc.er sprach ze Lemberslinde:«welt ir Gotelindeêlîchen nemen, sô sprechet jâ!»«gerne» sprach der knabe sâ. |
1515 | er fraget in aber ander stunt:«gerne» sprach des knaben munt.zem dritten mâle er dô sprach:«nemt ir si gerne?» der knabe jach:«sô mir sêle unde lîp |
1520 | ich nime gerne ditze wîp.»dô sprach er ze Gotelinde:«welt ir Lemberslindegerne nemen zeinem man?»«jâ, herre, ob mir sîn got gan.» |
1525 | «nemt ir in gerne?» sprach aber er.«gerne, herre, gebt mirn her!»zem dritten mâle: «welt irn?»«gerne, herre, nû gebt mirn!»dô gap er Gotelinde |
1530 | ze wîbe Lemberslindeund gap Lemberslindeze manne Gotelinde.si sungen alle an der stat,ûf den fuoz er ir trat.
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1535 | Nû ist bereit daz ezzen.wir sulen niht vergezzen,wir schaffen ambetliutedem briutegomen und der briute.Slintezgeu was marschalc, |
1540 | der fulte den rossen wol ir balc;sô was schenke Slickenwider.Hellesac der sazte niderdie fremden und die kunden:ze truhsæzen ward er funden. |
1545 | der nie wart gewære,Rütelschrîn was kamerære.kuchenmeister was Küefrâz,der gap swaz man von kuchen âz,swie manz briet oder sôt. |
1550 | Müschenkelch der gap daz brôt.diu hôchzit was niht arm.Wolvesguome und Wolvesdarmunde Wolvesdrüzzellârten manege schüzzel |
1555 | und manegen becher wîtenze den selben hôchzîten.vor den knaben swant diu spîsein aller der wîse,als ein wint vil drâte |
1560 | si ab dem tische wâte.ich wæne ieglîcher æzeswaz im sîn truhsæzevon kuchen dar trüege.ob der hunt iht nüege |
1565 | nâch in ab dem beine?daz tet er vil kleine;wan ez saget ein man wîse:«ieglîch mensche sîner spîseunmâzen sêre gâhet, |
1570 | sô im sîn ende nâhet.»dâ von gâhten si umbe daz:ez was ir jungestez maz,daz si immer mê gâzenoder frlîche gesâzen.
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1575 | Dô sprach diu brût Gotelint:«owê, lieber Lemberslint,mir grûset in der hiute!ich fürhte, daz fremde liuteuns ze schaden nâhen sîn. |
1580 | ei vater unde muoter mîn,daz ich von iu beidensô verre bin gescheiden!ich fürhte, daz mir weckedie Lemberslindes secke |
1585 | vil schaden und unêre:des fürht ich vil sêre.wie wol ich dâ heime wære!mir ist der muot sô swære.mînes vater armuot |
1590 | næm ich michels baz für guotdanne ich bin mit sorgen hie.wan ich hôrte sagen iedie liute al gemeine,daz dem wurde vil kleine, |
1595 | der ze vil welle:diu girischeit ze hellein daz abgründevellet von der sünde.ich verdenke mich ze spâte; |
1600 | owê daz ich sô drâtegevolget her mînem bruoder hân!des muoz ich riuwec bestân.»
Dar nâch vil schiere sach diu brût,daz si dâ heime ir vater krût |
1605 | hêt gâz ob sînem tischefür Lemberslindes vische.dô si nâch dem ezzenwâren eine wîle gesezzenund die spilliute |
1610 | enphiengen von der briuteir gâbe und von dem briutegomen,dar nâch zehant sach man komenden rihter selpfünfte.mit der sigenünfte |
1615 | gesigete er den zehen an.der in den oven niht entran,der slouf under die banc;ieglîcher für den andern dranc.der ê viere niht enflôch, |
1620 | des schergen kneht al eine in zôchher für bî dem hâre.daz sag ich iu ze wâre:ein rehter diep, swie küene er sî,slüeg er eines tages drî, |
1625 | daz er sich vor dem schergennimmer mac erwergen.sus wurden si gebundendie zehen an den stundenmit vil starken banden |
1630 | von des schergen handen.Gotelint verlôs ir briutegewant;bî einem zûne man sie vantin vil swacher küste.si hêt ir beide brüste |
1635 | mit handen verdecket:si was unsanfte erschrecket.ob ir anders iht geschæhe?der sage ez der daz sæhe.got ist ein wunderære, |
1640 | daz hret an dem mære.slüege ein diep al eine ein her,gein dem schergen hât er keine wer:als er den von verren siht,zehant erlischet im daz lieht, |
1645 | sîn rôtiu varwe wirt im gel;swie küene er wære und swie snel,in væht ein lamer scherge.sîn snelheit und sîn kergedie sint im alle gelegen, |
1650 | sô got der râche wil selbe phlegen.
Nû hrt daz mære mit sprüchen,wie die diebe krüchenfür geriht mit ir burdendâ si erhangen wurden. |
1655 | Gotelint wart ungefreut,dô Lemberslinde zwô rinderheutwurden an den stundenûf sînen hals gebunden.sîn burde was diu ringest. |
1660 | dâ von truog er daz minnest,durch des briutegomen êre.die andern truogen ie mêre:ez truoc sîn geswîerûher hiute drîe |
1665 | vor dem schergen, daz was reht:daz was Slintezgeu Helmbreht.ieglîch truoc sîn burde mit im hin;daz was des rihters gewin.
Dô wart fürsprechen niht gegeben. |
1670 | der in lengen wil ir leben,dem kürze got daz sîne:daz sint die wünsche mîne.ich weiz den rihter sô gemuot:ein wilder wolf, gæbe im der guot, |
1675 | und bizze er allen liuten vihe,von der wârheit ich des gihe,er lieze in umbe guot genesen,swie des doch niht solde wesen.
Der scherge dô die niune hie; |
1680 | den einen er dô leben lie(daz was sîn zehende und sîn reht):der hiez Slintezgeu Helmbreht.Swaz geschehen sol daz geschiht.got dem vil selten übersiht, |
1685 | der tuot des er niht tuon sol.daz schein an Helmbrehte wol,an dem man den vater rach:der scherge im ûz diu ougen stach.dannoch der râche niht was genuoc: |
1690 | man rach die muoter, daz man im sluocabe die hant und einen fuoz.dar umbe daz er swachen gruozvater unde muoter bôt,des leit er schande unde nôt. |
1695 | dô er sprach zu dem vater sîn:«waz snacket ir gebûrckîn?»und sîn muoter hiez gunêrtez wîp:von den sünden leit sîn lîpdise maneger slahte nôt, |
1700 | daz im tûsent stunt der tôtlieber möhte sîn gewesendan sîn schamelîch genesen.
Helmbreht, der diep blinde,schiet von Gotelinde |
1705 | ûf einer wegescheidemit riuwe und mit leide.den blinden diep Helmbrehtbrâhte ein stap und ein knehtheim in sînes vater hûs. |
1710 | der behielt in niht: er treip in ûz,sîne swære er im niht buozte.hret wie er in gruozte:«deu sal, her blinde!dô ich was ingesinde |
1715 | ze hove wîlen (des ist lanc),dô lernt ich disen antvanc.gât ir nû, her blindekîn!ich weiz wol, daz an iu mac sînswes ein juncherre gert, |
1720 | ir sît ouch dâ ze Walhen wert.den gruoz sult ir von mir haben,alsô grüez ich blinde knaben.waz touc langez teidinc?got weiz, her blinder jungelinc, |
1725 | die herberge ir mir rûmet.ist daz ir iuch sûmet,ich lâze iuch mînen frîmanslahen, daz nie blinde gewanvon slegen alsolhe nôt. |
1730 | ez wære ein verworhtez brôt,daz ich hînt mit iu verlür.ir hebt iuch balde für die tür!»
«Neinâ, herre, lât mich betagen!»sprach der blinde. «ich wil iu sagen |
1735 | wie ich bin genennet;durch got mich erkennet!er sprach: «nû saget drâte;zoget iuwer, ez ist spâte.ir sult iu suochen einen andern wirt: |
1740 | mîn hant mit gâbe iuch gar verbirt.»
Beide mit leide und mit schamenseit er dem vater sînen namen:«herre, ich binz iuwer kint.»«und ist der knabe worden blint |
1745 | der sich dâ nante Slintezgeu?nû vorht er niht des schergen dreunoch alle rihtære,ob ir noch mêre wære.hei waz ir îsens âzet, |
1750 | do ir ûf dem hengste sâzetdar umbe ich gap mîniu rinder!kriechet ir nû blinder,daz enwirt mir nimmer zorn.mich riuwet mîn lode und mîn korn, |
1755 | sît mir sô tiure ist daz brôt.und læget ir von hunger tôt,ich gibe iu nimmer umb einen grûz:ir sult iuch balde heben ûzund tuot nimmer mêre |
1760 | ze mir die widerkêre.»
Dô sprach aber der blinde:«sît ir mîn ze kindegeruochet nimmer mêre,durch die gotes êre |
1765 | sult ir dem tiuvel an gesigen:lât mich als einen dürftigenin iuwerm hûse kriechen.swaz ir einem armen siechenwelt geben in der minne |
1770 | durch got, daz gebt mir hinne.mir sint die lantliute gram:leider nû sit ir mir sam.ich enmac niht genesen,welt ir mir ungenædic wesen.»
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1775 | Der wirt hônlachte,swie im sîu herze krachte(er was sin verch und sîn kint,swie er doch stüende vor im blint):«nû fuort ir twerhes die welt; |
1780 | iuwer meidem gie nie enzelt,er dravete unde schûfte.manec herze von iu ersûfte.ir wârt sô ungehûre,manec wîp und gebûre |
1785 | sint von iu alles worden vrî.nû sprechet ob die troume drîan iu sint bewæret.noch hher ez sich mæret,daz iu wirt wirser danne wê; |
1790 | ê der vierde troum ergê,hebt iuch balde für die tür!kneht, sperre, stôz den rigel für!ich wil hînaht hân gemach.den ich mit ougen nie gesach, |
1795 | den behielt ich unz an mînen tôt,ê ich iu gæbe ein halbez brôt.»
Allez daz er hêt getândaz itwîzt er dem blinden man;er was gar sîn schiuhe. |
1800 | «sê blinden, kneht, nû ziuhein von mir der sunnen haz!»er sluoc den kneht: «nû habe dir daz!dînen meister tæt ich same,wan daz ich mich des schame, |
1805 | ob ich blinden slüege:ich bin wol sô gefüege,daz ichz kan vermîden;doch mac ez sich verrîdenhebt iuch, ungetriuwer Rûz, |
1810 | balde für die tür hin ûz:ich ahte niht ûf iuwer nôt.»im gap diu muoter doch ein brôtin die hant als einem kinde.
Hin gie der diep blinde. |
1815 | swâ er über velt gie,dehein gebûre daz verlie,er schrei in an und sînen kneht:«hâhâ, diep Helmbreht!hêtest dû gebûwen alsam ich, |
1820 | sô züge man nû niht blinden dich!»alsô leit er ein jâr nôt,unz er von hâhen leit den tôt.
Ich sage iu wie daz geschach.ein gebûre in ersach, |
1825 | dô er gie zuo einer fristdurch einen walt umb sîne genist.der gebûre kloup dâ witenâch der gebûren site,daz was eines morgens fruo. |
1830 | dem hêt Helmbreht eine kuogenomen von siben binden.der ersach in alsô blinden:er sprach ze sînen holden,ob si im helfen wolden. |
1835 | «entriuwen» sprach der eine,«ich zerre in alsô kleine,sam daz in der sunne vert,ist daz mir in niemen wert.mir und mînem wîbe |
1840 | zôch er ab dem lîbeunser beider gewant;er ist mîn vil rehtez phant.»dô sprach der dritte dâ bî:«ob sîn eines wæren drî, |
1845 | die wold ich tten eine.er vil unreine,er brach mir ûf mînen glêtund nam daz ich dâ inne hêt.»der vierde der den wite kloup, |
1850 | der bidemt vor girde als ein loup.er sprach: «ich briche in als ein huon.von allem rehte ich daz tuon:er stiez mîn kint in einen sac,dô ez slâfende lac; |
1855 | er want ez in ein bet:ez was naht, dô er daz tet.dô ez erwachet unde schrê,do schutte erz ûz an den snê.sîn ende hêt ez dâ genomen, |
1860 | wær ich im niht ze helfe komen.»«entriuwen» sprach der fünfte,«ich freu mich siner künfte,sô daz ich mînes herzen spilhiute an im geschouwen wil: |
1865 | er nôtzoget mir mîn kint.wær er noch drî stunt als blint,ich sol in hâhen an den ast.selbe ich im kûme enbrastbeide nacket unde blôz. |
1870 | wær er als ein hûs sô grôz,ich wirde an im errochen,sît er sich hât verkrochenin disen walt sô tiefen.»
«Dar nâher!» si dô riefen |
1875 | und kêrten alle rehtegegen Helmbrehte.dô si sich wol errâchenmit slegen an im, si sprâchen:«nû hüete der hûben, Helmbreht!» |
1880 | daz ir dâ vor des schergen knehthêt lâzen ungerüeret,daz wart nû gar zefüeret.daz was ein griuwelîch dinc:sô breit als ein phenninc |
1885 | beleip ir niht bî einander.sitiche und galander,sparwære und turteltûben,die genâten ûf der hûben,die wurden gestreut ûf den wec. |
1890 | hie lac ein loc, dort ein flecder hûben und des hâres.gesagt ich nie iht wâres,doch sult ir mir geloubendaz mære von der houben, |
1895 | wie kleine man si zarte.ir gesâht nie swarteûf houbet alsô kalwe:sîn reidez hâr valwesach man in swachem werde |
1900 | ligen ûf der erde.daz was iedoch vil lîhte:si liezen in sîne bîhteden müedinc dô sprechen;einer begunde brechen |
1905 | eine brôsmen von der erden:dem vil gar unwerdengab er si zeiner stiurefür das hellefiureund hiengen in an einem boum. |
1910 | ich wæne, des vater troumdaz er sich hie bewære.hie endet sich daz mære.
Swâ noch selpherrischiu kintbî vater unde muoter sint, |
1915 | die sîn gewarnet hie mite.begânt sie Helmbrehtes site,ich erteile in daz mit rehte,in geschehe als Helmbrehte.ûf den strâzen und ûf den wegen |
1920 | was diu wagenvart gelegen:die varent alle nû mit fride,sît Helmbreht ist an der wide.
Nû seht ûf und umbe:râte iu wol ein tumbe, |
1925 | dem volgt und ouch des wîsen rât.waz ob Helmbreht noch hâtetewâ junge knehtel?die werdent ouch Helmbrehtel.vor den gib ich iu niht fride, |
1930 | si komen ouch danne an die wide.
Swer iu ditze mære lese,bitet daz im got genædec weseund dem tihtære,Wernher dem Gartenære |