BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Magdalena von Dobeneck

1808 - 1891

 

Briefe und Tagebuchblätter

aus Frankreich, Irland und Italien

 

1843

 

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und küßten und küßten, bis der große Hofhund, unästethisch knurrend und kneifend, dazwischen sprang. Wie viel hatten wir uns zu sagen! Frauen können ohnedieß in ihren Herzensergießungen nie fertig werden. Drei glückliche Tage waren schnell vorüber. Drohend wie ein Riese stand die Pflicht vor mir, mit einem Fingerzeig auf Paris. Bald am frühen Morgen standen im Hofe drei Pferde bereit. Herr und Frau von S... bestiegen die größern, ich ein kleines: Assa genannt. Diese Rückreise sollte mir alles frühere Ungemach ersetzen. Wir trabten einen schmalen Fußpfad, der durch ein Laubwäldchen sich krümmte, und unter heitern Gesprächen weiter. Nach einem Ritt von vier Stnnden, kamen wir an die Post, wo meine lieben Freunde mich dem Conducteur, zur weitern Reise mit dem Eilwagen, dringend anempfahlen. Noch ein Lebewohl! Noch einmal preßte ich Josephine in meine Arme! Eben sollte das niedliche Pferd abgeführt werden – das liebe Thier! ich liebkoste es immer wieder, und dafür dankend, legte es mir seinen Kopf treuherzig auf die Schulter und scharrte artig mit dem rechten Fuße. Der Gram des Abschieds mochte aber nicht so groß seyn, denn hastig verschluckte es die Stückchen Zucker, die ich ihm vorhielt. – Bald waren meine Lieben mir aus den Augen und ich immer näher an Paris. Im Wagen überließ ich es meinen Gedanken, da und dorthin ihren Flug zu wagen. – Es ist doch etwas Herrliches um Freundschaft, dachte ich; auf die alltäglichen,  materiellen  halte  ich  wenig,  denn  wie  lan­ge  währen  sie?  Dort  jene  Heckenrose  ladet  uns  ein,  sie zu   brechen,   aber   kaum   in  die  Hand  genommen,  fällt

 

hie und da ein Blatt zur Erde. Die wahre Freundschaft vergleiche ich einem Baume, unter dessen Schatten man, während der Mittagssonne, ausruhen mag. Religion ist aber das Fundament wahrer Freundschaft.

 

Wohl viele Menschen sich begrüßen,

Und reichen sich dir Hände dar,

Wiewohl sie es gestehen müssen,

Es sey der Bund nicht fest und wahr.

 

Ein Wort, ein Blick kann schnell zerstören

Die hochgepries'ne Freundlichkeit,

Weil sie sich dann nur angehören,

So lang ein Jeder Nutzen beut.

 

O wohl dein, der ein Herz gefunden,

Da Gottesliebe Früchte treibt,

Das auch mit Brüdern eng verbunden

Im tiefsten Schmerz und Elend bleibt!

 

 

XIX.

 

Paris, am 8. April.   

 

Wie gerne möchte ich Dir nur Gutes schreiben, und daß ich mich wohl befinde, aber damit  würde ich  Dir  nur eine Lüge   sagen,   und   das   ist   mir   nicht   möglich. Seit einigen    Wochen    fühle   ich   mich   ernstlich unwohl; jede  geistige  Beschäftigung  hat  zur  Folge große Ermattung.   Der  Arzt   hält   daher   Ruhe   und    gänz­liche Enthaltung  von  meinen  Berufsgeschäften  für unumgänglich     nöthig.    Das     Gefühl,    trotz     des besten    Willens    seiner    Pflicht    nicht    Genüge   leisten

 

 


 

Auf dem Wege nach Paris