BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Peter Hebel

1760 - 1826

 

Biblische Geschichten

Für die Jugend bearbeitet

 

II. Theil

 

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52.

Der Gang nach Emahus.

 

Am nämlichen Sonntag giengen zwei Jünger mit einander nach Emahus, einem Flecken nahe bei Jerusalem. Sie waren nicht von den Eilfen, aber sie redeten mit einander von diesen Begebenheiten und waren traurig. Zwar wußten sie schon, daß die Frauen das Grab leer gefunden, und daß Engel mit ihnen geredet hatten. Aber sie hatten noch keinen großen Glauben an die Auferstehung. Da trat der Auferstandene zu ihnen, nicht in seiner bekannten Gestalt, sein Antlitz war ihnen nicht enthüllt, und gesellte sich zu ihnen, wie Wanderer auf der Straße manchmal zu thun pflegen. «Was sind das für Reden,» fragte er sie, «die ihr mit einander wechselt, und warum seyd ihr so traurig?» Die Jünger gewannen ein Zutrauen zu dem theilnehmenden fremden Mann. Sie sprachen zu ihm: «Bist du der einzige unter den Fremdlingen in Jerusalem, der nicht wisse, was in diesen Tagen geschehen ist?» Sie meinten, es müssen alle Menschen wissen, und alle an das denken, was sie so traurig machte, und so schwer in ihrem Herzen lag. Er fragte sie, was sie meinten. Er wollte ihnen Gelegenheit geben, ihr Herz durch Mittheilen zu erleichtern. Sie sprachen: «Das von Jesu, welcher ein Prophet war, mächtig in That und Worten vor Gott und allen Menschen Unsere Priester,» sagten sie, «haben ihm zum Tode überliefert, daß er gekreuziget wurde. Wir aber hofften, er sollte Israel erlösen.» Hierauf fieng er an, ihnen aus den Schriften des Moses und aus den Propheten zu erklären, daß ja Christus solches leiden mußte, damit er in seine Herrlichkeit eingehen könnte. Den Jüngern wurden bei diesen Reden so wohl in ihrem Herzen. Es bewegte sich in ihrem Herzen eine wunderbare Liebe zu diesem freundlichen Fremdling. Es wäre ihnen nicht lieb gewesen, als sie nach Emahus kamen, wenn er weiter gegangen wäre. Sie sprachen zu ihm: «Bleibe bei uns! denn es will Abend werden, und der Tag hat sich geneiget.» Jesus blieb gerne bei ihnen. Als sie aber mit einander in der Herberge waren, und zu Tische saßen, brach er das Brod, dankte und gab es ihnen. Da erkannten sie ihn, daß er es sey, an der Art wie er pflegte das Brod zu brechen. Als sie sich aber erst recht freuen und noch viel mit ihm reden wollten, verschwand er vor ihnen. Da schauten sie einander an und einer sprach zu dem andern: «Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns redete auf dem Wege, und uns die Schrift erklärte?» Sie eilten hierauf noch an dem nämlichen Abend nach Jerusalem zurück, daß sie den andern Jüngern erzählten, was ihnen begegnet sey.