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- a d F e u e r b a c h
[Thesen über Feuerbach]
Frühjahr 1845
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- ad Feuerbach
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Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus (den Feuerbachschen mit
eingerechnet) ist, dass der Gegenstand, die Wirklichkeit, Sinnlichkeit,
nur unter der Form des Objects oder der Anschauung gefasst wird;
nicht aber als sinnlich menschliche Thätigkeit, Praxis; nicht
subjectiv. Daher die thätige Seite abstract im Gegensatz zu dem
Materialismus von dem Idealismus - der natürlich die wirkliche,
sinnliche Thätigkeit als solche nicht kennt - entwickelt. Feuerbach will sinnliche - von den Gedankenobjecten wirklich unterschiedene Objecte: aber er fasst die menschliche Thätigkeit selbst nicht als
gegenständliche Thätigkeit. Er betrachtet daher im «Wesen
des Christenthums» nur das theoretische Verhalten als das echt menschliche,
während die Praxis nur in ihrer schmutzig jüdischen Erscheinungsform
gefasst und fixirt wird. Er begreift daher nicht die Bedeutung der
«revolutionären», der «praktisch-kritischen» Thätigkeit.
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Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme
- ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der
Praxis muss der Mensch die Wahrheit, i. e.. Wirklichkeit und Macht,
Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit
oder Nichtwirklichkeit des Denkens - das von der Praxis isolirt ist - ist
eine rein scholastische Frage.
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Die materialistische Lehre von der Veränderung der Umstände und
der Erziehung vergisst, dass die Umstände von den Menschen
verändert und der Erzieher selbst erzogen werden muss. Sie muss
daher die Gesellschaft in zwei Theile - von denen der eine über ihr erhaben
ist - sondiren.
Das Zusammenfallen des Ändern[s] der Umstände und der menschlichen
Thätigkeit oder Selbstveränderung kann nur als
revolutionäre Praxis gefasst und rationell verstanden werden.
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Feuerbach geht von dem Factum der religiösen Selbstentfremdung, der
Verdopplung der Welt in eine religiöse und eine weltliche aus. Seine
Arbeit besteht darin, die religiöse Welt in ihre weltliche Grundlage
aufzulösen. Aber dass die weltliche Grundlage sich von sich selbst
abhebt und sich ein selbständiges Reich in den Wolken fixirt, ist nur
aus der Selbstzerrissenheit und Sichselbstwidersprechen dieser weltlichen
Grundlage zu erklären. Diese selbst muss also in sich selbst sowohl
in ihrem Widerspruch verstanden als praktisch revolutionirt werden. Also
nachdem z. B. die irdische Familie als das Geheimniss der heiligen Familie
entdeckt ist, muss nun erstere selbst theoretisch und praktisch vernichtet
werden.
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Feuerbach, mit dem abstracten Denken nicht zufrieden, will die
Anschauung; aber er fasst die Sinnlichkeit nicht als
praktische menschlich-sinnliche Thätigkeit.
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Feuerbach löst das religiöse Wesen in das menschliche Wesen
auf. Aber das menschliche Wesen ist kein dem einzelnen Individuum inwohnendes
Abstractum. In seiner Wirklichkeit ist es das ensemble der gesellschaftlichen
Verhältnisse.
Feuerbach, der auf die Kritik dieses wirklichen Wesens nicht eingeht, ist
daher gezwungen:
1. von dem geschichtlichen Verlauf zu abstrahieren und das religiöse
Gemüt für sich zu fixiren und ein abstract - isolirt -
menschliches Individuum vorauszusetzen.
2. Das Wesen kann daher nur als «Gattung», als innere, stumme, die vielen
Individuen natürlich verbindende Allgemeinheit gefasst werden.
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Feuerbach sieht daher nicht, dass das «religiöse Gemüth» selbst
ein gesellschaftliches Product ist und dass das abstracte Individuum,
das er analysirt, einer bestimmten Gesellschaftsform angehört.
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Alles gesellschaftliche Leben ist wesentlich praktisch. Alle Mysterien,
welche die Theorie zum Mysticism[us] veranlassen, finden ihre rationelle Lösung
in der menschlichen Praxis und im Begreifen dieser Praxis.
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Das Höchste, wozu der anschauende Materialismus kommt, d. h. der
Materialismus, der die Sinnlichkeit nicht als praktische Thätigkeit begreift,
ist die Anschauung der einzelnen Individuen und der bürgerlichen
Gesellschaft.
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Der Standpunkt des alten Materialismus ist die bürgerliche Gesellschaft;
der Standpunkt des neuen die menschliche Gesellschaft oder die gesellschaftliche
Menschheit.
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Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretirt, es
kömmt drauf an, sie zu verändern.
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