Brücken aus Baubuche im Test
Bauwettbewerb an der Hochschule Augsburg vermittelt ein Gefühl für unterschiedliche Tragfähigkeiten
Die Studierenden Anna Dischner und Hans-Ulrich Niedermeier haben diese Aufgabe in diesem Jahr am besten umgesetzt. Ihre Brücke wog 3,563 Kilogramm und trug mehr als fünf Tonnen. Beide studieren im siebten Semester Bauingenieurwesen an der Hochschule Augsburg. Alle Teilnehmer durften mit einem besonders hochwertigen Material arbeiten, mit sogenannter Baubuche. Das sind Furnierplatten mit unidirektional ausgerichteten Furnieren. Das Material hat dreimal so hohe Festigkeiten wie übliches Bauholz. Die Siegerbrücke trug mehr als das 1400-fache ihres eigenen Gewichts.
Den Schlankheitspreis im Brückenbauwettbewerb gewannen Julian Widerspick, Jens Bergmann, Dominikus Sedlmaier und Alexander Fritz aus dem dritten Semester Bauingenieurwesen. Ihre Brücke wog 1,258 Kilogramm und trug 313,7 Kilogramm.
Aber nicht nur die statischen Qualitäten werden bewertet, sondern auch die Schönheit und die handwerkliche Ausführung: im Rahmen einer Umfrage können die Studierenden die schönsten Brücken prämieren. Somit erhalten auch solche Brücken eine Chance, die nicht mit hohen Tragfähigkeiten punkten können. Der erste Platz im Schönheitspreis 2017 ging an das Team Sophie Ellenrieder, Luzia Hafner und Hannah Abele aus dem dirtten Semester. Der Lauer-Sonderpreis für Brücken, die mit eigenwilligen Ideen und kunstfertiger Handarbeit glänzen, ging an Jennifer Scheja aus dem siebten Semester.
Wissensvermittlung durch konstruktiven Modellbau
Initiator und Betreuer Prof. Prof. Dr.-Ing. François Colling, Experte für Holzbau, erklärt: „Bauingenieure rechnen immer sehr viel, aber sie brauchen auch ein Gespür dafür, was Tragfähigkeit in der Praxis bedeutet. In den Übungen und Seminaren wird häufig die Frage gestellt: Welchen Nachweis muss ich noch führen? Wenn die Studierenden im Praxistest am eigenen Modell erkennen, wie ein Tragwerk kaputtgehen kann, erkennen sie anschaulich, welche Teile nachzuweisen sind.“ Mit dem Ziel, das Versagen der Brücke möglichst lange hinauszuzögern, müsse jedes Detail wohlüberlegt sein, denn ein einziger Schwachpunkt könne ausreichen, um die Brücke vorzeitig einstürzen zu lassen.
Insgesamt also ein lehrreiches Spektakel, der Brückenbauwettbewerb. Er hat bereits einige Nachahmer gefunden und dient inzwischen als Muster für Brückenbauwettbewerbe an vielen anderen Hochschulen. Mitbetreuer Prof. Dr.-Ing. Karlheinz Ehret, Experte für Massivbau, sagt: „Durch die verschiedenen Materialien, die jedes Jahr ausgegeben werden, sehen die Teilnehmer, wie unterschiedlich die Tragfähigkeiten sein können.“ Die Studierenden absolvieren die Aufgabenstellung laut Prof. Colling komplett in ihrer Freizeit und nehmen die Abwechslung zum theoretischen Studium immer zahlreich wahr. Auch der Teamspirit komme dabei nie zu kurz.