Das Zehntmeisterhaus in Lauingen
Vermessung eines 500 Jahre alten Gebäudes mit nicht einer geraden Wand
Studiengang
Bauingenieurwesen (B.Eng.)Projektbeschreibung
Die Studenten Mona Hiemer und Rainer Tremmel aus dem Studiengang Bauingenieurwesen haben im Rahmen ihrer Bachelorarbeit „Das Zehntmeisterhaus in Lauingen – Verformungsgerechtes Aufmaß eines denkmalgeschützten Gebäudes aus dem 17. Jahrhundert“ die Aufgabe übernommen, das alte Gebäude zu vermessen und Bestandspläne anzufertigen.
Beteiligte Personen
- Dr.-Ing. Reinhold Weber (Betreuer)
- Mona Hiemer (Autorin)
- Rainer Tremmel
- Sonja Matheis
Das Zehntmeisterhaus
Bis in die frühe Neuzeit hinein hatte jeder Bürger einer Pfarrgemeinde die Pflicht, einen „Zehnt“ seines Ertrages an die Kirche abzutreten, um so die geistliche Fürsorge in der Gemeinde sicherzustellen. Die Abgabe dieser Steuer wurde vom sogenannten Zehntmeister verwaltet. Meist befand sich in der Nähe der Kirche ein sogenannter Zehntstadel, in dem die Abgaben aufbewahrt wurden – nebenan war das Haus des Zehntmeisters.
Auch in der bayerischen Stadt Lauingen im Landkreis Dillingen an der Donau wurde die „Zehntsteuer“ erhoben und vom Zehntmeister bewirtschaftet.
Die Lagerstätte Zehntstadel musste nach einem Bombeneinschlag im 2. Weltkrieg abgetragen werden, das Zehntmeisterhaus blieb jedoch glücklicherweise von der Zerstörung verschont und befindet sich mittlerweile unter Denkmalschutz.
Vermessung des Zehntmeisterhauses
Bei der Vermessung kamen die modernsten Methoden der Bauaufnahme zur Anwendung. Zum Beispiel die berührungslose tachymetrische Aufnahme im Inneren und Äußeren des Gebäudes, und die Mehrbildphotogrammetrie zur Erfassung der unebenen Südost-Fassade (Abb. 1).
An schwer zugänglichen Raumecken, aber auch beim Aufmaß des Gewölbekellers kam zusätzlich ein Laserdistanzmessgerät zum Einsatz.
Am Ende der Vermessung entstanden exakte Grundrisspläne von Erd- und Obergeschoss (Abb. 2), eine Skizze des Kellerraumes und verschiedene Vertikalschnitte durch die Wände, mit denen die jeweilige Schiefstellung visualisiert werden kann (Abb. 3).
Bei einer bauhistorisch sehr interessanten Überlagerung von alten Plänen des Zehntmeisterhauses aus dem Jahre 1870 aus dem Stadtarchiv von Lauingen mit der Neuvermessung ließen sich kaum Übereinstimmungen in den jeweiligen Grundrissen feststellen (siehe Abb. 4).
Die neuen und nunmehr exakten Baupläne wurden dem Stadtarchiv Lauingen zur weiteren Verwendung übergeben, und bilden eine wertvolle Grundlage für künftige historische Bauforschungen.
Die angehenden Bauingenieure Mona Hiemer und Rainer Tremmel bedanken sich noch einmal herzlich beim Stadtarchivar Hermann Müller und den aktuellen Eigentümern des Zehntmeisterhauses für die bemerkenswerte Unterstützung ihrer Bachelorarbeit.