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Recyclingmodellbau

Spielerische Nachhaltigkeit in der Architekturlehre

 
Architektur Nachhaltigkeit
©Heike Hofmann
31.08.2024

Projektbeschreibung

Im Architekturstudium spielt der Modellbau eine zentrale Rolle. Alle Studierenden kennen wohl die von Holzleim klebenden Finger, leicht schiefe Pappstücke oder filigranen Tragwerke aus Holzprofilen, die mühsam zusammengesetzt wurden. Modelle ermöglichen es, Entwürfe in einem dreidimensionalen Format zu visualisieren und dabei wichtige konstruktive und ästhetische Entscheidungen zu treffen und zu reflektieren. Dadurch lassen sich Proportionen und räumliche Beziehungen besser verstehen und sie sind gleichzeitig eine schöne Dokumentation des Entwurfsprozesses.

 
Modell aus einer alten Bremsscheibe, Moos und Kresse
©Eric Landsiedler

Materialkosten, Zugänglichkeit und Müllberge

 

Der Modellbau kann jedoch schnell ins Geld gehen. Hochwertige Materialien wie spezielle Pappen, Acrylglas und Holz sind teuer. Zudem erfordern die präzise Bearbeitung und der sorgfältige Zusammenbau der Materialien oft spezielles Werkzeug und viel Zeit. Ganz zu schweigen von Kosten für Termine an Lasercuttern und 3D-Druckern. Für Studierende kann dies eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen, die nicht jeder problemlos tragen kann. Dadurch haben vor allem finanziell schwächere Studierende oft einen Nachteil, der sich leider auch manchmal in Bewertungen niederschlägt. Außerdem stellen Materialkosten auch immer wieder eine Hemmschwelle da, einfach mal schnell ein simples Arbeitsmodell zu bauen und Ideen auszutesten.

Dem gegenüber stehen ganze Müllberge aus alten Kartons, Materialresten des letzten Modells, Verpackungsmaterial aber auch Abfallprodukte der Lehre an sich wie zerknülltes Skizzenpapier.

An der Technischen Hochschule Augsburg haben Studierende aus verschiedenen Semestern nun wiederholt Recyclingmodelle gebaut. Anstatt teure Materialien zu kaufen, verwenden sie alltägliche Gegenstände und Abfallprodukte, um ihre Modelle zu bauen. Alte Kartons, Plastikflaschen, Zeitungspapier und andere Materialien werden kreativ umfunktioniert. Dies reduziert nicht nur die Kosten erheblich, sondern fördert auch das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in der Architektur auf eine spielerische Art und Weise.

Die Modelle dienen als Grundlage für Übungen im Bereich der Modellfotografie und im Nachbearbeiten von Fotos.

Modell aus alten Hafermilchkartons
©Johanna Merz

Nachhaltigkeit und mehr Sensibilität

 

Durch dieses spielerische und ungezwungene Arbeiten mit Recyclingmaterialien lernen die Studierenden, wie wichtig es ist, Ressourcen zu schonen und Abfall, wo möglich zu vermeiden. Gleichzeitig entstand eine spannende Suche nach Materialquellen und später wieder sauber trennbaren Bautechniken. Die gesammelten Erfahrungen sollen für die spätere Berufswelt und den Entwurfsprozess sensibilisieren und helfen einfach ins Machen zu kommen.

Recyclingmodelle sind eine hervorragende Möglichkeit, den Modellbau in der Architekturlehre umweltfreundlicher zu gestalten und gleichzeitig kostengünstiger und somit zugänglicher zu lehren.

Modell aus Klopapierrollen und Eierkartons
©Laura Hiller

Ästhetik

 

Die Ergebnisse können in eine neue Form der Ästhetik führen, die sich mehr damit auseinandersetzt, was verfügbar ist und dann erst im zweiten Schritt wie sich diese Baustoffe und Bauteile kombinieren lassen. Andere Studierende hingegen schaffen es durch kleine Materiallager und das Aufbereiten der Materialien Modelle zu bauen, die sich nicht von klassischen Modellen unterscheiden lassen.

Modell aus Styrodurresten, Wellpappe und Versandkartons
©Felix Kopp

Weitere Modelle