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Bau + Immobilie 20: Nachhaltigkeit und Klimaschutz umsetzen – Status Quo, Notwendigkeiten und Perspektiven

Erste virtuelle Tagung des Instituts für Bau und Immobilie der Hochschule Augsburg

 
Prof. Dr. Krön begrüßt die Teilnehmer und führt ins Thema ein. Screenshot: Sonja Schön.
17.07.2020

Am Freitag, 17.07.2020, fand die Tagung Bau + Immobilie 20 „Nachhaltigkeit und Klimaschutz umsetzen – Status Quo, Notwendigkeiten und Perspektiven“ Corona-konform im virtuellen Raum statt.

 
Dr. Michael Keltsch zeigt Beispiele niedriginstallierter Nichtwohngebäude. Screenshot: Sonja Schön.
Dr. Michael Keltsch zeigt Beispiele niedriginstallierter Nichtwohngebäude.
Screenshot: Sonja Schön.

Erste virtuelle Tagung des Instituts für Bau und Immobilie

Prof. Dr. Elisabeth Krön, Studiengangleiterin des berufsbegleitenden weiterbildenden Masterstudiengang Projektmanagement, eröffnete diese besondere Tagung und betonte, trotz des inzwischen fast schon routinierten Umgangs mit der Konferenzsoftware die neue und spannende Situation, die neben der Herausforderung auch zugleich eine Chance für die Einführung eines neuen Formates bietet. Prof. Krön begrüßte die zahlreichen Gäste und führte ins Thema ein.

Die Expertin Britta Clemens, Architektin und Baubiologin, erläuterte im ersten Vortrag über Nachhaltigkeit durch materialökologische Baustoffwahl. Clemens beschrieb den Auswahlprozess schadstoffarmer Bauprodukte und wies auf gesetzliche Rahmenbedingungen, Informationssysteme und Leitfäden hin. In diesem Kontext stellte Veronika Reisser anschließend das Angebot der bayerischen Architektenkammer „Beratungsstelle Energieeffizienz und Nachhaltigkeit“ vor.

Dr. Michael Keltsch, Architekt und Regierungsbaumeister, Referent Hochschulbau am Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, setzte sich mit der Frage „Niedrigst-Passiv Plus für alle?“ auseinander und beschrieb in dem Zusammenhang die Möglichkeiten und Grenzen nachhaltigen Betreibens von Nichtwohngebäuden. Dr. Keltsch, erfahren in Planung, Bau und Betrieb von Hochschulen, Kliniken und Institutsgebäuden, erläuterte die Komplexität der DIN V 18599 und damit einhergehende Umsetzungsstrategien für die Praxis. Zahlreiche Berechnungsbeispiele zeigten das enorme Einsparpotential, das in der energetischen Optimierung von Nichtwohngebäuden liegt. Dr. Keltsch machte zudem deutlich, dass neben der effizienten Technik auch das Verhalten der Nutzenden, die diese Technik bedienen, entscheidend ist.

Wie und wann Baumschutz in Bauplanung und Bauausführung integriert werden sollte erläuterte den interessierten Zuhörer:innen Anette Vedder, Dipl.-Biologin, Amtsleiterin Amt für Grünordnung, Naturschutz und Friedhofswesen mit Unterer Naturschutzbehörde in Augsburg. Vedder führte typische Pro- und Contra Argumente privater und öffentlicher Bauherr:innen und Projektentwickler:innen auf, erläuterte rechtliche Rahmenbedingungen sowie Baumschutzmöglichkeiten in der praktischen Umsetzung. Ganz wichtig sei es, den Baumschutz bereits in einem sehr frühen Planungsstadium zu berücksichtigen. Wenn der Bagger kommt sei es meistens schon zu spät.

Abschließend schilderte Richard Weller, Geschäftsführer der Alpha IC GmbH und Lehrbeauftragter der Hochschulen Augsburg und Nürnberg, wie Bauherren UND Nutzer von nachhaltigem Gebäudebetrieb überzeugt werden können. Wie von Dr. Keltsch bereits eingangs beschrieben ist das Verhalten der Nutzenden mit ausschlaggebend für den nachhaltigen Betrieb von Gebäuden. Umso entscheidender sei es, hier Überzeugungsarbeit zu leisten. Weller zeigt Lösungswege zum nachhaltigen Gebäudebetrieb auf, wie z.B. Green Lease, ein auf Nachhaltigkeit gerichteter Mietvertrag zwischen Mietenden und Vermietenden. Sehr wirkungsvoll wäre es zudem, die Nutzenden mit ihrem eigenen Energieverbrauch unmittelbar zu konfrontieren, beispielsweise mit einer digitalen Anzeige über ein Visualisierungstool direkt aufs Smartphone oder ein Tablett im Eingangsbereich. Somit hätte der Nutzende seinen täglichen Verbrauch ständig im Blick und kann unmittelbar korrigierend eingreifend. 

Die Tagungsgäste konnten während der Veranstaltung ihre Fragen im Chat stellen, die im Anschluss an die einzelnen Vorträge von den Expert:innen beantwortet und diskutiert wurden.

Insgesamt waren sich alle Teilnehmenden einig, dass die Tagung eine sehr gelungene Veranstaltung unter diesen besonderen Bedingungen war. Der persönliche Kontakt und das Treffen vor Ort ist zwar unersetzlich, dem gegenüber steht aber wiederum das enorme CO2-Einsparpotential durch die entfallenden Anreisen der einzelnen Teilnehmenden. Für die Zukunft ist sicherlich eine gesunde Mischung aus Präsenz und Online-Veranstaltungen anzustreben.