Masterarbeiten zu Zukunftsthemen am Institut für Bau und Immobilie der Hochschule Augsburg
„Der Weg zum zukunftsfähigen Bauunternehmen – Herausforderungen, Handlungsfelder, Szenarien und Maßnahmenkataloge“, so lautet der Titel der Abschlussarbeit von Mark Weiher. Weihers Motivation für die Arbeit folgte aus den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen für Bauunternehmen. Stichworte hierfür sind unter anderem der Fachkräftemangel, Lean Construction, BIM, ausbleibende Produktivitätssteigerungen, Digitalisierung oder der generelle Wandel in der Arbeitswelt. Ziel der Arbeit war es, Trends in einer gegenwartsbezogenen Betrachtung zu identifizieren und daraus ableitend ein zukunftsfähiges Bauunternehmen zu charakterisieren sowie mögliche Wege in der weiteren Entwicklung aufzuzeigen. Aus der Perspektive eines mittelständisch und regional tätigen Bauunternehmens aus dem süddeutschen Raum wurden die wesentlichen Trends identifiziert. Bedeutend für das Beispielunternehmen sind vor allem die Digitale Transformation, die Industrialisierung der Wertschöpfungskette Bau, die Nachhaltigkeit und die Veränderungen in der Arbeitswelt. Mit indirekter Relevanz wurden die Trends der Wissenskultur, Urbanisierung und Demografie bewertet und ebenfalls kurz aus Sicht des Beispielunternehmens skizziert. Fazit der Arbeit ist, dass in Zeiten zunehmender Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeiten die Bereitschaft zur stetigen Veränderung ein wesentliches Charakteristikum eines zukunftsfähigen Bauunternehmens darstellt. Es gibt mehrere Wege, um die dauerhafte und nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit eines Bauunternehmens zu erreichen. Diese Wege wurden in einer Roadmap anschaulich dargestellt.
Nikolaus Wiesholzer erarbeitete im Rahmen seiner Masterarbeit „Methoden zur Bewertung von Investitions- und Nutzungskosten im Rahmen von Architektenwettbewerbern“. Wiesholzer beschäftigte sich mit der Frage, wie bei klassischer Trennung von Planung und Ausführung eine hohe Kostensicherheit für Bau- und Nutzungskosten zu einem frühen Zeitpunkt im Projekt generiert werden kann. Die Durchführung eines Architektenwettbewerbs mit qualifizierter Wettbewerbsbetreuung und detaillierter Untersuchung der Investitions- und Nutzungskosten kann dazu einen Teil beitragen. Zunächst stellte Wiesholzer die verschiedenen Vergabemodelle der VgV-Verfahren, der Wettbewerbsverfahren, sowie alternativer Vergabemodelle dar. Im Kernstück der Masterarbeit erläuterte er die möglichen Vorgehensweisen zur Ermittlung von Bau- und Nutzungskosten. Die Ansätze werden anhand des Aufwands für die Durchführung, des erreichbaren Genauigkeitsgrads und der für die Durchführung notwendigen planerischen Grundlage gegenübergestellt.
Wiesholzer empfiehlt, ein Vergabeverfahren in zwei Stufen oder Phasen durchzuführen. In der ersten Stufe werden alle Arbeiten mit weniger aufwändigen Methoden nach deren Wirtschaftlichkeit untersucht. Für die zweite Stufe mit einem geringeren Teilnehmerkreis erfolgt eine detaillierte Ermittlung der Investitions- und Nutzungskosten, um die Entscheidungsfähigkeit des Auftraggebers zu erhöhen.
Eine „Prozesskonzeption eines digital unterstützten Erwerbersonderwunsch-Managements für Generalunternehmer“ erarbeitete Björn Nemitz. Während im Mietwohnungsbau die Ausstattung der Wohnungen einem einheitlichen Standard entspricht, formulieren Erwerber von Eigentumswohnungen über die Baubeschreibung hinaus individuelle Sonderwünsche. Die Bearbeitung dieser Erwerbersonderwünsche bedeutet für einen Generalunternehmer einen erhöhten Aufwand. Dabei muss ein kontinuierlicher Informationsfluss zwischen Erwerbern, Nachunternehmern und internen Prozessbeteiligten sichergestellt werden. Ziel der Masterarbeit war es, theoretische Grundlagen zu schaffen, Erkenntnisse aus der Praxis zu sammeln und anschließend ein Konzept zur Prozessoptimierung durch Anwendung digitaler Werkzeuge zu erarbeiten.
Nemitz stellt zunächst die Prozessbeteiligten vor und analysiert deren Anforderungen. Der Ist-Prozess ohne integrierte EDV-Unterstützung wird abgebildet und Defizite herausgearbeitet. Erwerbersonderwünsche werden ausgehend von der Bearbeitungskomplexität in verschiedene Kategorien unterschieden. Anhand von verschiedenen empirischen Auswertungen einer Fallstudie werden den theoretischen Überlegungen Kennzahlen aus der Praxis gegenübergestellt. Die Prozessoptimierung basiert auf der Konzeption einer ganzheitlichen Management-Software. Diese bietet ein webbasiertes interaktives Erwerberportal, das gleichzeitig Ausstattungskonfigurator und Kommunikationsplattform darstellt. Andererseits integriert die Software die Tätigkeiten und Anforderungen der verschiedenen internen Prozessbeteiligten und schafft durch eine konsistente Datenverwaltung und Automatisierung von Teilprozessen eine Reduzierung der Prozessdauer und Fehlerquellen. Außerdem werden Instrumente für ein wirksames Ergebniscontrolling geschaffen. Die Ergebnisse werden in einem Lastenheft dokumentiert. Die aussichtsreichsten im Rahmen einer Marktanalyse identifizierten Softwareprodukte werden dem erarbeiteten Lastenheft gegenübergestellt und bewertet. Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung zeigt schließlich das Einsparungspotenzial bei einen künftig modifizierten und IT-gestützten Prozess.
Übrigens: einer der Masterpreise des Fördervereins VFBI e.V. ging dieses Jahr an Herrn Björn Nemitz für seine ausgezeichnete Masterarbeit zum Erwerbersonderwunsch-Management.