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Alumnus-Interview mit Dr.-Ing. Franz Aletsee

"Ich denke, das Wichtigste ist, über einen langen Zeitraum Spaß an technischen Fragestellungen zu haben."

 
Franz Aletsee befasste sich in seiner Dissertation mit dem Thema der Hochgeschwindigkeits-Datenübertagung mit Anwendung im Automobilbereich. Foto: Colourbox
07.12.2020
Fakultät für Elektrotechnik

Unser Alumnus und wissenschaftlicher Mitarbeiter Dr.-Ing. Franz Aletsee blickt auf seine Promotion zurück und gibt dabei wertvolle Einblicke und Tipps für Studierende.

 
Dr.-Ing.Franz Aletsee
Dr.-Ing. Franz Aletsee

Steckbrief

Name:

Franz Aletsee

Abschluss:

Dr.-Ing.

Studium:

Promotionsthema:

Unterabtastendes Mehrträger-Basisband-MIMO-System zur Ausnutzung breitbandiger Übertragungskanäle mit hohem Übersprechen

 

 

 

Wann hat sich für Dich herausgestellt, dass Du eine wissenschaftliche Laufbahn mit Promotion einschlagen möchtest?

Ich hatte das eigentlich nicht vor. In meinem Praxissemester bei Intel Mobile Communications bekam ich erste Forschungsaufgaben, an denen ich viel Spaß hatte. Anschließend konnte ich im Rahmen meines Forschungsmasters (MAPR) weitere Erfahrungen sammeln. Während des Forschungsmasters war ich mir dann ziemlich sicher, dass dieser Weg der Richtige für mich ist.

Worum ging es bei Deinem Promotionsvorhaben?

Ich habe ein Übertragungsverfahren entworfen, um viele Daten sehr schnell übertragen zu können. Dafür verwendet man mehrere verkoppelte Datenpfade parallel. Zusätzlich werden hohe Signalfrequenzen eingesetzt, was aber dazu führt, dass am Empfangsende ein buntes Gemisch an Bits ankommt. Das Ergebnis der Promotion war ein Verfahren, das dieses Durcheinander wieder trennen kann.

Wie bist Du zum Thema Deiner Dissertation gekommen?

Da meine Arbeit immer von einer Firma finanziert wurde, war die Fragestellung sehr allgemein und es gab keine Roadmap. Es sollten hohe Datenraten über kurze Kabel übertragen werden. Mit dieser groben Aufgabenstellung habe ich mich auf die Reise gemacht, viel gelesen, Simulationen durchgeführt und einige Ideen ausprobiert.

Wie lief die Kooperationssuche ab?

Wir haben mit der Firma bereits erfolgreich zusammengearbeitet. Meine Doktormutter (von der Ruhr Universität Bochum) kannte ich auch schon, da ich während des Forschungsmasters bereits an Themen gearbeitet hatte wo wir Überschneidungen mit den Forscher:innen aus Bochum hatten. Mein Betreuer an der Hochschule und meine Doktormutter hatten zudem denselben Doktorvater. Das war großes Glück, das viele meiner Kolleg:innen an unserer und anderen Hochschulen nicht haben.

Wie lange hast Du für Deine Promotion gebraucht und was waren die zentralen Schritte und Etappenziele?

Im Juni 2015 habe ich meinen Masterabschluss bekommen. Ende 2019 hatte ich meine Dissertation fertig. Die wichtigsten Momente waren die Anmeldung und die Erteilung des Patentes. Ein weiteres besonderes Ereignis war, als das Übertragungsverfahren das erste Mal in der Realität im Labor funktioniert hat. Simulieren kann man nämlich viel, aber wir machen ja angewandte Forschung.

Was war Dein persönliches Highlight während Deiner Promotion?

Hm, klar die Abgabe der Arbeit und die Erteilung des Patents. Wenn ich aber jetzt auf meine Zeit an der Hochschule zurückblicke waren weitere Highlights ein Studierendenprojekt, bei dem ein Stratosphärenballon atemberaubende Bilder und Messdaten zurückgebracht hat und der Aufbau unserer Amateurfunkstation DF0HSA.

Welche Inhalte und Kenntnisse, die Du während Deines Studiums erworben hast, haben Dir während Deiner Promotion weitergeholfen?

Um ehrlich zu sein, bin ich erstaunlich vielen Dingen aus dem Studium wieder in der einen oder anderen Form begegnet. Viele der Grundlagen waren notwendig, um neue Zusammenhänge besser verstehen zu können. Im Rückblick muss ich zugeben, dass ich in machen Lehrveranstaltungen noch nicht die Relevanz des Inhalts erkennen konnte. Erst später habe ich dann die Konzepte in der Tiefe verstanden, obwohl ich in den Prüfungen gute Noten hatte.

Welche Fähigkeiten und Kompetenzen sollte man generell für eine Promotion mitbringen?

Ich denke, das Wichtigste ist, über einen langen Zeitraum Spaß an technischen Fragestellungen zu haben und auch hinnehmen zu können, dass es nicht jeden Tag (sichtbare) Fortschritte gibt. Ein solides Grundlagenverständnis ist auch notwendig.

Was hast Du durch die Arbeit an Deiner Dissertation gelernt?

Irgendwie zu überleben: Zu Beginn ist die Informationsflut überwältigend, ohne Aussicht auf eine realistische Chance. Das Gefühl hält über einen langen Zeitraum an, aber irgendwann ist ein Großteil des Wissens sortiert und man fängt an, eigene Ideen verfolgen zu können. Natürlich lernt man noch viele andere Fähigkeiten, wie vor großem Publikum englische Vorträge zu halten, oder seine Zeit so zu planen, dass die Ergebnisse zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung stehen.

Nach dem Einreichen Deiner Dissertation, hast Du am 6. Juni 2020 (inmitten der Corona-Pandemie) Deine Arbeit verteidigt und veröffentlicht. Was war es für ein Gefühl Deine Promotionsurkunde schließlich in Händen zu halten?

Eingereicht hatte ich meine Arbeit Ende Februar 2020, also noch vor Corona. Dann musste ich bis Juni auf einen Termin für meine Verteidigung warten. Die Verteidigung fand dann unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Somit waren nur die 6 Professor:innen der Prüfungskommission vor Ort, was schade war, denn ich hätte gerne meine Kollegen mit zur Verteidigung gebracht. Die Dissertation habe ich online veröffentlicht, mit dem Ziel die Informationen frei und einfach verfügbar zu machen. Danach war die Promotion für mich abgeschlossen. Die Promotionsurkunde kam per Post. Ich kann mich erinnern, dass es irgendwie komisch war eine Sendung an Dr.-Ing. Franz G. Aletsee adressiert entgegen zu nehmen.

Welche weiteren Pläne und nächsten Schritte hast Du nun geplant?

Ich werde jetzt meine erworbene Expertise mit in eine Firma bringen und weiterhin an technischen Fragestellungen arbeiten. Durch einen Lehrauftrag an einer anderen Hochschule kann ich weiterhin mit Studierenden zusammenarbeiten, was mir immer sehr viel Spaß gemacht hat.

Was möchtest Du Studierenden mit auf den Weg geben, die mit dem Gedanken spielen zu promovieren?

Es lohnt sich, vor allem inhaltlich. Eine Promotion ist eine exzellente Möglichkeit „weiter zu studieren“ und viel Neues in einer Tiefe zu bearbeiten, die sonst nur sehr selten möglich ist.