28.11.2019, 09:00 – 29.11.2019, 17:00
Alte Mensa

Am Donnerstag, 28. November und Freitag, 29. November findet an der Hochschule Augsburg jeweils von 9 bis 17 Uhr die Ausstellung „Auf der Flucht − Ankommen − Willkommen!?" statt. Sie wird in der Alten Mensa im Gebäude C auf dem Campus am Brunnenlech gezeigt. Entstanden ist sie im Rahmen eines Service Learning Projekts in Kooperation mit der Universität Vechta und in Zusammenarbeit mit Studierenden der Fakultät für Gestaltung und Studierenden des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit an der Fakultät für Angewandte Geistes- und Naturwissenschaften im Rahmen der Lehrveranstaltungen „Pädagogik“ und „Medienpädagogik“ unter Betreuung von Prof. Dr. Martin Stummbaum.

 

Die Universität Vechta konzipierte in Kooperation und Zusammenarbeit von Geflüchteten, Ehrenamtlichen und Studierenden die Wanderausstellung „Neue Beziehungen entstehen… – Wir geben Flüchtlingen und Ehrenamtlichen ein Gesicht!“. Das gleichnamige Projekt wurde ab dem Wintersemester 2016/2017 von Prof. Dr. Margit Stein und Sophie Weingraber (beide Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik an der Universität Vechta) zusammen mit 85 Studierenden und insgesamt 34 Tandems aus Geflüchteten und Ehrenamtlichen umgesetzt. Die Studierenden des Bachelorstudiengangs Soziale Arbeit der Hochschule Augsburg ergänzten diese Wanderausstellung um einen interaktiven Ausstellungsteil, der diese individualisierte Sicht auf Geflüchtete in Deutschland noch vertieft und die gezeigten Schicksale noch stärker erfahrbar macht.

Alle Beteiligten wollten sich, wie viele andere tausende Menschen auch, mit ihren Kompetenzen und Möglichkeiten einbringen, um die Integration Geflüchteter in unsere Gesellschaft zu erleichtern. Dabei lag der Fokus des Projekts auf der gemeinschaftlichen gleichberechtigten Zusammenarbeit von Ehrenamtlichen, Geflüchteten und den forschenden Studierenden. Ziel des praxisnahen Migrationsforschungsprojekts war es, einen individualisierten und wissenschaftlich abgestützten Blick auf Personen zu werfen, die in den vergangenen Jahren als Geflüchtete zu uns gekommen waren, sowie auf diejenigen, die sich ehrenamtlich bei der Integration dieser Menschen engagieren und einbringen.

In der Diskussion um Geflüchtete würden stets die Zahlen an Ankommenden sowie die Herkunftsländer und Fluchtgründe genannt. Selten finde jedoch ein spezifischer, individualisierter und praxisnaher Blick auf Personen statt, die sich hinter diesen Zahlen verbergen. Meist sei der Blick sowohl auf die aufnehmende Gesellschaft als auch auf die Geflüchteten ein sehr problematisch aufgeladener. Dies sei etwa der Fall, wenn auf Seiten der einheimischen Bevölkerung von Fremdenfeindlichkeiten und Anfeindungen gegenüber Zugewanderten und Geflüchteten berichtet wird, von brennenden Flüchtlingsunterkünften, Pegida-Demonstrationen sowie verbalen und körperlichen Angriffen gegenüber Geflüchteten. Diese negative Sichtweise werde auch bedient, wenn auf Seiten der Geflüchteten von politischem und religiösem Extremismus und von islamistisch motiviertem Terrorismus berichtet wird, aber auch, wenn nur auf die Problemkonstellationen bei der Integration oder auf die Konflikte in der Heimat, etwa auf (Bürger-)Kriege und politische Verfolgung fokussiert wird.

Die Studierenden der Hochschule Augsburg werfen im Rahmen des Projekts einen praxisnahen Blick auf die positiven Aspekte gelungener Integration sowie erster gelungener geknüpfter Beziehungen zwischen Geflüchteten und Ehrenamtlichen. Nicht Hunger, Entbehrung, Krieg, Verfolgung, Flucht und Anfeindungen stehen im Mittelpunkt, sondern die ersten Impressionen bei der Ankunft, die ersten Schritte in Tandems mit Ehrenamtlichen, die gegenseitigen an den Kontakt geknüpften Erwartungen, die Selbst- und Fremdwahrnehmung, der gegenseitige Kompetenzerwerb und gemeinsam geteilte Werte und Normen im Zusammensein, erste Akkulturationsprozesse von beiden Seiten durch die gemeinsame Zeit, aber auch die kulturell-religiöse Diversität. Ziel der Ausstellung sei es also weniger, Migration, Flucht, Integration und Kooperation politisch und rechtlich darzustellen, sondern einen Blick auf Alltag, Mentalitäten, Hoffnungen und Kompetenzen zu legen, welche gemeinsam entwickelt und geteilt werden. Im Mittelpunkt stehen Fragen der Integration und Kooperation. Die Fragen wurden im Projekt stets fast gleichlautend Ehrenamtlichen als auch Geflüchteten vorgegeben. Auf diese Weise wird sowohl Geflüchteten als auch Ehrenamtlichen ein Gesicht gegeben. Die Ehrenamtlichen, die sich mit hohem persönlichem Engagement und auch hohem Sachverstand für die Geflüchteten einsetzen, prägen nach Ansicht der Projektteilnehmer wesentlich das Bild, das Geflüchtete von Deutschland bekommen. Die Wanderausstellung wurde mittlerweile an mehreren Universitäten und Orten in Deutschland gezeigt.