Indigenes Wissen in der Sozialen Arbeit
Interdisziplinäre Konferenz in München eröffnet Perspektiven
„Grundsätzlich ging es uns darum, einen kritischen Blick auf koloniale Hegemonien zu werfen und die Chancen für die Soziale Arbeit zu diskutieren, die sich durch einen offenen Dialog mit indigenen Völkern ergeben können“, betonen die beiden Organisatorinnen Prof. Dr. Tanja Kleibl (Augsburg) und Prof. Dr. Susanne Nothhafft (München). Nur in der interdisziplinären Auseinandersetzung sei es möglich, indigenes Wissen als wichtige Ressource für die Praxis der Sozialen Arbeit fruchtbar zu machen, ohne dabei die damit einhergehenden Herausforderungen aus dem Blick zu verlieren. In vier Vorträgen wurde sowohl das Forschungsfeld als auch das mit vielfältigen Deutungen behaftete „indigene Wissen“ zunächst aus sozialarbeiterischer, interkulturell philosophischer, ethnologischer, entwicklungspolitischer und postkolonialer Perspektive beleuchtet.
Im Anschluss hatten die Teilnehmer*innen die Möglichkeit, einzelne Fragestellungen in verschiedenen Workshops zu vertiefen. Die Praxis- und Forschungserfahrungen der Referent*innen aus Mosambik, Südafrika, Nigeria, Dänemark und Deutschland lieferten zahlreiche Beispiele, wie sich die Wissensschätze verschiedener Kulturen gegenseitig bereichern können. „Indigenes Wissen kann und muss die immer noch vorherrschende monokulturelle westliche Perspektive und den damit verbundenen institutionellen Rassismus gegenüber indigenen Bevölkerungsgruppen aufbrechen“, stellte Prof. Dr. Luise Behringer (Benediktbeuern) in ihrem Workshop fest. Prof. Dr. Ndangwa Noyoo (Kapstadt) unterstreicht in abschließenden Gedanken, dass der postkoloniale Kontext in dem Soziale Arbeit stattfinde, eine Politisierung der Sozialen Arbeit erfordere. Ein nur auf die Übernahme von Methoden aus dem Globalen Süden beschränkter Austausch, würde an den ungerechten Machtverhältnissen nicht ausreichend rütteln.
„Mit der Konferenz wollten wir einen zentralen Punkt ansprechen“, stellt Prof. Dr. Kleibl fest. Aufgrund der global immer noch vorherrschenden zentraleuropäischen Sichtweise auf die Welt erscheine es wichtig, zu untersuchen, wie das System ‚Soziale Arbeit‘ lokal, national und international gegenüber kulturellem Wissen und Werten aus Ländern des Globalen Südens sensibilisiert und durch eine kritische Auseinandersetzung verändert werden könne.
Audiomitschnitt Dr. Barbara Schellhammer
Interkulturelle Philosophie in der Praxis: Indianische Gedanken in Kanada erleben
Vortrag und Diskussion
Dr. Barbara Schellhammer
(Hochschule für Philosophie München)
Audiomitschnitt Prof. Ndangwa Noyoo
Soziale Arbeit und indigenes Wissen in Afrika
Vortrag und Diskussion
Prof. Dr. Ndangwa Noyoo
(University of Cape Town)
Audiomitschnitt Dr. Volker von Bremen
Eine Einführung in das indigene Wissenskonzept und Vorstellungen eines Referenzrahmens zur Arbeit mit Indigenen Vökern.
Dr. Volker von Bremen
Audiomitschnitt Prof. Leo Igwe
Abschlussvortrag und anschließende Podiumsdiskussion:
Intersection between European Social Work System and Migrants Indigenous Beliefs.
Prof. Leo Igwe