Marie hat jetzt Stachelzöpfe

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Im Bilderbuch „Marie hat jetzt Stachelzöpfe – Von Europa nach Afrika und zurück“ geht es um Marie, die in Deutschland wohnt, und um ihren Cousin Issa, der in Burkina Faso wohnt. Das Buch erzählt vom Besuch der beiden Kinder in den jeweiligen Heimatländern des anderen und was sie dort erleben.

Das Anliegen des Buches ist der interkulturelle Austausch. Es soll offenbar Neugierde und Offenheit für andere Länder und deren Bewohner*innen hervorgerufen werden. Allerdings beinhaltet das Buch einige kulturalistische und rassistische Elemente. Burkina Faso wird stereotyp und eindimensional dargestellt. Demnach findet das Leben in Burkino Faso in kleinen Dörfern mit Strohhütten ohne fließend Wasser, Elektrizität, Autos oder sonstige moderne Infrastruktur statt. Krankenwagen und Ärzt*innen fehlen – die Menschen wirken hilflos und ungebildet. Issa kennt bei seinem Besuch in Deutschland weder Rolltreppen, noch Ampeln oder Zoos. Während Issa in Deutschland mit niemandem kommunizieren kann, scheint seine Cousine Marie in Burkina Faso alle zu verstehen. Issa erlebt in Deutschland immer wieder rassistisches Verhalten („deine Haare sind zu kratzig“, ein Kind hat Angst vor ihm, …). Die rassistischen Vorkommnisse werden jedoch nicht problematisiert und scheinen daher als „normal“. Die Ankunft von Marie in Burkina Faso wird hingegen gefeiert. Auch die Wortwahl und die Sprache sind problematisch: Beispielsweise wird der Begriff „Stachelzöpfe“ anstelle der tatsächlichen Eigennamen von Frisuren für Afro-Haar verwendet.

Das Buch, das von der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit unterstützt wurde, verfehlt nicht nur das Anliegen des interkulturellen Austauschs, es kann dazu beitragen, kulturalistische Gegensätze eines modernen, europäischen „Wir“ und eines vormodernen, afrikanischen „die Anderen“ zu zementieren.

 

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