Soziale Arbeit goes international...
Durch den Blick über den nationalen Tellerrand die fachliche und persönliche Weiterentwicklung der Student:innen fördern
In der Sozialen Arbeit als Profession und Disziplin hat der internationale Austausch eine lange Tradition. Bereits Alice Salomon, eine der Gründermütter der Sozialen Arbeit in Deutschland, engagierte sich im 19. Jahrhundert für den Austausch zwischen Sozialarbeiter:innen in Forschung, Lehre und Praxis, ein wichtiger Bestandteil der Professionalisierung Sozialer Arbeit. Dass ein solcher internationaler Austausch Einfluss auf Fachwissenschaft und -Praxis hat, zeigt sich u.a. auch darin, dass Handlungsansätze, wie die der Gemeinwesenarbeit, der sozialräumlich orientierten Sozialen Arbeit und des datenbasierten kommunalen Bildungsmanagements in Deutschland Wurzeln in London und Chicago haben – den sogenannten Settlements Tonybee Hall (1884 gegründet) und Hull-House (1889 gegründet).
Ausbau fachspezifischer europäischer und internationaler Kooperationen
Um ein Auslandssemester zu absolvieren, konnten die Studierenden der Sozialen Arbeit bisher bestehende fachübergreifende Kooperationen zwischen THA und Partnerhochschulen im Ausland nutzen, die allerdings nicht immer mit einem direkten Zugang zu Lehrveranstaltungen im Fachbereich Soziale Arbeit verbunden waren. Der noch relativ junge Studiengang „Soziale Arbeit“ (gestartet im Wintersemester 2018) arbeitet intensiv am Aufbau europäischer und internationaler Beziehungen im Bereich Studium, Lehre und Praxis. Neben Studienplätzen werden fachlich interessante Praxisstellen akquiriert, die Einblicke in die sozialarbeiterische Praxis in anderen Ländern ermöglichen.
Ziel ist es, den Studierenden mehr Möglichkeiten für ein Semester im Bachelor-Studiengang Soziale Arbeit an einer Hochschule oder einen Platz für ein Praxissemester im Ausland anbieten zu können.
Große Unterstützung erhält der Studiengang durch eine Förderung über das DAAD-Programm HAW.International (HSA_sustaIN) und das International Office der THA mit seiner ausgewiesenen Expertise.
Exchange-Programm für internationale und inländische Studierende
Verbunden mit dem Ausbau von Kooperationen entsteht aktuell ein „Exchange-Program“ für die Soziale Arbeit. Erste Schritte sind gemacht – in diesem Sommersemester konnten Studierende bereits die Veranstaltung „Criminal Law“ besuchen, ein Lehrangebot, dass auch Studierenden anderer Fakultäten offenstand.
Ab dem Sommersemester 2024 startet das neue „Exchange-Program“ der Sozialen Arbeit, das nun gezielt Studierenden aus dem Ausland die Möglichkeit gibt, Soziale Arbeit an der THA zu studieren. So wird ein Teil der Module im Studium für Incomings und inländische Studierende in englischer Sprache angeboten.
Durch das englischsprachige Programm wird der Studiengang auch für ausländische Studierende attraktiv, die über keine ausreichenden Deutschkenntnisse verfügen. Bildungsinländer:innen wiederum können neben ihrem Fachwissen ihr Englisch vertiefen. In nahezu allen Handlungsfeldern der Sozialen Arbeit sind Fremdsprachenkenntnisse hilfreich, wenn nicht nötig. Incomings und Bildungsinländer:innen studieren gemeinsam und lernen mit- als auch voneinander.
Bi- und internationale Veranstaltungen
Neben der Möglichkeit, ein Studium oder einen Praxisaufenthalt im Ausland zu absolvieren, können Studierende der Sozialen Arbeit an weiteren, international ausgerichteten Veranstaltungsformaten teilnehmen. So werden unter anderem Gastdozent:innen zu Lehrveranstaltungen eingeladen und bi-nationale sowie internationale Workshops abgehalten.
08.12. bis 10.12.2022
Deutsch-französischer Expert:innenaustausch und Lehrveranstaltung zum Thema
„Jugend(arbeit), öffentlicher Raum und Stadtgesellschaft in Deutschland und in Frankreich“.
In dem Fachaustausch zwischen Expert:innen der Stadt Augsburg, der Banlieue-Stadt Pantin und der THA rund um das „Thema Jugend(arbeit), öffentlicher Raum und Stadtgesellschaft in Deutschland und in Frankreich“, setzten sich Studierende im 7. Semester im Studiengang Soziale Arbeit sowohl mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, divergierenden Herangehensweisen und damit einhergehenden Konsequenzen in der Ausrichtung und Ausgestaltung von Jugendpolitik und -arbeit in beiden Ländern auseinander.
Trotz aller Unterschiede in der Offenen Jugendarbeit in Augsburg und Pantin besteht Einigkeit über städtische und nationale Grenzen hinweg in dem Anliegen, jungen Menschen niederschwellig Selbstwirksamkeit und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen, jenseits von Notendruck und Selektionsprozessen und dabei insbesondere Jugendliche zu erreichen, die nicht zu den privilegierten Menschen der jeweiligen Gesellschaft gehören. So die zentrale Erkenntnis des Fachaustausches, zu dem Prof. Dr. Barbara Rink und Prof. Dr. Janine Linßer im Rahmen ihres Vertiefungsmoduls „Familien- und Jugendhilfe, Jugendsozialarbeit“ in der Sozialen Arbeit vom 08.12. bis 10.12.22 an die Hochschule Augsburg gemeinsam einluden.
Die Studierenden bewerten die Veranstaltung sehr positiv. Die folgende studentische Rückmeldung bringt es auf den Punkt:
„Dieses Erlebnis hat mir nochmal richtig Lust auf den Master gemacht und nach langer "Covid-Abstinenz" an der Hochschule mal wieder zusammen etwas zu machen, zu gestalten und Praxis und Theorie aus so unterschiedlichen Gesichtspunkten zu erleben, war für uns alle, glaube ich einfach mega wichtig.“
27.06. bis 28.06.2023
Europäischer Workshop mit Expert:innen und Studierenden der Sozialen Arbeit zum Thema Kinderschutz
"National Systems of Child Protection. Policy and Practice in Finland, Germany, Sweden and the Netherland"
Wie ist der Kinderschutz in ausgewählten europäischen Ländern organisiert? Wer sind die zentralen Akteure und Organisationen und vor welchen Herausforderungen stehen diese aktuell? Nachdem sich die Studierenden des 4. Semesters im Studiengang Soziale Arbeit im Sommersemester mit fachlichen Grundlagen und Ansätzen des Kinderschutzes im bundesdeutschen System beschäftigt haben, wurden diese Fragen nun in einem länderübergreifenden Workshop bearbeitet. Prof. Dr. Nicole Klinkhammer, berufen für das Lehrgebiet ‚Frühe Kindheit und Familie‘ und stellvertretende International Faculty-Koordinatorin (AGN), organisierte zu diesem Zweck eine zweitägige Veranstaltung. An dieser nahmen neben den Expertinnen aus Finnland, den Niederlanden, Schweden und Deutschland, den Viertsemestern aus dem Seminar zu Kinderschutz auch Studierende aus dem 6. Semester sowie Praxispartner:innen aus Augsburg teil.
Der Austausch zwischen Studierenden, Wissenschaftler:innen aus verschiedenen Ländern und lokalen Praxisakteur:innen aus Augsburg wurde, so ein Resümee des Workshops, als äußert gewinnbringend erlebt.
Auf die Frage nach dem Nutzen von internationalen Workshop-Treffen wie diesen, standen folgende Antworten im Mittelpunkt:
„I feel like social work is not something you can only do nationally“ (P. Vainikka).
„We have been listening to each other and see different perspectives on child protection from different European countries perspectives and in that reflections are awoken within yourself and you automatically compare with your own situations“ (U. Levander).
„It really helps you to gain different perspectives“ (F. Middel).
“As a researcher, I would say it’s really important for research to be better linked to practice” (S. Witte)
So wurden die herausgearbeiteten wissenschaftlichen Befunde nicht nur anwendungs- und praxisbezogen reflektiert, sondern auch mit Blick auf die Frage, welche Anforderungen die Komplexität des Kinderschutzes an die Hochschulausbildung von zukünftigen Fachkräften der Sozialen Arbeit stellt. Denn in allen Ländern zeigt sich: Dies ist eine der zentralen Fragen, um den Kinderschutz überall nachhaltig zu stärken.
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