Game Design Gestaltung Interaktive Mediensysteme Nachhaltigkeit Spieltheorie
Gameplay-Elemente werden in der App „Das Dilemma des Bürgermeisters“ für die Visualisierung von Entscheidungsprozessen genutzt - Die Spieler investieren als Bürgermeister in einer von sechs Stadtlandschaften, die sich durch die Art ihrer Energieerzeugung
01.10.2018 - 01.10.2019

Studiengang

Interaktive Mediensysteme

Projektbeschreibung

BMBF-Projekt verbindet Gamedesign mit ökonomischer Spieltheorie

Die App „Das Dilemma des Bürgermeisters“ erhebt empirische Daten in Bezug auf die Frage, welche ökonomischen Instrumente zur Internalisierung externer Effekte des Energieverbrauchs effizient sind. Mittels Gamedesign wird ein immersives Setting erzeugt und abstrakte Entscheidungen in einen sichtbaren Zusammenhang zur Idee des guten Lebens gesetzt. Die App wurde im Rahmen des BMBF-Forschungsprojektes „Synergien“ in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Clausthal, der Helmut-Schmidt- Universität Hamburg und der Hochschule Augsburg realisiert.

Ausgangslage, Methodik und Benefits
Die komplexe ökonomische und soziokulturelle Dynamik von Transformationsprozessen wie der Energiewende kann mit empirischen Methoden wie der Spieltheorie untersucht oder komplementär durch narrative Formate dargestellt werden. Beide Methoden sind in unserer spielerischen App miteinander verknüpft. Die komplementäre Kombination dieser Perspektiven schafft ein hohes Innovationspotenzial in Bezug auf die Datenerhebung und das Bewusstsein für konkrete Probleme und Lösungen. Dies ermöglicht den Zugriff auf die folgenden innovativen Anwendungen:

  • Die anschauliche Visualisierung ermöglicht ein immersives Erleben der Entscheidungsumgebung, ohne die notwendige Kontrolle über die experimentelle Treatmentstruktur aufzugeben.
  • Bisher unzugängliche Zielgruppen (Internet-Community, Gamer) können angesprochen werden, während in vorherigen Experimenten (Menges und Traub, Beyer et al. 2018) Probanden zur persönlichen Teilnahme motiviert werden mussten. Durch die Nutzung der vorhandenen digitalen Infrastruktur für den Download von Computerprogrammen (z. B. Apple AppStore, Google Playstore, Steam) können Transaktionskosten, Schwellenängste und lokale Besonderheiten vermieden werden.
  • Unser Ansatz eröffnet neue Möglichkeiten der Datenverfügbarkeit. Das Verhalten von Spielergruppen kann als Datenbank für vergleichende Studien verwendet werden. Die gewonnenen Erkenntnisse können durch den modularen Aufbau des Spieldesigns als alternative Entscheidungssituationen umgesetzt werden.

Mit diesen Möglichkeiten kann ein innovativer Beitrag zur Akzeptanzforschung für nachhaltige Entwicklungen geleistet werden.

Die Rolle des Gamedesigns
Computerspiele sind inzwischen ein beliebtes und verbreitetes Medienformat. Spiele-Elemente schaffen daher nicht nur eine vertraute Atmosphäre, sie können außerdem Engagement und intrinsische Motivation fördern (Rist und Müller, 2015). Es war für uns daher entscheidend, Spielprinzipien wie direktes Feedback, beherrschbare Herausforderungen und eine immersive Umgebung zu implementieren.

Design und Gameplay
Die App folgt den Schritten eines Testlaufs in einem Computerlabor. Zum Spielbeginn übernehmen die Probanden die Rolle von Bürgermeistern. Sie entscheiden sich für eine von sechs Stadtlandschaften, die auf verschiedenen Arten der Energieerzeugung basieren. Durch einen modularen Aufbau sind diese Welten konfigurierbar. Die Konnotationen sind variabel und Gegenstand unserer Bewertung.

Jeweils drei Spieler teilen sich ein fiktives Budget, das sie ohne Kenntnis der Entscheidungen ihrer beiden Mitspieler in ihre Stadt investieren können. Die Folgen kooperativer und nicht kooperativer Entscheidungen werden als Bevölkerungswachstum und Lebensqualität visualisiert. Abhängig von den Aktionen des Spielers verändert sich die Stadt zu einen mehr oder weniger lebenswerten Ort.

Nach der zehnten Runde erfolgt auf der Grundlagen eine Auszahlung in bar in einem zuvor bekannt gegebenen Wechselkurs (Eurocent pro Einwohner). Die Auszahlung hängt von den einzelnen Investitionsentscheidungen ab, aber auch von den Investitionen der anderen Mitglieder der Gruppe (Spill-over-Effekte). Die Auszahlung ist der Anreiz für die Spieler, Entscheidungen ernst zu nehmen und sich auf die Behandlungen zu konzentrieren.

Technische Umsetzung
In einem solchen Entscheidungsumfeld prognostiziert die Verhaltenshypothese, dass die Spieler die Auswirkungen ihrer Investitionen nur für den eigenen Gewinn berücksichtigen werden, während es aus sozialer Sicht besser wäre, die positiven Effekte für die Teammitglieder zu berücksichtigen und damit einen entsprechend höheren Betrag zu investieren. Das Entscheidungsverhalten kann anhand der vom System generierten Protokolldatei in der zugehörigen Datenbank untersucht werden. Die mit SQL realisierte Datenbank erfasst die Login- und persönlichen Konfigurationsdaten, die Entscheidungen der Spieler für jede Runde und die Einträge im Fragebogenformular.

Fazit und Ausblick
Die Herausforderung bestand darin, Gameplay-Elemente für den Entscheidungsprozess nutzbar zu machen, ohne die Nutzer davon abzuhalten, sich auf das sogenannte Nash-Gleichgewicht zu konzentrieren. Die Verfügbarkeit und Transparenz von Spielerinformationen über die relevanten Merkmale der Ablauffunktion ist aus spielerischer Sicht ein wesentliches Element, das auch im Spieldesign sichtbar sein muss. Obwohl die endgültige Anwendung für den Einsatz in einem Testlabor optimiert wurde,wurde bei der Implementierung bereits die mögliche Erweiterung für eine mobile Version berücksichtigt.

Ansprechpartner

 

Weitere Beteiligte

 

FARUQ SURIAGANDA
Spielentwickler

Partner

  • Prof. Dr. Traub, HSU Hamburg
  • Roland Menges, TU Clausthal-Zellerfeld

Förderung
BMBF

Zum Spiel:
www.hs-augsburg.de/ecochampion

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