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Simon Merz erhält 2. Preis beim WTP 2020
15.05.2020
Leipzig
Für seine Masterarbeit »META – Publizieren als Kunstwerk« in Design- und Kommunikationsstrategie wurde Simon Merz nach dem Kulturpreis Bayern 2019 nun auch mit dem zweiten Preis bei dem internationalen Typografiewettbewerb WTP 2020 (Walter-Tiemann-Preis) ausgezeichnet.
Im Grunde hat sich Simon Merz in seiner Masterarbeit mit der Frage beschäftigt: Was rechtfertigt im Zeitalter der eBooks das physische Buch? Seine Materialität.
Deshalb verbirgt Simon Merz den »Inhalt« (Text und Bild) auf den Innenseiten – sozusagen die vorne geschlossenen Druckbögen der japanischen Bindung in- oder pervertierend –, so dass der Rezipient auf den ersten Blick ein leeres, nacktes Buch in den Händen hat. Um an die Texte und Bilder zu kommen, muss er das Papier aufschneiden, aufreißen, ja: zerstören.
Die Formgebung ist hier aber nicht ein auf Effekt bedachtes ästhetisches Spiel. Vielmehr ein epistemisches, in dem Texte, Bilder und Form sich autoreflexiv geradezu gegenseitig ausspielen und die Metaebenen durcheinanderpurzeln. Form und Materialität des Buches exemplifizieren seine Aussage. Das Buch zeigt, was zu sagen nicht möglich ist.
Dieser perfomative Umgang des Rezipienten mit dem Buch verweist zugleich auf den Produzenten und damit die Performativität der Buchpublikation. Und so wird nicht nur das Werk, sondern das Publizieren selbst zum Kunstwerk. Artistic Research as its best.
Zum Wettbewerb eingesandt wurden 140 Titel aus 15 Ländern. Der Walter-Tiemann-Preis wird seit 1992 im Zweijahresrhythmus für innovative typografische Gestaltungsideen vergeben. Einer Typografie, die den Inhalt verstärkt, kommentiert, organisiert und dabei auch unbekannte Wege geht, gilt die Wettbewerbsausschreibung vorrangig. Träger des Walter-Tiemann-Preises ist der Verein zur Förderung von Grafik und Buchkunst Leipzig e.V. an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.