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„Was ist gut 2023“: Vier Projekte von Studierenden der THA beim DDC-Wettbewerb ausgezeichnet
Der DDC-Wettbewerb rund um wertebasiertes Design wurde dieses Jahr zum zweiten Mal ausgeschrieben. Er umfasst die Kategorien Raum, Produkt und Kommunikation und steht unter Schirmherrschaft von Kirsten Dietz, Co-Founderin der Designagentur Strichpunkt. Prämiert werden Projekte, die sich dadurch auszeichnen, dass sie Werte schaffen, eine soziale, demokratische und umweltgerechte Zukunft fördern und so dazu beitragen, neuartige Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit zu finden.
Insgesamt wurden in diesem Jahr 180 Arbeiten eingereicht – sowohl von Agenturen, als auch von gemeinnützigen Vereinen und Studierenden. Nach einer Vorauswahl durch DDC-Mitglieder wurden 40 Arbeiten ausgezeichnet. Vier davon sind Projekte von Studierenden der Fakultät für Gestaltung der THA. Die letztendliche Wahl von 12 Gewinner:innen der DDC-Preise erfolgte durch die Teilnehmer:innen selbst in einem demokratischen und offenen Prozess.
Ein Konzeptpapier für die Ernährungswende in Augsburg
Sandro Wucherer, Jasmin Groß, Valentina Müller und Patrizia Schaub beschäftigten sich im Rahmen ihres Projekts „Hinaus Wachsen – die Ernährungswende in Augsburg“ mit der Transformation der Nahrungsmittelproduktion im lokalen und regionalen Kontext. Die vier Studierenden erstellten dazu ein Konzept, das sich als Leitfaden und Informationsmedium versteht. Dafür gab es eine Auszeichnung in der Kategorie Raum.
Im Mittelpunkt von „Hinaus Wachsen“ steht die Frage, wie eine nachhaltige Ernährungswende erreicht werden kann. Diese soll sowohl den fortschreitenden Klimawandel berücksichtigen als auch die Bedürfnisse der Bevölkerung nach gesunden und bezahlbaren Lebensmitteln erfüllen. Dazu stellen die Studierenden Hintergründe und praktische Handlungsempfehlungen und Lösungsansätze für unterschiedliche Akteur:innen in Augsburg vor. Sandro Wucherer sagt: „Das Konzept bietet die Chance, als Bewegung und Möglichkeitsraum die regionale Ernährungssituation in Augsburg zu verbessern und die Notwendigkeit für eine zeitnahe Wende aufzuzeigen.“
Die Arbeit entstand im Masterstudiengang Transformation Design im Rahmen eines Seminars unter Leitung von Prof. Dr. Jennifer Schubert und Prof. Dr. Helge Oder. Projektpartner:innen waren das Büro für Nachhaltigkeit der Stadt Augsburg mit der Geschäftsstelle Lokale Agenda 21, der Arbeitskreis Urbane Gärten, der Wirtschaftsraum A3 und das Habitat.
Eine lösungsorientierte Auseinandersetzung mit ungewollten Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
Anastasia Kalensky wurde für ihre Bachelorarbeit „We are pleasurable“ (Betreuung: Prof. Kai Bergmann und Jörg Fokuhl) im Studiengang Kommunikationsdesign in der Kategorie Kommunikation ausgezeichnet.
Kalensky setzt sich in dem von ihr gestalteten Buch mit den Themen Sexualität und Schmerz auseinander. Ziel sei es, eine schamfreie Konversation anregen, Leser:innen in ihrer Sexualität zu ermutigen, Inhalte zu vermitteln und konkrete Lösungsansätze für Frauen vorzustellen, die Schmerzen empfinden. Kalensky sagt: „Mit meiner Arbeit möchte ich nicht nur aufklären, sondern Betroffene auch empowern und ihnen zeigen, dass sie nicht ‚kaputt‘ sind und ein Anrecht auf eine erfüllende, schmerzfreie Sexualität haben. Less pain, more pleasure!“
Grundlage der Arbeit war eine umfangreiche Recherche sowie eine Umfrage, um vielseitige Ursachen für Schmerzen zu sammeln und zu kategorisieren. Inhaltlich ist das Buch in die Kapitel Anatomie und Sexualität, Schönheitsideal und Einfluss auf Sexualität, körperliche Ursachen und psychische Ursachen unterteilt.
Gestalterische Aufgabe war es, Informationen klar anzuordnen und auch eventuell schambehaftete Themen mit Klarheit und Nüchternheit zu vermitteln. Kalensky versuchte dies zu erreichen durch den großzügigen Einsatz des Weißraums sowie durch eine klare, nüchterne Typografie und die Gestaltung des Layouts. Mit zwei zueinander im Kontrast stehenden Bildwelten ruft Kalensky bei den Leser:innen Emotionen hervor: auf der einen Seite die Bildwelt, die Intimität und Nähe schafft, auf der anderen Seite das Thema Schmerz, das sie abstrakt in Form einer experimentellen Fotografie aufgreift.
incora: ein Gestaltungskonzept zur Förderung von Menschen mit Behinderung
Für Annika Bitzer gab es eine Auszeichnung in der Kategorie Raum. Sie beschäftigte sich im Rahmen ihrer Bachelorarbeit (Betreuung: Prof. Kai Bergmann und Prof. Dr. Jennifer Schubert) im Studiengang Kommunikationsdesign mit einem Gestaltungskonzept zur Förderung von Menschen mit Behinderung. Dazu entwickelte Bitzer das inklusive mobile Projekt incora.
Bitzer sagt: „incora leitet sich ab von incora: cora (das Herz). Bei diesem Projekt geht es um Inklusion, Kooperation, Raum und Aktivität.“ Ziel ist es, Menschen mit Behinderung in Behindertenwerkstätten und Förderstätten sowie sonstigen Einrichtungen die Möglichkeit zu geben, in ihren Talenten, Interessen und Fertigkeiten gefördert zu werden. Dabei spielt die individuelle Persönlichkeitsentwicklung im Hinblick auf Bildung und das Erlernen von neuen beruflichen Fertigkeiten eine große Rolle. Wichtig für das Projekt ist auch die inklusive gemeinschaftliche Arbeit mit lokalen Kooperationspartner:innen.
Bitzer gestaltete das Modell eines mobilen Raums in Form eines ausgebauten Seecontainers mit Zusatzmodulen. Das Containersystem hat einen variablen Raum, der in Größe und Ausstattung und gemäß seinem Zweck angepasst und flexibel erweitert werden kann. Der Container fungiert als Schnittstelle zwischen Behindertenwerkstätten, Einrichtungen der Behindertenhilfe und dem ersten Arbeitsmarkt. Das System kann flexibel eingesetzt werden und für mehrere Wochen oder Monate an einem Ort verbleiben. Bitzer sagt: „Das Mobil soll vor Ort zu den Menschen mit Behinderungen kommen – nicht umgekehrt“. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig: „Menschen mit und ohne Behinderung können gemeinsam darin arbeiten, es können Workshops, Arbeitsprojekte, Ausstellungen oder ein Begegnungscafé mit Leserunde stattfinden. Ganz flexibel.
Die Arbeit von Bitzer umfasst neben dem Containerkonzept als Ort des Geschehens, Zusammenfindens, Begegnens und Arbeiten noch eine weiter Komponente: So hat sie ein Rezeptbuch für Menschen mit Einschränkungen gestaltet, das beispielhaft für all die inhaltlichen Formate steht, die im Container stattfinden können. Sie sagt: „In Zusammenhang mit der Arbeit am Gestaltungskonzept habe ich mir die Frage gestellt, wie ein barrierefreies Rezeptbuch gestaltet sein müsste, um möglichst vielen Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen und Behinderungen ein fast selbstständiges Zubereiten in der Küche zu gewährleisten.“
NotWorldMusic – eine Web-Plattform für globales Musikentdecken
Fabian Pitzer (Studiengang Interaktive Medien) wurde für seine Bachelorarbeit „Not World Music“ in der Kategorie Kommunikation ausgezeichnet. Die Arbeit entstand unter Betreuung von Prof. Daniel Rothaug und Erich Seifert.
Grundlage der Arbeit von Pitzer ist eine kritische Betrachtung des Begriffs „Weltmusik“. „‚Weltmusik‘ als Bezeichnung für nichtwestliche Musik wurde in den 80er Jahren als Marketingbegriff etabliert und steht in dieser diskriminierenden Definition für Exotismus und eurozentrisches Denken“, erklärt Fabian Pitzer. Die führenden digitalen Plattformen seien heute so aufgebaut, dass Algorithmen, die für Biases und Filterblasen bekannt sind, bestimmten, was konsumiert wird. Das Entdecken neuer Musik wird so zu einer passiven Erfahrung, bei der Minderheiten leicht unter dem Radar bleiben können. Pitzer sagt: „Ziel von NotWorldMusic ist es, den Horizont der Nutzer:innen zu erweitern und Künstler:innen aus der ganzen Welt den Respekt und die Wertschätzung zuzusprechen, die ihnen zusteht.“
Fabian Pitzer entwickelte mit NotWorldMusic eine frei zugängliche webbasierte Plattform, die Musik global betrachtet und so Nutzer:innen ermöglicht, vielfältige Musikkultur zu zelebrieren. Eine interaktive Weltkugel erlaubt das spielerische Entdecken von Musikalben aus der ganzen Welt. Das Interface der Plattform ist bewusst minimalisch gestaltet. Pitzer sagt: „Das Interface basiert auf einer Schrift, deren Anspruch es ist, eurozentrische Standards zu unterwandern und ist ohne Überspringen- und Shuffle-Funktion darauf ausgelegt, entschleunigt zu hören und sich auf die Alben einzulassen.“
Weitere Informationen zum Projekt gibt es hier sowie unter www.notworldmusic.com.