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Künstliche Intelligenz: Warum Europa, Deutschland und Bayerisch-Schwaben jetzt handeln müssen!

Impulsvorträge und Podiumsdiskussion an der THA im Rahmen der Future Week Augsburg – ein Rückblick

 
Foto: Matthias Leo
09.04.2025

Stargate, ChatGPT und Gemini – wohin steuert die Künstliche Intelligenz? Wo stehen die USA, wo steht Europa? Und was kann der Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Deutschland tun, um international konkurrenzfähig zu bleiben? Um diese hochbrisanten Fragen ging es zum Auftakt der Future Week Augsburg an der Technischen Hochschule. Hochschulpräsident Prof. Dr. Gordon Thomas Rohrmair, Dr. Fabian Mehring, Bayerischer Staatsminister für Digitales, MdL, und Saskia Reuter, CEO Founder Aluco und Mitglied der Wirtschaftsjunioren Augsburg, diskutierten bei der Veranstaltung „KI-Supermacht USA und wie Europa und Deutschland damit umgehen“ über die Herausforderungen, Chancen und Risiken unserer Region im globalen KI-Wettlauf. Das einhellige Fazit: Weniger zögern, mehr machen!

 

Hochschulpräsident Professor Dr. Gordon Thomas Rohrmair stellte nach einer kurzen Einordnung der jüngsten technologischen Entwicklungen in den Vereinigten Staaten die sechs entscheidenden Faktoren für Erfolg im KI-Zeitalter vor: leistungsfähige Chips in ausreichender Zahl, hoch entwickelte KI-Methoden und Algorithmen als Grundlage intelligenter Systeme, qualitativ hochwertige Trainingsdaten, große Mengen an CO2-neutral erzeugter Energie, Milliardeninvestitionen und topqualifizierte Fachkräfte.

 
Hochschulpräsident Prof. Dr. Gordon Thomas Rohmair

Neben der Forschung sehe die Technische Hochschule Augsburg ihren Auftrag vor allem in Bezug auf den letztgenannten Punkt. Laut Rohrmair seien KI-Themen mittlerweile in den Studienplänen aller Studiengänge implementiert, im besonderen Maße natürlich in den technischen Fakultäten. Rohrmair sagte: „Derzeit ist die Nachfrage nach Studienplätzen in den KI-Studiengängen höher als das Angebot. Dennoch wird es zunehmend schwierig, genügend Talente zu finden, die bereit und in der Lage sind, sich mit der hochkomplexen Materie – vor allem mit der zugrundeliegenden Mathematik – auseinanderzusetzen.“ In diesem Bereich könne ein Engpass auf den Wirtschaftsstandort zukommen. 

Mehr Innovation, weniger Regulierung

 

Dr. Fabian Mehring, Bayerischer Staatsminister für Digitales, ging anschließend auf die politischen und rechtlichen Anforderungen für einen erfolgreichen KI-Standort Deutschland ein. Staatliche Regulierungen müssten abgebaut werden, Europa müsse sich von überkommenden Strukturen der Old Economy und einzelstaatlichen Lösungen abkehren und geeint auftreten: „Unsere Antwort, auf das, was in diesen Tagen passiert, kann nur eine Antwort haben: Europa.“

 

Mehring forderte ein neues Mindset: „Bei all den Debatten, die wir zurecht führen, ist vor allem eines entscheidend: dass wir in diesem Land wieder eine andere Mentalität bekommen.“ Um den Wandel aktiv zu gestalten, brauche es mehr Mut, Tempo und Zukunftsoptimismus. Es entspringe zwar viel Innovation in Deutschland, doch nur, wenn es die Unternehmen auch schafften, „die PS schneller auf die Straße zu bringen“, sei Deutschland in der Lage, im globalen Rennen um die Vorherrschaft im KI-Bereich eine nennenswerte Rolle zu spielen – und auch langfristig seinen Wohlstand zu sichern.

Dr. Fabian Mehring
 

Die Erschließung neuer digitaler Märkte mithilfe cleverer Lösungen sei entscheidend, da Deutschland nicht im nennenswerten Maße über natürliche Ressourcen und Bodenschätze verfüge. Auch forderte Mehring ein größeres Selbstbewusstsein, gerade für die Region Augsburg: „Es gibt den großen Tech-Hotspot München, aber Augsburg und die Metropolregion hat die größte IT-Dichte an Unternehmen.“ Für den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg des Wirtschaftsstandorts sei letztendlich beides wichtig: große Konzerne, aber auch ein starker Mittelstand – dann könne Bayern zu einem Top-Standort für Zukunftstechnologien im Herzen Europas werden.

Die Zukunft beginnt in Augsburg – und zwar jetzt!

 

Moderatorin Angie Stifter bat anschließend Saskia Reuter, Founder und CEO des Logistik-Start-ups Aluco und Mitglied der Wirtschaftsjunioren Augsburg, auf das Podium. Aluco unterstützt Unternehmen dabei, Dispositionsprozesse datenbasiert zu optimieren – und ist damit nicht nur ein erfolgreiches Beispiel für den Einsatz von künstlicher Intelligenz im schwäbischen Mittelstand, sondern auch dafür, wie der Transfer von Wissen aus der Hochschule in die Wirtschaft gelingen kann. So hatte das Start-up bei seinen ersten Schritten Unterstützung durch das THA_funkenwerk – die Gründungsschmiede der THA – erhalten.

Saskia Reuter
 

 

Auch in der folgenden Podiumsdiskussion ging es um die Frage, wie der Transfer von aktuellen KI-Forschungsergebnissen aus den Hochschulen in die Unternehmen der Region gewinnbringend gestaltet werden kann. Generell sei beim regionalen Mittelstand die Bereitschaft zum Einsatz von KI-Technologien und die Nachfrage nach Förderprogrammen groß, so Digitalminister Dr. Mehring.

Podiumsdiskussion
 
v.l.n.r.: Dr. Fabian Mehring, Saskia Reuter, Prof. Dr. Gordon Thomas Rohrmair

Rohrmair verwies auf die besondere Rolle der Gründungsförderung: „Die Region Bayerisch-Schwaben ist ein produktionsstarker Standort. KI-Anwendungen kommen hier vor allem in der Qualitätssicherung zum Einsatz. Als Hochschule müssen wir uns darauf spezialisieren, neue Technologien in konkrete Problemlösungen für die Industrie zu verwandeln. Unser THA_funkenwerk hilft Studierenden und Forschende dabei. Schon heute haben die meisten Gründungsideen, die vom Funkenwerk unterstützt werden, mit KI zu tun.“

 

Saskia Reuter stimmte ihm zu, sprach zugleich aber auch Herausforderungen an: „Die KI spielt eine sehr große Rolle in den Start-ups und es entstehen viele Geschäftsmodelle – KI ist ein Enabler. Zur Entwicklung und erfolgreichen Implementierung innovativer Technologien sind aber vor allem eine ausreichend große Menge qualitativ hochwertiger Daten und eine gut ausgebaute digitale Infrastruktur notwendig. Hier sehe ich noch Luft nach oben.“ Fehlende Qualifizierung von Personal und rechtliche Überregulierung seien weitere Faktoren, die neue Geschäftsmodelle daran hinderten, ihr volles Potenzial zu entfalten. Auch Fabian Mehring betonte die Notwendigkeit einer stabilen Infrastruktur: „Wir brauchen umfassende Infrastrukturmaßnahmen und haben zu diesem Zweck in Bayern den Pakt Digitale Infrastruktur ins Leben gerufen. Der Breitbandausbau muss weiter vorangetrieben werden, Funklöcher im Mobilfunknetz müssen endlich der Vergangenheit angehören.“

Dr. Fabian Mehring und Saskia Reuter
 

Abschließend waren sich die drei Teilnehmenden der Podiumsdiskussion einig: Die Voraussetzungen für Bayerisch-Schwaben sind gut, doch fehle oft der Mut, in die konkrete Umsetzung zu gehen. Ebenso fehle es an Qualifizierungsangeboten und an starken Netzwerken. Zur Pflege eben dieser bestand im Anschluss an den offiziellen Teil der Veranstaltung Gelegenheit im Foyer. Dort stellten sich zudem KI-Forschungsprojekte der THA dem interessierten Publikum vor.

Impressionen der Veranstaltung