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Im Sachbuch „Weltatlas“ der „Was-ist-was“-Reihe aus dem Jahr 2017 wird der Planet Erde mit seinen Kontinenten und Ländern, Meeren und Klimazonen veranschaulicht. Die verschiedenen Kontinente und Regionen werden mit Bildern von Landschaften, Städten, Gebäuden, Menschen und Tieren charakterisiert. Die Bilder stehen jeweils als repräsentativ für ein Land oder eine Region. Somit werden die Länder und Regionen nicht differenziert, sondern über Klischees dargestellt.
Beispielsweise wird Afrika mit wilden Tieren und archaischer Lebensweise (Menschen mit Pfeil und Bogen und Baströcken, die in Bambushütten wohnen) sowie als Tourismusziel für Strand- und Tauchurlaub und für Safaritouren beschrieben. Der Hinweis mit Bild in der Ausgabe aus dem Jahr 2012, dass es in Afrika auch moderne Großstädte gibt, ist in dieser neueren Ausgabe verschwunden.
Zudem finden sich stereotype Abbildungen, wie das Iglu für die Inuit oder ein Teppich stellvertretend für den Iran. In China und Japan essen nicht alle mit Stäbchen, wie im Buch beschrieben. Aborigines in Australien und Ozeanien werden auf ihre traditionelle Körperbemalung und das Didgeridoo reduziert.
Am Kontinent Nordamerika ist eine Abbildung von der Ankunft Christoph Kolumbus in der Karibik zu finden. Der souverän wirkende Seefahrer war mitverantwortlich für das Einschleppen von Krankheiten, die Ausbeutung der Ressourcen und die Versklavung und Ermordung der amerikanischen Ureinwohner*innen. Im Buch heißt es nur, dass er „auf die dortigen Ureinwohner [traf]“. Auch die europäische, im Kolonialismus entstandene Fremdbezeichnung „Indianer“ wird im Buch verwendet.
Der Weltatlas mag Neugierde auf die Diversität der Welt wecken, verbleibt aber in gängigen nationalen und kulturellen Klischees (Kulturalisierung). Dass Gesellschaften in sich heterogen sind, wird ausgeblendet. Interessant ist, dass die ältere Ausgabe von 2012 teilweise noch differenzierter ist.