IT-Sicherheit und OT-Sicherheit sind zwei zentrale Bereiche der sicheren Industrie, die sich in ihren Prioritäten und Herausforderungen unterscheiden. Während IT-Sicherheit sich primär auf den Schutz von Daten und Informationssystemen konzentriert, liegt der Fokus der OT-Sicherheit auf der Gewährleistung der Verfügbarkeit und Integrität von Produktionsprozessen. In der IT-Welt stehen Vertraulichkeit und Datenschutz oft an erster Stelle, wohingegen in der OT-Umgebung die ununterbrochene Funktionsfähigkeit von Anlagen und die Sicherheit von Mensch und Umwelt oberste Priorität haben. Für eine sichere Industrie müssen beide Bereichen beachtet werden. 

Ein weiterer wesentlicher Unterschied liegt in der Lebensdauer und Aktualisierbarkeit der Systeme. IT-Systeme werden regelmäßig aktualisiert und ausgetauscht, während OT-Systeme oft jahrzehntelang im Einsatz sind und nicht ohne Weiteres aktualisiert werden können. Dies stellt eine besondere Herausforderung für die industrielle Security dar, da veraltete Systeme anfälliger für Risiken sein können. Die Konvergenz von IT und OT im Rahmen einer sicheren Industrie 4.0 erfordert daher ganzheitliche Sicherheitskonzepte, die beide Bereiche berücksichtigen und miteinander in Einklang bringen.

Die IT/OT-Konvergenz ist eine Herausforderung für die sichere Industrie. Dieser Begriff berschreibt die zunehmende Verschmelzung von Informationstechnologie (IT) und Operational Technology (OT). Einerseits eröffnet sie neue Möglichkeiten für effizientere Prozesse, bessere Datenanalysen und innovative Geschäftsmodelle. Andererseits stellt sie Unternehmen vor die Herausforderung, zwei bisher getrennte Welten mit unterschiedlichen Sicherheitsanforderungen und -kulturen zu vereinen. Eine sichere Industrie muss ihre Strategien daran neu ausrichten. Denn sie muss sowohl die Besonderheiten der OT-Umgebungen als auch die Best Practices der IT-Sicherheit berücksichtigen.

Eine sichere Industrie braucht außerdem eine ganzheitliche Betrachtung der IT/OT-Konvergenz. IT-Security muss  sich an die Anforderungen der OT-Welt anpassen, ohne dabei die Verfügbarkeit und Stabilität der Produktionssysteme zu beeinträchtigen. So entstehen neue Lösungen wie industrielle Firewalls oder OT-spezifische Intrusion Detection Systeme. Gleichzeitig erfordert die Konvergenz eine engere Zusammenarbeit zwischen IT- und OT-Teams sowie eine kontinuierliche Weiterbildung der Mitarbeiter, um das Bewusstsein für die spezifischen Risiken für die sichere Industrie zu schärfen und eine neue Security-Kultur zu etablieren.

Vernetzung ist ein Weg in die Zukunft, auch für Industrieunternehmen. Allerdings entstehen so auch unvermeidbar neue Herausforderungen. Ein Hauptrisiko für die sichere Industrie ist die zunehmende Angriffsfläche, die durch die Anbindung vormals isolierter Systeme an das Internet oder Unternehmensnetzwerke entsteht. Cyberkriminelle können so potenziell Zugriff auf kritische Produktionssysteme erlangen und sie manipulieren oder sabotieren.

Die Vielzahl von Komponenten unterschiedlicher Hersteller und Generationen erschwert die Implementierung einheitlicher Sicherheitsmaßnahmen. Darüber hinaus können Fehler in der Konfiguration oder unzureichend gesicherte Schnittstellen zwischen IT- und OT-Systemen zu Sicherheitslücken führen. Die Vernetzung erhöht auch das Risiko von Datendiebstahl, da wertvolle Produktions- und Geschäftsdaten nun potenziell über das Netzwerk abgegriffen werden können. Damit die sichere Industrie diese Herausforderungen meistern kann, ist eine ganzheitliche Herangehensweise unerlässlich, die sowohl technische als auch organisatorische Maßnahmen umfasst.

Verschiedene Sicherheitsstandards gewährleisten eine sichere Industrie 4.0. Zentral ist zum Beispiel die IEC 62443, die speziell für die Sicherheit von industriellen Automatisierungs- und Steuerungssystemen entwickelt wurde. Dieser Standard bietet einen umfassenden Rahmen für die Implementierung von Sicherheitsmaßnahmen in vernetzten Industrieumgebungen und ist damit ein Eckpfeiler der sicheren Industrie. Weitere relevante Standards sind die ISO/IEC 27001 für Informationssicherheits-Managementsysteme und die NIST Cybersecurity Framework. Beides sind wertvolle Leitlinien, um die Industrie sicher zu gestalten.

Speziell für den Bereich der funktionalen Sicherheit ist die IEC 61508 wichtig. Sie befasst sich mit der Sicherheit von elektrischen, elektronischen und programmierbaren Systemen. Im Kontext der Industrie 4.0 werden zudem Standards für sichere Kommunikation wie OPC UA (IEC 62541) relevanter, da sie sichere Protokolle für den Datenaustausch in vernetzten Produktionsumgebungen definieren.

Die Einhaltung solcher Standards ist ein wesentlicher Bestandteil einer sicheren Strategie für die Industrie. Unternehmen können so Risiken minimieren, um die Vorteile einer Industrie 4.0 sicher zu nutzen.

Eine effektive Industrial Security Strategie umfasst mehrere Schlüsselkomponenten, die zusammen einen ganzheitlichen Schutz für vernetzte Industrieumgebungen bieten. An erster Stelle steht eine umfassende Risikoanalyse, die potenzielle Bedrohungen und Schwachstellen in der industriellen Infrastruktur identifiziert. Darauf aufbauend ist die Implementierung einer robusten Netzwerksegmentierung essenziell, um kritische OT-Systeme von weniger sensiblen IT-Netzwerken zu trennen und die Ausbreitung von Sicherheitsvorfällen zu begrenzen. Ein weiterer wichtiger Baustein ist die Einführung strenger Zugangs- und Identitätsmanagement-Systeme, die den Zugriff auf sensible Systeme und Daten kontrollieren und überwachen.

Ebenso wichtig für die industrielle Sicherheit sind kontinuierliches Monitoring und Anomalie-Erkennung, um ungewöhnliche Aktivitäten frühzeitig zu erkennen und darauf reagieren zu können. Ein effektives Patch- und Updatemanagement, das die besonderen Anforderungen von OT-Systemen berücksichtigt, ist unerlässlich, um bekannte Sicherheitslücken zu schließen. Darüber hinaus sollte eine Industrial Security Strategie Maßnahmen zur sicheren Fernwartung, Datenverschlüsselung und Backup-Lösungen umfassen. Nicht zuletzt sind regelmäßige Schulungen und Sensibilisierungsmaßnahmen für Mitarbeiter ein Schlüsselelement, um das Bewusstsein für Sicherheitsrisiken zu schärfen und eine Kultur der Sicherheit im Unternehmen zu etablieren. Die Integration all dieser Komponenten in eine kohärente Strategie ist entscheidend, um den Herausforderungen der Industrie 4.0 in Bezug auf die industrielle Security gerecht zu werden.