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Anna, Anton, Augenstern
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Das 2016 erschienene Bilderbuch „Anna, Anton, Augenstern oder wie man auf der ganzen Welt zu seinem Namen kommt!“ soll kindgerecht vermitteln, wie auf der ganzen Welt Namen vergeben werden.
Die Leser*innen werden zunächst anhand vieler Beispiele durch die Geschichte der Namen in Deutschland geführt. Dabei werden zunächst nur traditionell „deutsche“ Namen angesprochen, die bereits zu Zeiten von Fürsten und Kaisern getragen wurden, etwa Ludwig, Maximilian, Ilse und Karl. Differenziert wird zudem zwischen Nord- und Süddeutschland. Demnach könne man etwa am Namen Jan oder Lisa erkennen, in welcher Region jemand geboren wurde und woher seine*ihre Vorfahren stammen. Diese Unterscheidung mag vor 100 Jahren möglich gewesen sein, heute ist sie aber wohl nicht mehr sinnvoll.
Im Rahmen einer Kindergartenszene wird das Blickfeld auch auf Namen anderer Herkunftsländer geweitet. Die abgebildeten Kinder werden divers und frei von stereotypischen äußerlichen Merkmalen dargestellt.
Obwohl das Buch im Titel beansprucht, Namensgebung „auf der ganzen Welt“ zu erklären, werden auf den ersten 18 Seiten ganz überwiegend Namen und Namensgebung in Deutschland dargestellt und lediglich auf den letzten sechs Seiten wird konkret über Namensgebung bei den Inuit, bei den „Indianern“ und in Island aufgeklärt.
Die Illustration der „Indianer“ ist von gängigen kolonialen Klischees geprägt, wobei die Darstellung immerhin als Vergangenheit („vor mehr als hundert Jahren“) gekennzeichnet und nur einer bestimmten Gruppe, dem „Stamm der Lakota“, zugeschrieben wird.
Das Buch sensibilisiert für die Namensvielfalt und stellt Diversität als Normalität dar, gleichzeitig verpasst es aber die Möglichkeit, Namen ihrer vermeintlich nationalen oder ethnischen Herkunft zu entziehen. Studien belegen, dass die Chancen etwa am Arbeits- und am Wohnungsmarkt geringer sind oder die Notengebung von Lehrkräften schlechter ist, wenn Namen nicht „deutsch“ klingen, weil dann zu oft rassistische Denkmuster greifen. Vielleicht sollten wir daher lernen, dass Onur und Sibel nicht nur türkische, sondern inzwischen eben auch deutsche Namen sind.