Tag der Lehre: Etschberger
Prof. Dr. Stefan Etschberger
Elektronische Dozentenmitschrift in der Vorlesung: Möglichkeiten, Chancen und Risiken
In Mathematik- und Statistikvorlesungen kann bei größeren Gruppen rechnergestützt mit interaktiven Dokumenten so gearbeitet werden, dass Materialien im Kurs entwickelt, gespeichert und den Teilnehmern im Nachgang zur Verfügung gestellt werden. Die Studierenden können die Materialien dann individuell nutzen. Im Vortrag werden die Möglichkeiten exemplarisch an einem Statistikkurs gezeigt, in dem ein knitr/LaTeX Skript als Grundlage ergänzt wird.
Fachliche Einordnung
Mathematik
Keywords
- Mathematik
- Statistik
- Workbook
- Tablet
- Skript
- R
- knitr
- latex
Vortrag als Video
Nachgefragt
Expertengespräch mit Prof. Dr. Stefan Etschberger
Welche (digitalen) Methoden setzen Sie bisher in Ihren Lehrveranstaltungen ein? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht und wie ist die Akzeptanz?
Der Einsatz von digitalen Lehrmethoden bringt nach Meinung von Herrn Etschberger viele Vorteile, wie beispielsweise bei der Verwendung der elektronischen Dozentenmitschrift. Hierfür benötigt er lediglich ein Tablet, eine Software zum Erstellen von Screencasts, eine Vorlagendatei (z.B. kariertes Blatt für Mathematik) sowie eine Software zur PDF-Bearbeitung (z.B. Bluebeam Revu, PDF Annotator).
Nicht nur Studenten können die Mitschrift im Anschluss an die Veranstaltung downloaden, auch für den Dozenten erleichtert es im Nachhinein die Übersicht über den durchgenommenen Lernstoff. Nachteilig wirkt sich eventuell die elektronische Verlinkung aus, wenn die Studierenden nicht allen Schritten rechtzeitig folgen können und nicht, wie bei einer permanent sichtbaren Tafelanschrift, der Vorlesungsstoff noch einmal überschaut werden kann. Auch ist ein gewisser Zeitaufwand des Dozierenden für die Einarbeitung und zur Übung der Mitschrift in elektronischer Form nötig.
Hinsichtlich der Akzeptanz der Methoden bei den Studierenden lässt sich sagen, dass diese im Allgemeinen sehr hoch ist und eine Mitschrift zum Download sicherlich als sehr praktisch angesehen wird. Oftmals ist aber aufgrund dessen auch die Aufmerksamkeit während der Präsenzphase etwas geringer im Vergleich zu Veranstaltungen wo eine Mitschrift der Zuhörer erforderlich ist.
Zusätzlich setzt Herr Etschberger gerne die Methode Peer Instruction mit der Software eduVote für semesterbegleitende Tests mit einer Dauer von 15-20 Minuten in seinen Lehrveranstaltungen ein. Dabei stimmen die Studenten mit ihrem Smartphone über die richtigen Antworten der ihnen gestellten Multiple-Choice-Fragen ab.
Zum Beispiel kommt diese Methode als Grundlagentest zum Thema Logarithmus zu Semesterbeginn in den Fächern Wirtschafts- und Finanzmathematik für Betriebswirtschaft und International Management zum Einsatz. Im Zuge der Testauswertung erhalten die Teilnehmer je nach Ergebnis Lernempfehlungen mit Links zu E-books, z.T. auch Links zu Erklärungsvideos. Auf der anderen Seite erhält der Dozent Hinweise auf fachliche Lücken oder Schwächen, auf die im Tutorium im offenen Mathe-Raum gezielt eingegangen werden kann.
Ein großer Vorteil ist desweiteren, dass sich die genannten Methoden gut bei großen Gruppen von 250-300 Studenten einsetzen lassen und sich ebenfalls bei sehr heterogenen Vorkenntnissen als hilfreich erweisen.
Wo sehen Sie Verbesserungsmöglichkeiten in der Hochschullehre?
Grundlegenden Bedarf für Veränderungen im Rahmen der zukünftigen Entwicklung der Hochschullehre sieht Prof. Stefan Etschberger im kompakten Ablauf der Prüfungsphase für Studierende am Semesterende. Wünschenswert wäre ein Modell ähnlich der Prüfungsorganisation in den USA, wo Studierende auch während des laufenden Semesters für das Bestehen der „Midterm“-Tests lernen müssen. Dies wurde bereits in ähnlicher Form an der Technischen Hochschule Augsburg im Fach Wirtschaftsinformatik getestet - jedoch lässt sich diese Vorgehensweise organisatorisch nicht auf Fächer übertragen, in denen über 100 Studierende die Prüfung ablegen wollen.
Genauso erstrebenswert wie die Entzerrung der Prüfungsphase ist für Herrn Etschberger die Umstellung innerhalb der nächsten Jahre von schriftlichen Klausuren zu Prüfungen in digitaler Form.
+49 821 5586-3151