24. Personalertag
Attraktive Arbeitszeitmodelle zur Mitarbeitendenbindung
Zur Eröffnung begrüßte Dekan Prof. Dr. Nicolas Warkotsch die Besucher und freute sich über das stets große Interesse am Personalertag. „Das Thema Personalmanagement ist immer interessant. Das bringen die Veränderung in der Gesellschaft mit sich“, sagte Prof. Dr. Erika Regnet, Studiengangsleiterin des Master Personalmanagement der THA und Autorin der Studie „Arbeitgeberattraktivität im Wandel: Von der Generation Y zur Generation Z“. Die Wünsche bezüglich Arbeitszeit haben sich in den letzten Jahren deutlich verändert, nicht nur bei der Generation Z, stellte Regnet zu Beginn fest. Immer weniger Beschäftigte (auch Führungskräfte) möchten Überstunden leisten. Im Allgemeinen bestehe der Wunsch zur Arbeitszeitverkürzung, Flexibilisierung der Arbeitszeiten und deren möglichst eigenständige Gestaltung. Angesichts des Fachkräftemangels müssten Arbeitgeber also umdenken, um attraktiv zu bleiben und gute Arbeitskräfte zu gewinnen.
Attraktive und moderne Arbeitszeitsysteme: Eine Analyse von Dr. Andreas Hoff
Inspirierende Einblicke in seine Beratungs- und Forschungsarbeit gab Dr. Andreas Hoff, ein renommierter Arbeitszeitexperte, der nicht nur zahlreiche Beratungsprojekte in der Praxis durchgeführt hat, sondern zudem Buchautor und von den unterschiedlichen Stakeholdern gefragter Gutachter ist. Er präsentierte in seinem Vortrag eine Reihe von innovativen Arbeitszeitmodellen, die den Bedürfnissen von Unternehmen und Mitarbeitenden gerecht werden können. Er betonte, dass flexible Arbeitszeitgestaltung notwendig immer mit Kundenorientierung, Wirtschaftlichkeit und Mitarbeitendenerwartungen abgeglichen werden muss. Dabei stellte er verschiedene Ansätze und Instrumente vor, die diese Flexibilität ermöglichen. Die freie Wahl von Zeit und Ort bei der Arbeit gehöre zu den wichtigsten Anforderungen der heutigen Arbeitnehmer, so Hoff. Sabbaticals böten bereits 53 % der Unternehmen an, und dieser Trend könne sich in den kommenden Jahren zu einem must have entwickeln. Laut einer Umfrage zu den aktuellen Wünschen der Beschäftigten hinsichtlich ihrer Arbeitszeit würden rund 30 % ihre Arbeitszeit gern reduzieren, 26 % auf weniger Tage verteilen.
Doch was tun bei Personalengpässen wie etwa in der Alten- und Krankenpflege, die sich in den kommenden Jahren im Zuge des demografischen Wandels vielfach noch verschärfen werde? Hoff betonte: Es muss bei Personalengpässen zunächst und vor allem darum gehen, die Arbeitszeit der verfügbaren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter effektiver einzusetzen – und zwar unter systematischer Berücksichtigung ihrer Belange, um problemverschärfende Fehlzeiten und Abwanderungen zu vermeiden. Hoff hob besonders die Wahlarbeitszeit und die Vertrauensarbeitszeit als zukunftsweisende Modelle hervor, die flexibles Arbeiten ermöglichen und die Eigenverantwortung stärken.
Best Practice: das neue Arbeitszeitsystem W.A.S. der Schneider GmbH & Co KG
Die Schneider Gruppe, ein im Hoch- und Tiefbau sowie Straßenbau tätiges Unternehmen, versteht sich für ihre Kunden als Wegbereiter. Mit Unterstützung von Herrn Dr. Hoff wurde eine neues Wegbereiter Arbeitszeitsystem W.A.S. entwickelt und eingeführt. Frau Dr. Barbara Köhler-Laufer, zuständig für das Projektmanagement, machte Zielsetzungen und Vorgehen deutlich. Wichtig war, ein neues System zusammen mit den Betroffenen zu entwickeln. Einen besonderen Fokus legte Frau Dr. Köhler-Laufer im Vortrag auf die Ergebnisse der Mitarbeitendenbefragung („Was will die Mannschaft?“) sowie die Erfahrungen und Stolpersteine bei der Einführung. Deutlich machte sie auch die Komplexität des Themas: Arbeiten auf der Baustelle hat besondere Herausforderungen für die Planung, man denke nur an den Winter und an Schlechtwettertage. Gewünscht, aber nicht realisierbar war ein einheitliches Modell mit flexiblen Angeboten für alle Beschäftigten, Angestellte wie gewerbliche Mitarbeitende. Frau Dr. Köhler-Laufer berichtete sehr engagiert vom neuen Arbeitszeitsystem und machte deutlich, wie wichtig der Einbezug der Beschäftigten und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden wie Führungskräfte sind. Dann werden offene Gespräche möglich und auch konstruktive Lösungen gefunden.
Fazit
Die Arbeitszeit und ihre Gestaltung sind zentrale Arbeitsbedingungen. Die Erwartungen der Mitarbeitenden wie Kunden haben sich verändert, hier einen guten Einklang zu schaffen zwischen den unterschiedlichen Forderungen, ist eine anspruchsvolle HR-Aufgabe, die uns alle weiter beschäftigen wird.