Erasmus BIP zum Thema Slow Fashion geht in die zweite Runde
Studierende reisen für die internationale Zusammenarbeit nach Modena
Über das BIP
Ein BIP gliedert sich in eine Online- und eine Präsenzphase. Während der Online-Phase, die sich über mehrere Wochen erstreckt, treffen sich internationale Studierende virtuell. In dieser Zeit erhalten sie durch Vorlesungen und kleine Projektaufgaben eine Einführung in das jeweilige Thema. Anschließend findet die Präsenzphase statt, in der die Studierenden in internationalen Teams an einer konkreten Projektaufgabe an der gastgebenden Hochschule arbeiten. Optimalerweise wird ein Thema über mehrere Jahre hinweg entwickelt, wobei jedes Jahr eine andere Hochschule als Gastgeber fungiert.
Da die Präsenzphase am Ort nur eine Woche dauert, bietet das BIP eine hervorragende Gelegenheit für Studierende, die interkulturellen Austausch suchen, jedoch aus persönlichen Gründen kein vollständiges Auslandssemester absolvieren wollen oder können.
Das Ziel
Die Studierenden hatten die spannende Aufgabe, innovative Kommunikationskonzepte für Modeunternehmen im Bereich Slow Fashion zu entwerfen. Ihr Ziel war es, Verbraucher für den nachhaltigen Konsum zu begeistern und gleichzeitig von Unternehmen zu fordern, sich ernsthafter mit Nachhaltigkeit auseinanderzusetzen. Sie griffen auf die neuesten Forschungsergebnisse zurück, berücksichtigten die relevanten gesetzlichen Bestimmungen der Europäischen Union hinsichtlich Nachhaltigkeitsberichterstattung und zogen inspirierende Beispiele aus erfolgreichen Modefirmen heran. Dieser praxisnahe Ansatz förderte nicht nur ihr Verständnis für Nachhaltigkeit in der Modebranche, sondern schärfte auch ihre Fähigkeiten in internationaler Zusammenarbeit und kreativem Denken – Schlüsselkompetenzen für die Gestalter der Zukunft.
Die Online-Phase
Am 18. März 2024 fand die erste Online-Sitzung des BIP Slow Fashion statt. Internationale Teams sowie Trainer der Partnerhochschulen aus Belgien, den Niederlanden und Italien hatten die Gelegenheit, sich kennenzulernen. Tamara Schoon von der Inholland Hochschule führte die Studierenden in das Thema „Sustainable Fashion“ ein.
Im Anschluss daran erhielten die Teilnehmer durch die Vorlesung von Prof. Dr. Sabine Joeris von der THA Einblicke in die negativen Auswirkungen der Modeindustrie. Ein Quiz verdeutlichte dabei die schrecklichen Folgen von Fast Fashion auf Umwelt und Gesellschaft Nachdem die ersten Informationen vermittelt worden waren, bekamen die Teams der verschiedenen Hochschulen die Aufgabe, eine Marke hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsziele genauer zu untersuchen und die Ergebnisse in der darauffolgenden Woche der großen Gruppe vorzustellen.
In der zweiten Sitzung des BIP lehrte Alisa Kasle-Henke von der THA die Teilnehmer, wie man Präsentationen richtig plant und strukturiert. Mit ihrer jahrelangen Erfahrung in diesem Bereich konnte sie wertvolle Tipps geben, um die Präsentationen vor der nächsten Sitzung noch zu verbessern und die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu gewinnen.
Am 25. März begann die Vorlesung mit einer äußerst interessanten Präsentation zum Thema „Sustainable Marketing & Communication“. Tamara Schoon, Jeandri Robertson und Anna Näppa boten tiefe Einblicke in diesen Bereich und vermittelten wertvolles Wissen, das in der Präsentationsphase sehr nützlich sein würde. Danach waren die Studententeams gefordert, ihre Aufgaben vorzustellen. Sie hatten lokale Kleidungshersteller ausgewählt und deren Nachhaltigkeitsaspekte untersucht. An diesem Tag wurden interessante Präsentationen über Unternehmen wie H&M, Levi’s, Adidas, Veja und viele andere gehalten. Dadurch gewannen die Teilnehmer ein tieferes Verständnis für die Nachhaltigkeit der Modemarken und lernten, kritisch zu hinterfragen, was diese Unternehmen tatsächlich für die Umwelt tun und was sie nur behaupten.
Während der letzten Online-Vorlesung thematisierte Martina Schiuma „Transparenz und Rückverfolgbarkeit“ und betonte die Bedeutung, genau nachvollziehen zu können, woher die Produkte stammen. Schon heute ist es für Kunden zunehmend wichtig zu wissen, woher die Rohstoffe für ihre Endprodukte kommen. Die restliche Zeit der Sitzung wurde genutzt, um auf die bevorstehende Präsenzphase einzugehen, den Studierenden zu erläutern, was genau erwartet wird, und alle aufkommenden Fragen zu klären
Live – Week in Modena
Am Sonntagabend begrüßte ein gemütliches Restaurant im Herzen von Modena die Studierenden mit einem herzlichen Willkommensdinner. Aufgetischt wurden klassisch italienische Speisen wie Antipasti, Pizza und Pasta. Dieser gesellige Abend bot den Studierenden verschiedener Hochschulen sowie den Coaches die perfekte Gelegenheit, einander persönlich kennenzulernen.
Am Montag eröffnete Elisa Martinelli die Projektwoche mit einem Vortrag über die Partnerhochschule Unimore, die dank ihres hohen Forschungsniveaus zu den acht führenden Universitäten Italiens zählt. Im Anschluss fanden die ersten Live-Präsentationen statt, die von den länderübergreifenden Teams bereits während der Online-Phase vorbereitet worden waren. In diesen Präsentationen wurden verschiedene Unternehmen vorgestellt, ihre Nachhaltigkeitspraktiken eingehend analysiert und Verbesserungsvorschläge für ihre Marketingstrategien entwickelt und präsentiert. Darauf folgte ein spannender Vortrag über Branding vom Marketingexperten Peter Janssen. Der akademische Inhalt des Tages endete mit einer einführenden Vorlesung über Gruppenarbeit von Fanny Bertrand. Danach wurden die Studierenden in ihre internationalen Teams eingeteilt. Diese erste Zusammenarbeit diente dazu, sich kennenzulernen und den Teamgeist zu stärken.
Am Dienstag begann der Tag inspirierend: Peter Janssen hielt einen Vortrag über Präsentationsfähigkeiten und ermutigte die Studierenden dazu, klassische Präsentationsmodelle zu überdenken und durch Kreativität ihre Vorträge interessanter und einzigartiger zu gestalten. Darauf folgte eine lehrreiche Vorlesung über Storytelling im Marketing. Am Nachmittag lag der Fokus auf dem Thema Nachhaltigkeitsberichterstattung, wobei Prof. Dr. Sabine Joeris die EU Taxonomie und die CSRD Richtlinie der Europäischen Union präsentierte und aufzeigte, wie diese Vorgaben Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit und Transparenz bewegen und die Nachhaltigkeitsberichterstattung verändern werden. Zum Abschluss des Tages führte Tamara Schoon das Responsible 9 Framework ein, das den Studierenden wertvolle Ansätze für ihre finale Präsentation bieten sollte. Die Anforderungen hierfür wurden den Studierenden anschließend erstmals mitgeteilt.
Am Mittwoch luden Jeandri Robertson und Anna Näppä von der Luleå University of Technology, die extra aus Stockholm angereist waren, zu einem inspirierenden Workshop ein. Das Thema: verantwortungsvolle und nachhaltige Innovation in der Fashion Supply Chain. Anschließend startete die erste intensive Work-Session zur Vorbereitung der finalen Präsentation. Die Studierenden stürzten sich voller Energie in die Arbeit und entwickelten in Kleingruppen ihre innovativen Kampagnen.
Am Donnerstag konnte die Gruppe dann spannende Praxiseinblicke in die ESG-Projekte der Marke Twinset sammeln und auf diese Weise an den Gedanken und Sichtweisen zu einhergehenden Herausforderungen und Lösungen von Twinset teilhaben. Verbunden wurden die Vorträge der Twinset Manager mit einer Führung durch den Hauptsitz der Marke in Carpi. Hierbei konnten die Studierenden großartige Eindrücke über die einzelnen Abteilungen des Unternehmens gewinnen und sich selbst ein Bild von Twinset machen. Nachdem am Nachmittag der Rückweg angetreten wurde, hatten die Studierenden anschließend noch Zeit, in den internationalen Kleingruppen an ihren Projekten weiterzuarbeiten, um diese am darauffolgenden Abschlusstag präsentieren zu können.
Der Freitag bildete den Abschluss des Blended Intensive Programs: Die finale Präsentation umfasste die Entwicklung eines B-to-C-Magazins zur Kommunikation der Nachhaltigkeit von Modemarken. Die Studierenden präsentierten ihre Arbeiten am Freitag und demonstrierten die erlernten Fähigkeiten in Nachhaltigkeitskommunikation. Die Effektivität des Konzepts wurde dabei sowohl von den begleitenden Professoren und Professorinnen als auch von einer externen Jury aus der Modebranche bewertet. Dabei beeindruckten besonders die Kreativität. Ein Farewell-Dinner rundete die Woche ab
Das Blended Intensive Program (BIP) zu Slow Fashion in Modena bot den Teilnehmenden nicht nur eine tiefgehende inhaltliche Auseinandersetzung mit nachhaltiger Mode, sondern auch eine wertvolle interkulturelle Herausforderung. Insgesamt hat das Projekt einen wichtigen Beitrag zur Bildung und Sensibilisierung junger Menschen im Bereich nachhaltige Mode geleistet. Die Studierenden gingen mit neuen Perspektiven, praktischen Kenntnissen und einem gestärkten Bewusstsein für nachhaltige Mode nach Hause.