Erfolgsfaktor Best Agers
Projektbeschreibung
Erfahrungen und Ziele älterer Fach- und Führungskräfte im Beruf
Der spätere Renteneintritt betrifft alle Berufstätigen – seit 2012 müssen alle stufenweise länger arbeiten, bis im Jahr 2031 für alle Geburtsjahrgänge ab 1964 das 67. Lebensjahr als Schwelle gilt. Firmen benötigen Fachkräfte – doch benötigen sie auch Ältere? Und sind diese überhaupt noch leistungsfähig und -bereit, also kompetent und motiviert?
In Fortführung der ersten Best Agers Studie aus dem Jahr 2015 wurden in Kooperation mit borisgloger consulting 534 Fach- und Führungskräfte nach ihren Erfahrungen, Bewertungen und Zielen befragt. Im Folgenden sollen einige zentrale Ergebnisse veranschaulicht werden.
In der Studie werden die Arbeitssituation von Führungskräften 50+ sowie die Zusammenarbeit zwischen den Generationen beleuchtet. Welche beruflichen Ziele sind für Ältere noch reizvoll, welche realistisch? Wie bewerten sie die Veränderungen in der Arbeitswelt?
Um Vergleiche durchzuführen, sollten unterschiedliche Altersgruppen, hierarchische Ebenen und beide Geschlechter erreicht werden.
Teilgenommen haben
- 91 Vorstände, Geschäfts- und BereichsleiterInnen,
- 102 AbteilungsleiterInnen,
- 193 Projekt- und GruppenleiterInnen sowie Personen in der Fachkarriere,
- 107 SpezialistInnen ohne Führungsverantwortung
- und 41 Selbständige.
Der Frauenanteil liegt bei 44 Prozent, was durch die Kooperation mit Frauennetzwerken erreicht werden konnte und natürlich nicht repräsentativ für Führungsebenen ist.
Ältere Fach- und Führungskräfte fühlen sich fit, einige betreiben Raubbau an ihrer Gesundheit
Inzwischen wird sogar eine Lebensarbeitszeit bis 70 Jahren diskutiert. Doch sind Menschen tatsächlich so lange leistungsfähig, können sie in einer komplexen, agilen Arbeitswelt noch mithalten? In Bezug auf die Arbeitsanforderungen bewerten 87 Prozent der TeilnehmerInnen ihre Arbeitsfähigkeit als sehr gut oder gut. Und auf einer Skala von 0 = völlig arbeitsunfähig bis 10 = derzeit beste Arbeitsfähigkeit liegt der Mittelwert
bei 8,1.
Interessanterweise schätzen alle Altersgruppen – ausgenommen die über 60-Jährigen – ihre Arbeitsfähigkeit als (sehr) gut ein. Dies gilt gleichermaßen für die verschiedenen Hierarchieebenen und im Geschlechtervergleich. Vor allem gesunde Ernährung, Sport und die Work-Life-Balance sind den Fach- und Führungskräften wichtig. Gesundheitsprogramme des Unternehmens werdenzwar positiv bewertet, jedoch von der Zielgruppe der Manager kaum genutzt, wahrscheinlich da sie zeitlich zu wenig Flexibilität bieten.
Dies klingt positiv, doch:
- im mittleren Lebensalter (40 – 50 Jahre), also in der Rushhour des Lebens, achten die Befragten am wenigsten auf Ernährung und Sport,
- 11 Prozent sehen sich selbst als in (sehr) hohem Maße gefährdet von einem Burnout,
- 20 Prozent können in ihrer Freizeit nur schwer oder gar nicht abschalten,
- 14 Prozent können sich in ihrer Freizeit nicht ausreichend erholen.
Lange Arbeitszeiten sind gebräuchlich, aber ungeliebt
Rund jede/r Fünfte arbeitet regelmäßig mehr als 50 Stunden pro Woche. Überstunden sind üblich. Allerdings: nicht nur die Generationen Y und Z wollen kürzere Arbeitszeiten. Abb. 2 veranschaulicht im Vergleich zur Vorgängerstudie, dass die Arbeitszeiten auch im Management deutlich rückläufig sind.
Mit jeder hierarchischen Ebene verschiebt sich das Bild und es wird immer länger gearbeitet, je weiter es in der Hierarchie hinaufgeht. Bei den Top-Führungskräften arbeitet mehr alsjede/r Zweite regelmäßig mehr als 50 Stunden pro Woche. Doch über alle Hierarchieebenen und Altersgruppen gilt: Die Mehrzahl der befragten Fachund Führungskräfte, Männer wie Frauen, will kürzer arbeiten. In der Gesamtgruppe plant jede/r Zweite für die Zukunft Arbeitszeiten nur noch bis zu 40 Stunden, ein gutes Drittel will moderate Überstunden bis zu 44 Wochenstunden leisten. Noch länger wollen selbst bei Fach- und Führungskräften gerade einmal 14 Prozent arbeiten.
In der obersten Führungsebene sind die Arbeitszeiten am längsten, sie sind am ehesten zu (moderaten) Überstunden bereit. Doch auch bei ihnen liegt die Schmerzgrenze bei 50 Arbeitsstunden pro Woche.
Konsequenzen
In Zeiten eines Fachkräftemangels werden Unternehmen stärker auf ältere Mitarbeitende setzen müssen – die Ergebnisse zeigen, dass diese belastbar sind, viele sich weiterhin einbringen und aktiv gestalten wollen.
Hinsichtlich der in Deutschland weit verbreiteten Kultur langer Arbeitszeiten wird ein Umdenken wohl unverzichtbar werden. Ein Ansatzpunkt dürfte die Meetingkultur sein: 66 Prozent wünschen sich effi zientere, 35 Prozent kürzere und 20 Prozent generell weniger Meetings. Nur jede/r 6. sieht keinen Veränderungsbedarf. Virtuelle Meetings scheinen nicht die Lösung zu sein – diese wollen gerade einmal 7 Prozent verstärken, während 17 Prozent mehr persönliche Treffen bevorzugen würden.
Beteiligte Personen
Prof. Dr. Erika Regnet
Projektleitung
Fakultät für Wirtschaft
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Partner
borisgloger Consulting,
Baden-Baden
Projektleiterin
Telefon: | +49 821 5586-2921 |