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Personalertag zum Thema "Unternehmen agiler gestalten – eine Aufgabe für HR?"

 
Die Referentinnen Friederike Freifrau von Mirbach, Svaantje Seiler, Miriam Schilling (v.l.) bei der abschließenden Plenumsdiskussion
08.02.2018

Digitalisierung und disruptive Entwicklungen sind nur zwei Trends, die Unternehmen dazu zwingen, Bewährtes über Bord zu werfen und agiler zu werden. Ca. 60 Personaler aus der Region kamen am 8.2.2018 an der Hochschule zusammen, um zu erfahren und zu diskutieren, inwieweit HR das agile Arbeiten in Unternehmen fördern kann und sollte.

Ob Unternehmen nun und in welchem Maße agiler werden, hängt im Wesentlichen vom Reifegrad ab. Fest steht, dass die Rolle der Führungskräfte sich verändert. Will man den Anforderungen der neuen Generationen und der Kunden gerecht werden, empfiehlt es, sich mit freiwilligen „agilen“ Piloten anzufangen, um eine Änderung des Mindsets anzustoßen.

 
Gute Führungskräfte sind gefragt

Im einführenden Vortrag betonte die Personalprofessorin Dr. Sarah Hatfield, dass beim agilen Arbeiten der Einbezug der Anwender, die Verantwortung in selbstorganisierten und interdisziplinären Teams, die schnelle Anpassungsfähigkeit, die kompromisslose Transparenz bei den Arbeitsergebnissen und die häufigen Rückkopplungsschleifen essenziell sind. Neben der Anwendung mehrerer Arbeitsmethoden wie Kanban Boards, Scrum oder Design Thinking ist vor allem der Kulturwandel in den Unternehmen die größte Herausforderung.

Im zweiten Vortrag betonte Friederike Freifrau von Mirbach, Management-Coach, die Bedeutung der Erfolgsfaktoren „Kommunikation – Vertrauen – Feedback – Dialog“ und plädierte für „den Mut zu Neuem. Mut, um etwas zu wagen, ohne zu wissen, was das Ergebnis ist“, um Unternehmen als Orte des gemeinsamen Lernens und Wachsens zu ermöglichen.

Attraktiver Arbeitgeber und innovatives Arbeiten

Ein wirklich anderes Unternehmen stellte Miriam Schilling, Leiterin Personal bei VAUDÉ vor. VAUDÉ ist ein eigentümergeführtes, mittelständisches Unternehmen mit knapp 500 Mitarbeitenden in Deutschland, das sich als nachhaltig innovativer Outdoorausrüster positioniert hat. 40 % Frauenanteil in Führungspositionen, 40 % Teilzeitquote, Nachhaltigkeit und Gemeinwohlökonomie – um nur einiges zu nennen. Agiles Arbeiten heißt hier, ein eigenes, firmenstimmiges Vorgehen zu entwickeln, Mitarbeitenden Freiraum und Vertrauen zu geben, sie einzubeziehen und anzuhören.

Agiles Arbeiten in der Matrixorganisation

Frau Svaantje Seiler, Change Manager bei MAN Diesel & Turbo SE veranschaulichte in einem „Tatsachenbericht“ die Erfahrungen und Lessons Learnt mit einer Matrix- Projektorganisation, bei der die Linienmanager im Entwicklungsbereich die Priorisierung der Arbeitspakete verantworten und die Projektleiter die mehrheitlich parallel beanspruchten Mitarbeiter zu erfolgreichen Lösungen führen müssen. In einem Zukunftsprogramm werden mit agilen Methoden Fast Track Projekte initiiert und bearbeitet: Auf einem Marktplatz können Mitarbeitende strategisch relevante Projekte vorschlagen. Werden diese bestätigt, dann können sich Mitarbeiter weltweit dafür bewerben und mitarbeiten. Dabei ändert sich auch das Arbeitsverständnis: Korrekturen sind im Prozess möglich und auch ein Scheitern, das einen Erkenntnisgewinn bringt, ist erlaubt.

Wo befürchten die TeilnehmerInnen die größten Barrieren in der betrieblichen Praxis? In einer Online-Abfrage sahen 43 % die Mitarbeiter als offen für neue Ideen (43 % teils/teils), doch nur 8 % halten Führungskräfte für proaktiv und gestaltend bei Veränderungen (57 % teils/teils), während in 36 % der Unternehmen das Top-Management die Veränderungen vorantreibt.

Prof. Dr. Erika Regnet