Personalertag zum Thema "Unternehmen agiler gestalten – eine Aufgabe für HR?"
Gute Führungskräfte sind gefragt
Im einführenden Vortrag betonte die Personalprofessorin Dr. Sarah Hatfield, dass beim agilen Arbeiten der Einbezug der Anwender, die Verantwortung in selbstorganisierten und interdisziplinären Teams, die schnelle Anpassungsfähigkeit, die kompromisslose Transparenz bei den Arbeitsergebnissen und die häufigen Rückkopplungsschleifen essenziell sind. Neben der Anwendung mehrerer Arbeitsmethoden wie Kanban Boards, Scrum oder Design Thinking ist vor allem der Kulturwandel in den Unternehmen die größte Herausforderung.
Im zweiten Vortrag betonte Friederike Freifrau von Mirbach, Management-Coach, die Bedeutung der Erfolgsfaktoren „Kommunikation – Vertrauen – Feedback – Dialog“ und plädierte für „den Mut zu Neuem. Mut, um etwas zu wagen, ohne zu wissen, was das Ergebnis ist“, um Unternehmen als Orte des gemeinsamen Lernens und Wachsens zu ermöglichen.
Attraktiver Arbeitgeber und innovatives Arbeiten
Ein wirklich anderes Unternehmen stellte Miriam Schilling, Leiterin Personal bei VAUDÉ vor. VAUDÉ ist ein eigentümergeführtes, mittelständisches Unternehmen mit knapp 500 Mitarbeitenden in Deutschland, das sich als nachhaltig innovativer Outdoorausrüster positioniert hat. 40 % Frauenanteil in Führungspositionen, 40 % Teilzeitquote, Nachhaltigkeit und Gemeinwohlökonomie – um nur einiges zu nennen. Agiles Arbeiten heißt hier, ein eigenes, firmenstimmiges Vorgehen zu entwickeln, Mitarbeitenden Freiraum und Vertrauen zu geben, sie einzubeziehen und anzuhören.
Agiles Arbeiten in der Matrixorganisation
Frau Svaantje Seiler, Change Manager bei MAN Diesel & Turbo SE veranschaulichte in einem „Tatsachenbericht“ die Erfahrungen und Lessons Learnt mit einer Matrix- Projektorganisation, bei der die Linienmanager im Entwicklungsbereich die Priorisierung der Arbeitspakete verantworten und die Projektleiter die mehrheitlich parallel beanspruchten Mitarbeiter zu erfolgreichen Lösungen führen müssen. In einem Zukunftsprogramm werden mit agilen Methoden Fast Track Projekte initiiert und bearbeitet: Auf einem Marktplatz können Mitarbeitende strategisch relevante Projekte vorschlagen. Werden diese bestätigt, dann können sich Mitarbeiter weltweit dafür bewerben und mitarbeiten. Dabei ändert sich auch das Arbeitsverständnis: Korrekturen sind im Prozess möglich und auch ein Scheitern, das einen Erkenntnisgewinn bringt, ist erlaubt.
Wo befürchten die TeilnehmerInnen die größten Barrieren in der betrieblichen Praxis? In einer Online-Abfrage sahen 43 % die Mitarbeiter als offen für neue Ideen (43 % teils/teils), doch nur 8 % halten Führungskräfte für proaktiv und gestaltend bei Veränderungen (57 % teils/teils), während in 36 % der Unternehmen das Top-Management die Veränderungen vorantreibt.
Prof. Dr. Erika Regnet