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Urbaner Wirtschaftsverkehr Innenstadt

Erhebung von Daten und Ableiten von Optimierungsmöglichkeiten

 
Nachhaltigkeit Wirtschaftswissenschaften
01.01.2019 - 31.12.2020

Projektbeschreibung

2018 wurde der „Masterplan nachhaltige und emissionsfreie Mobilität“ für die Stadt Augsburg veröffentlicht, der Themenschwerpunkte zur Reduzierung der NOx-Emissionen beinhaltet. Dazu gehört der urbane Wirtschaftsverkehr, der u. a. durch Kurier-, Express- und Paket-Dienstleistungen entsteht. Zur Ermittlung von Optimierungspotenzialen sind Informationen zum Verkehrsaufkommen und -kenngrößen nötig. Um eine geeignete Datenbasis zu erhalten, wurde ein Projekt mit der Stadt Augsburg aufgesetzt. Die Ergebnisse werden für den Aufbau eines Verkehrsmodells verwendet und bilden die Grundlage für künftige Mobilitätsprojekte.

 

Um eine umweltverträgliche Mobilität mit reduzierten Emissionen zu erreichen, wurde 2018 der Masterplan nachhaltige und emissionsfreie Mobilität für die Stadt Augsburg veröffentlicht. Dieser adressiert die Verkehrsproblematik in der Innenstadt und zeigt Themenschwerpunkte auf. Eines der Handlungsfelder und ein erheblicher Faktor im Verkehrsaufkommen ist der Wirtschaftsverkehr, der u.a. durch die Verkehrsanteile der Kurier-, Express- und Paket-(KEP) Dienstleister in der Innenstadt entsteht. Obwohl deren Anteile in der Regel vergleichsweise gering ausfallen, stehen sie aufgrund des hohen Wiedererkennungswerts im Verkehr im Fokus.

Etwaige Maßnahmenvorschläge zur Umsetzung einer nachhaltigen Mobilität im Wirtschaftsverkehr lassen sich derzeit hinsichtlich ihrer Wirkungsweise kaum beurteilen. Aufgrund der fehlenden Datengrundlage können weder belastbare Abschätzungen zu den Verkehrsanteilen noch zu der maßnahmeninduzierten Wirkung getroffen werden. Daher wurde gemeinsam mit der Stadt Augsburg ein Projekt initiiert, um eine geeignete Datenbasis zu bestimmen und zu erheben. Anhand der Daten können die KEP-Verkehre erstmals explizit im gesamtstädtischen Verkehrsmodell abgebildet werden, das die Datenbasis für die Beurteilung künftiger Mobilitätskonzepte bildet.

Um die modellierungsrelevanten Kenngrößen zu ermitteln, wurde eine Online-Befragung durchgeführt. Im Rahmen der Befragung wurden Angaben zu Charakteristika der täglichen Touren, der Fahrzeugflotte und der Sendungsstruktur erhoben (Abb. 2).

 
Übersicht verkehrlicher Kenngrößen des urbanen Wirtschaftsverkehrs
Abbildung 2
 

Zur Plausibilisierung der Daten und zur Ergänzung des Datenrücklaufs wurden persönliche Gespräche mit Vertreter:innen der KEP-Unternehmen geführt. Neben der Plausibilisierung und Bewertung der Strukturgleichheit der Daten zielten die Gespräche darauf ab, potenzielle Maßnahmen im Bereich KEP zu diskutieren und innovative Ansätze in der Branche zu identifizieren. Standortspezifische Informationen, Anregungen und Bedürfnisse bzgl. dienstleisterübergreifender Kooperationen und der im Masterplan angedachten Projekte waren daher ein zentraler Bestandteil der Informationsgewinnung. So konnten erste Ansatzpunkte für Mobilitätskonzepte im Sinne einer nachhaltigen City-Logistik ermittelt werden. Befragt wurden Standard-KEP-Dienstleister und Nischenanbieter im KEPMarkt Augsburg. Da sich das Marktsegment durch einen hohen Konzentrationsgrad auszeichnet, lag der Fokus in der Befragung auf den Top-10-Unternehmen, die ca. 75 Prozent des Marktvolumens erwirtschaften. Da mit dem Datenrücklauf knapp 80 Prozent des Umsatzes der Top-10-KEP-Dienstleister in Augsburg abgedeckt werden konnten, wurden die Stichprobenergebnisse auf den Gesamtmarkt hochgerechnet.

Durch einen Vergleich mit anderen Ballungsräumen in Deutschland konnten das Vorgehen und die Ergebnisse plausibilisiert werden. Neben der Datenerhebung und -analyse wurden als weitere Teilprojektleistung die Themenfelder und erste Handlungsempfehlungen für Mobilitätskonzepte aufgezeigt. Um eine nachhaltige Gestaltung der urbanen Logistik zu erzielen, wurden verschiedene Ansätze betrachtet: der Einsatz von Mikro-Depots verbunden mit einer Sendungsverteilung zu den Kund:innen mittels Lastenfahrrädern, die Ausweitung des Netzes an Packstationen und die Nutzung der öffentlichen Infrastruktur. Unter Berücksichtigung der Strukturdaten der Stadt wurde die Übertragbarkeit und Machbarkeit der Ansätze in Augsburg bewertet. Dafür wurden die Voraussetzungen und Rahmendaten für die erfolgreiche Implementierung identifiziert und die Kompatibilität mit Augsburgs Strukturdaten beurteilt.

Weiterhin wurden die damit verbundenen Herausforderungen und Chancen aufgezeigt. Da sich die Umsetzungsmöglichkeiten hinsichtlich der notwendigen Regulierungsintensität und dem Integrationsgrad eines neutralen Dienstleisters unterscheiden, wurden die Konzeptansätze im Detail aufgezeigt. Die Bewertung ließ darauf schließen, dass sich die Konzepte aufgrund standortspezifischer Gegebenheiten unterschiedlich eignen. Sie sollten daher nicht isoliert umgesetzt werden, sondern als Gesamtkonzept. Da sich die Umsetzungsmöglichkeiten hinsichtlich der notwendigen Regulierungsintensität und dem Integrationsgrad eines neutralen Dienstleisters unterscheiden, wurden die Konzeptansätze im Detail aufgezeigt (Titelbild).

Diese Ergebnisse sollen im weiteren Vorhaben in interdisziplinären Workshops mit den Vertreter:innen der Stadt und der KEP-Unternehmen näher vertieft werden. Dabei sollen die Umsetzungsmöglichkeiten dienstleisterübergreifender Pilotprojekte erörtert werden.

Literatur

 
  • Bogdanski, R. (2017): Innovationen auf der letzten Meile, Bewertung der Chancen fürdie nachhaltige Stadtlogistik von morgen, Nachhaltigkeitsstudie 2017 im Auftrag des Bundesverbands Paket und Expresslogistik e. V. (BIEK). Berlin: BIEK.
  • Bundesverband Paket und Expresslogistik e. V. (BIEK) (2019): KEP-Studie 2019 – Analyse des Marktes in Deutschland, Eine Untersuchung des Bundesverbands Paket und Expresslogistik (BIEK). Berlin: BIEK.
  • Pflaum, A. (Hrsg.); Schwemmer, M. (2018): TOP 100 der Logistik: Marktgrößen, Marktsegmenteund Marktführer 2018 / 2019, Eine Studie der Fraunhofer Arbeitsgruppe für Supply Chain Services SCS. Hamburg: DVV Media Group.
 
 
 

Projektleitung

 
Prof. Dr. Florian Waibel

Weitere Beteiligte

 

Nina Klein B. Sc.
Fakultät für Wirtschaft
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Prof. Dr. Hariet Köstner
Fakultät für Wirtschaft
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Partner
Tiefbauamt Stadt Augsburg

Wirtschaftsförderung Stadt Augsburg

Förderung
Im Auftrag der Stadt Augsburg