Das interdisziplinäre Forschungsteam von NetDiSC unterstützt (mittelständische) Unternehmen aus der Region Bayerisch-Schwaben dabei, die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt als Chance zu nutzen. Hierbei liegt der Fokus auf der Entwicklung neuartiger Geschäfts- und Wertschöpfungsmodelle auf Basis einer zielgerichteten, sicheren Auswertung von Daten entlang der Supply Chain.
Augsangspunkt & Zielsetzung
Durch die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt und insbesondere der Wertschöpfungsprozesse verändern sich auch die logistischen sowie organisationsübergreifenden Abläufe. „Viele Unternehmen stehen heute vor der Herausforderung, Teile ihres klassischen Leistungsangebotes in digitale Wertschöpfungsmodelle zu überführen“, erklärt Philipp Gruber von der Forschungsgruppe für optimierte Wertschöpfung (HSA_ops) der Hochschule Augsburg.
Denn zum Kerngeschäft von Unternehmen zählt neben der Weiterentwicklung von Produkten und Dienstleistungen seit jeher, die dazugehörenden Aufbau- und Ablauforganisationen zu optimieren. Dabei rücken die Chancen und Risiken des digitalen Wandels immer stärker in den Fokus der Betrachtungen. Gesucht werden praktikable Lösungen, die den Ablauf digitaler Prozesse – insbesondere an den Schnittstellen zwischen Unternehmen und Geschäftspartnern – sicherstellen und innovative, digitale Wertschöpfungsmodelle, welche die aktuellen Leistungsbündel der Unternehmen anreichern. Genau hier setzt das vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst auf vier Jahre geförderte Forschungsprojekt NetDiSC an.
Lösungsbündel für den regionalen Mittelstand
Unter der Projektleitung von Philipp Gruber entwickelt ein interdisziplinäres Forscherteam bestehend aus IT-Sicherheitsexperten vom Institut für innovative Sicherheit (HSA_innos), Wirtschaftsinformatikern und Spezialisten für optimierte Wertschöpfung (HSA_ops) in enger Zusammenarbeit mit Unternehmen aus der Region konkrete Lösungsbündel für die (branchen-)spezifischen Herausforderungen der digitalen Transformation.
Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf der nachhaltigen Stärkung der Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Praxispartner und der langfristigen Sicherung ihrer Wettbewerbsposition auf den lokalen sowie globalen (Kunden-)Märkte. Dies ist nur möglich über die noch effizientere wie auch sichere Abwicklung von Geschäftsprozessen und die Erweiterung der Angebote in Form hybrider Mehrwertleistungen sowie innovativer, datenbasierter Geschäftsmodelle. Dabei lautet die untersuchungsleitende Fragestellung: Wie schauen neue digitale Prozessabläufe aus, welchen Mehrwert bringen diese und wie müssen diese gegen Bedrohungen von außen abgesichtert werden?
Sicherung von digitalen Lieferbeziehungen
NetDiSC widmet sich beiden Bereichen gleichermaßen – sowohl der zielgerichteten Analyse und Auswertung von Daten entlang der Supply Chain als Basis für neue, digitale Geschäftsprozesse und -modelle, als auch den erforderlichen IT-Sicherheitsmaßnahmen in den Hard- und Softwareumgebungen. Da viele Unternehmen ihre Produktionsprozesse mittlerweile stark digitalisiert haben, kommen auch immer differenziertere Informationstechnologien an den Schnittstellen zwischen den einzelnen Produktionsschritten zum Einsatz. Genau hier liegt ein großes Gefahrenpotenzial für cyberkriminelle Aktivitäten und genau deshalb liegt der Schwerpunkt von NetDiSC in der Entwicklung neuartiger IT-Sicherheitsverfahren, die Voraussetzung und zugleich Potenzial für selbstständige Dienstleistungen bieten.
Hierbei sollen die im Forschungsprojekt NetDiSC zu entwickelnden Konzepte und Lösungsbündel auf den spezifischen und individuellen Anforderungen der projektbeteiligten Netzwerkpartner basieren, sodass ein anwendungs- und umsetzungsnaher Transfer der Forschungsergebnisse in die Praxis gewährleistet ist.
Schwerpunktthemen in NetDiSC
Supply Chain Management
- Entwicklung und Einführung von Materialfluss- und Logistikkonzepten
- Bewertung und Bereinigung von IT-Systemlandschaften
- Lieferantenmanagement
Digitale Geschäftsmodelle
- ökonomische Analyse und Bewertung von Risiken und Maßnahmen
- Optimierung, Entwicklung und Management von Prozessen
- Geschäftsmodellentwicklung
IT-Sicherheit
- Konzeptionierung von Schutzmaßnahmen für industrielle Anlagen
- Sicherheitsanalyse von Geräten und Infrastrukturen
- Bedrohungs- und Risikoanalyse
Übersicht der Teilprojekte
Teilprojekt 1 (TP 1): Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle
Laufzeit: 01/2019 - 12/2021
Team: Tobias Merktle, Prof. Dr. Michael Krupp, Prof. Dr. Björn Häckel
Die digitale Transformation stellt Unternehmen aller Branchen vor die große Herausforderung, mit den rasanten Entwicklungen und wachsenden Anforderungen Schritt zu halten. Im Zentrum dieser Aufgabe steht dabei die Anpassung bestehender Geschäftsmodelle sowie die Entwicklung neuer, digitaler Geschäftsmodelle.
Teilprojekt 1 von NetDiSC zielt darauf ab, die beteiligten Unternehmen durch eine individuelle Roadmap auf ihrem Weg hin zu einem zukunftsfähigen digitalen Geschäftsmodell zu begleitet. Bereits in der Startphase werden durch gezielte Workshops individuelle Ideen und Ansätze entwickelt, die im weiteren Projektverlauf konkretisiert und ausgearbeitet werden. Diese Konzepte werden anschließend hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit und der nötigen organisationalen Veränderungen für das Unternehmen analysiert. In einem letzten Schritt werden die Praxispartner dabei unterstützt, die neu entwickelten Geschäftsmodelle, z.B. in Form von Prototypen, im Betrieb zu implementieren.
Teilprojekt 2 (TP 2): Sichere Identitäten in industriellen Anlagen
Laufzeit: 01/2019 - 12/2021
Team: Matthias Niedermaier, Prof. Dr.-Ing. Dominik Merli
Weitgehend unbemerkt von der Bevölkerung steuern industrielle Kontrollsysteme (ICS) mittlerweile größere Anlagen wie zum Beispiel Kraftwerke, Kläranlagen und Produktionsstraßen. Um den darunterliegenden physikalischen Prozess regeln zu können, benötigen diese Systeme Daten von Sensoren. Diese werden durch neue Anforderungen an die Industrie 4.0, wie beispielsweise Predictive Maintenance, stetig mehr vernetzt
Dadurch erhöht sich auch die potentielle Angriffsfläche für Hacker. In Teilprojekt II von NetDISC beschäftigt sich das HSA_innos-Team daher mit der Frage, wie Sensorsysteme mit eindeutig zuordenbaren Digitalen Identitäten ausgestattet werden können, um Daten sicher vom Sensor ins Industrienetz oder sogar bis in die Cloud zu übertragen.
Teilprojekt 3 (TP 3): Evaluation von IT-Systemlandschaften
Laufzeit: 01/2019 - 12/2021
Team: Alexander Hüther, Prof. Dr. Michael Krupp
Die Digitalisierung von Produktion, Logistik und Verwaltung erfordert einen umfangreichen Überblick und Wissens über die unternehmensübergreifenden IT-Infrastruktur(en). Unter dem Titel Evaluierung von IT-Systemlandschaften wird in Teilprojekt III von NetDiSC in Zusammenarbeit mit drei Praxispartnern aus Bayerisch-Schwaben ein Modell zur Bewertung der internen und externen Informationstechnik erarbeitet.
Interviews mit Unternehmenspartnern und Desk-Research dienen zunächst dazu, die individuellen Anforderungen an die IT zu ermitteln. Hieran anschließend entwickelt das Forschungsteam eine modularisierbare und skalierbare Methode, anhand derer die zuvor ermittelten Kriterien auditiert werden können. Übergeordnetes Projektziel ist eine Matrix, mit der Unternehmen die Möglichkeit haben, ihre individuellen Anforderungen an die IT messbar zu machen.
Teilprojekt 4 (TP 4): Trainingskonzept für NetDiSC-Mitglieder: Fit für die Digitale Supply Chain
Laufzeit: 05/2019 - 12/2021
Team: Sarah Herrmann, Gabriele Schwarz, Prof. Dr. Michael Krupp, Prof. Dr.-Ing. Dominik Merli, Prof. Dr. Björn Häckel
Die digitale Transformation gilt als eine der wichtigsten Aufgaben der deutschen Wirtschaft in den kommenden Jahren. Sie fordert Industrie, Handwerk und Handel dazu auf, die bestehenden Geschäftsmodelle und -prozesse an die neuen Marktbedingungen anzupassen. Denn die Digitalisierung der Arbeitswelt erfordert nicht nur den Einsatz einzelner innovativer, internetbasierter Technologien – wie z.B. IT-gestützte Kommunikation oder die zunehmende Automatisierung von Prozessen. Vielmehr ermöglichen die damit einhergehenden disruptiven Entwicklungen agilen Start Ups kurzfristig in Märkte einzudringen und etablierte Unternehmen in ihrer Positionierung zu gefährden.
Bei solch dynamischen Rahmenbedingungen ist Know-how über die Chancen der Digitalisierung in der Supply Chain & Logistik ein unverzichtbarer Stabilitätsfaktor für nachhaltigen Markterfolg wie auch für die Weiterentwicklung bestehender Geschäftsmodelle und -prozesse.
Daher werden in Teilprojekt IV von NetDiSC spezielle Schulungs- und Qualifizierungsangebote zum Themenschwerpunkt Digitale Supply Chains entwickelt, die sowohl auf die Bedarfe von Fachkräften als auch von Führungskräften ausgerichtet sind.
NetDiSC wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst (StMWK).