BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

V. VON DEN KRÄUTERN

IN AINER GEMAIN.

 

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48.

Von der alraun.

 

Mandragora haizet alraun. daz kraut ist haiz und trucken und wechst in den landen gegen der sunnen auf ganch und haizt sein wurzel labro. diu geleicht dem menschen, sam Avicenna spricht, und ist zwairlai: si und er, und der er hât pleter geleich piezenpletern; aber diu si hât pleter sam luctukenpleter, ân daz alraunpleter ain wênich scherpfer sint. die wurz âzen diu kinder dô si si des êrsten funden, und sturben ir vil dâ von; aber etleichen kom man ze helf mit puttern und mit honig. daz kraut tregt öpfel, die smeckent gar schôn und haizent erdöpfel. idoch sint ez ander erdöpfel dann die, dâ wir vor von gesait haben. der alraun wurzel und ir rind, ir pleter und ir früht sint guot zuo erznei und habent die kraft, daz si zesamen ziehent und nagent. wilt dû den slâfen machen, der in ainer suht ligt, sô nim alraunpulver und misch daz mit frawengespünn und mit dem weizen ains ais und leg im ez mit ainem pflaster auf die stirn und pei den ôrn auf die slæf. wider den hauptsmerzen, der von hitz kümt, schol man des krauts pleter stozen und auf die slæf legen. man macht alraunöl alsô. des êrsten schol man des krauts pleter zestôzen gar wol und mischen mit paumöl und schol daz sieden mit enander und dar nâch seihen durch ain tuoch, daz haizt dann alraunöl, daz pringt den slâf und vertreibt den hauptsmerzen und die fibrigen hitz, wenn man die stirn und die slæf dâ mit salbet. seut sein wurzel mit wein unde gib ez dem ze trinken, dem man diu gelider schol abhacken, der enpfint des smerzen niht von übrigem slâf. wenn man des krautes wurzel ain tail in wein legt, sô macht er dester mê trunken und daz tuot allermaist des ern wurzel. aber der die selben wurzel vil nützt und vil dar zuo smeckt, daz pringt im daz vallend lait, daz ze latein apoplexia haizt. man setzt auch den frawen etwaz under von der wurzel zaher, daz zeucht die gepurt auz der muoter. der alraun sâm rainigt die muoter in der frawen, und wenn man in mischt mit swebel, der nie kain feur hât berüert, und ain fraw dar über sitzt, sô benimt ez ir der muoter fluz.