Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
V. VON DEN KRÄUTERNIN AINER GEMAIN.
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47.Von der liligen.
Lilium haizt ain lilig. daz kraut ist gar erkant und hât ain schn weiz pluomen mit sehs pletern und zemitelst stêt ain gelbez nägel dar inn und dar umb stênt klaineu dingel mit gelben hauptleinn. diu lilig ist haiz und fäuht, sam Platearius spricht, und ist guot dar zuo, daz si die apostem waicht und zeitig macht. si verschäuht die slangen und ist guot für der scorpen hecken. der lilien wurz macht diu antlütz schn, wenn man daz antlütz dâ mit wescht, und vertreibt die rünzeln. si ist guot zuo der prunst, diu von haizem wazzer geschiht. wenn man die wurzel seudet mit rôsenöl, sô ist kain erznei, diu der geleich zuo dem smerzen, den diu muoter leidet in der frawen. diu wurzel öffent die âdern, die zuo dem aftern gênt. liligenöl ist guot für der vergiftigen tier piz, und zeuht die gepurt auz der muoter. Zuo der liligen geleicht der obrist got sein muoter und spricht 'mein liep oder mein freundinn ist gestalt under andern töhtern, die auf erd sint, sam diu lilig ist gestalt under den dornstauden.' prüef, wie ain schn wort! diu schnst ob allen frawen ist gezogen under den sündærn und gewan doch nie kain mail von sündendorn. frawe, hêr und gnâden vol, des lâz mich geniezen.
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