BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Magdalena von Dobeneck

1808 - 1891

 

Briefe und Tagebuchblätter

aus Frankreich, Irland und Italien

 

1843

 

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ganz von schwarzem und weißem Marmor, die Säulen von egyptischem Marmor mit griechischer Inschrift. Gegenüber dem Hauptaltar ist die Loge, in der zweimal im Jahr sonst der Doge mit seinen Senatoren der Messe beigewohnt. Einige Statuen, Gemälde schienen mir trefflich. Eine Kapelle zeigt man, welche die Asche Johannis des Täufers enthalten soll.

 

 

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Genua, am 18. Mai.   

 

Wir besuchten heute einige Paläste. Paläste liebe ich nur in so fern sie die Kunst beherbergen; nichts ist aber langweiliger, als durch Säle zu irren, die einem Möbel­magazin gleichen und wo man auf keine Spur von Be­schäftigung trifft. Der der Königin Maria Theresia enthält nur mittelmäßige Gemälde, und deshalb würde die Lange­weile mich schnell übereilt haben, hätte nicht unser Cicerone mich lächeln gemacht. Er zeigte mir den Saal, in dem Maria Theresia, als sie todt war, in prächtigen Gewändern und mit diamantner Krone zur Schau ausgestellt war, und fügte hinzu; sie war gar prächtig, und jeden Morgen um die gewöhnliche Stunde, wenn sua maestà zu frühstücken pflegte, schritt der Major domo der todten Königin entgegen mit den Worten: sua maestà la collazione   è   pronta.   Eben  so  wurde  ihr  das  Diner wie   sonst   zubereitet  und  der  Major  domo  kündigte an:  sua  maestà  il  pranzo è pronto. So ging es fort, bis die

 

Königin den Würmern collazione e pranzo ward. – In dem Palaste Durazzo schienen mir die merkwürdigsten Gemäl­de zu seyn: eine Vestalin von Guido Reni, so wie eine Magdalena von Tizian, deren Ausdruck wirkliche Reue und gänzliche Lossagung der Welt war. In dem Palaste Brignole konnte ich mich kaum trennen von einem Ge­mälde von van Dyk, auf Holz gemalt. Es stellt den Heiland dar, wie mir schien den Auferstandenen, weil in den Händen Wunden, und er die linke Hand in die Seite gelegt hat. Im linken Arm liegt ihm das Kreuz. Die rechte Schulter ist in die Höhe gezogen, die Muskeln und Adern sind aufgeschwollen, der Kopf etwas seitwärts gebogen. Colorit und Bart sind sehr dunkel gehalten – auf der rechten Seite der Stirne stark markirte Muskeln, ohne daß es die Weichheit des Ganzen stört. Die Augenbrauen sind wundervoll geistig gezogen. Der Blick dieser dun­kelbraunen Augen aber liest meine Gedanken und erforscht mein Innerstes – es ist ein Auge, das schon den Himmel geschaut. Die Lippen scheinen sich zu öffnen: Seyd gegriißet! fürchtet euch nicht! Ein heiliger Ernst ist über die Gestalt ausgegossen – wahrlich es steht Christus vor mir – Er ist wirklich auferstanden. Einen andern Charakter trägt van Dyks Gemälde: Christus in dem Au­genblick, als er die Worte sagt: gebet dem Kaiser was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. – Ein braunes, falsches Jsudengesicht im Hintergrunde, ein Anderer im Vorgrunde, mit weißem Bart und vorgestrecktem Kinne, der die Münze  Christus  vorhält,  dieser in feierlicher Haltung, den   rechten  Arm  aufgehoben,  deutet  mit  zwei  Fingern

 

 


 

Der Palazzo Durazzo

 

Der Palazzo Brignole

 

Guido Reni: Vestalin (Sibylle)

 

Antonius van Dyck: Christus trägt das Kreuz

 

Antonius van Dyck: Der Zinsgroschen