BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Magdalena von Dobeneck

1808 - 1891

 

Briefe und Tagebuchblätter

aus Frankreich, Irland und Italien

 

1843

 

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Reni's Magdalena zur Reue. Ihre nassen Augen suchen sehnsüchtig den Himmel; ihr Mund ist geöffnet mit dem Ausdruck einer Seele, die nach Vergebung dürstet. Die Arme, müde vom Bitten, sind herab gesunken; die Hände krampfhaft zusammen gehalten und kunstlos fallen die schönsten blonden Haare über die Schultern hinab.

 

Se ti lavai col pianto

Col crin ti tersi il pié,

E m'impetrai mercé

Quanto t'amai:

Signor deh! fammi tanto

Piangere e sospirar,

Deh fammi tanto amar

Quanto peccai!

 

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Maria Magdalena im Vorgrunde, die Füße unsres Heilandes öhlend, um sie her Pharisäer, Jünger und Volk in Lebensgröße, von Paul Veronese, ist voll Geist und Leben. Hier weiß ich nicht, seh' ich Blumen oder Farben. Die Gestalt des Herrn ist ganz dunkel gehalten, alle andern im Lichte, und doch kehrt der Blick immer zu Christus zurück.

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Noch Etwas über Genua.

Wie weit die Bigotterie in Italien gediehen, diene Folgen­des. Mehrere  adelige  Familien  in  Genua  werden keinem

 

Protestanten erlauben, sie in ihren Palästen aufzusuchen., aber allenfalls gestatten sie, daß in ihren Logen, im Opernhause er seine Huldigungen anbringen mag. Wahrscheinlich sind sie hier noch weniger Menschen als zu Hause.

 

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Heute mußte ich nicht nur von der Feenwelt Genua, aber auch von meinen lieben Oliven, und dem geliebten Meere mich trennen. Diese Thäler, umschlossen von Bergketten, erinnern mich an die Muggendorfer Gegend bei Baireuth. Nur mit dem Unterschiede, daß dort deutsche Eichen und Tannen, und hier Kastanien und Maulbeerbäume Höhen und Thäler zieren, und malerische Brückenbogen über die Bergströme gespannt sind. Gegen Novi hin wird die Landschaft allmählich flacher, so wie ich vergebens nach irgend einem italienisch genialen Gesicht umherspähte. Es schien mir einen Augenblick, als sei Italien mir auf zauberische Weise entrückt. O ewiger Wechsel der Dinge! Der Genuß der Freude ist ihr Tod. Das was wir besitzen müssen wir fliehen, wohl deswegen, weil wir beständig uns in die Gaben vergaffen, statt den Geber zu lieben.

 

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Nun hab' ich zur Aussicht blühende Akazien, gewäs­serte Reisfelder, Wein und Korn im Ueberfluß, kurz, große frucht­bare Ebenen, eine Fortsetzung jener von Marengo. Man sagte mir, daß das Monument, dem General Desaix errichtet, von den Oestreichern zerstört worden sey.

 

 


 

Guido Reni, Magdalena

 

 

Paolo Veronese, Magdalena (Gastmahl im Hause Simons)