BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Johann Peter Hebel

1760 - 1826

 

Biblische Geschichten

Für die Jugend bearbeitet

 

I. Theil

 

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24.

Josua. Einzug in das gelobte Land.

 

Aber wer wird jetzt das verwaiste Volk in das Land seiner Verheißung führen? Der Mensch kann sterben, aber Gott lebt. Gottes Arm ist nicht zu kurz, daß er nicht helfen könnte. Hat nicht Gott den Geist des Josua geweckt, daß er das angefangene Werk vollendete? Als sie den Tod des Moses dreißig Tage lang beweinet hatten, brachen sie auf aus dem Lager und giengen durch den Jordan-Fluß. Voraus giengen zwölf Priester, die trugen die heilige Lade des Bundes, hinter ihnen zog das Volk. Trockenen Fußes zogen sie durch den Jordan. Da waren sie nun in Gottes Geleit endlich an dem Ziel ihrer vierzigjährigen Wallfahrt. Da begrüßten sie das heilige liebe Land, von dem sie schon so lange gehört, das Land, wo ihre Väter einst gelebt und Gott mit ihnen geredet hatte, und wo ihre Gebeine begraben lagen. Da aßen sie zum erstenmal von den Früchten des Landes, es war in den Tagen der Gersten-Ernte, und feierten ihr Osterfest. Aber in dem Lande wohnten jetzt andere Geschlechter, als in den Tagen Abrahams, abgöttische Menschen, denen man grausame Sachen Schuld gab, zum Beispiel daß sie ihren erdichteten Götzen zu Ehren ihre eigenen armen Kinder lebendig verbrannten. Diese schlossen sich in ihre festen Städte mit hohen Mauern ein, und wollten nicht leiden, daß sich die Nachkommen Abrahams in dem Lande ausbreiteten und festsetzten. Da entstand ein langer schwerer Krieg. Fast jeder Schritt Landes mußte mit Blut erkauft werden. Aber Gott gab den Waffen Israels den Sieg. Als sie nun fast alle Einwohner von Canaan vertilgt hatten, – doch nicht alle, – vertheilte ihnen Josua das Land nach ihren Geschlechtern oder Stämmen, als da sind: Ruben, Simeon, Juda, Sebulon, Isaschar, Dan, Gad, Asser, Naphthali, Benjamin, Ephraim, Manasse. Diese zwei sind die Söhne des Joseph, von denen Jakob gesagt hatte: «Sie sind mein.» Die Nachkommen des Levi erhielten kein Land, weil sie Priester waren, sondern sie wurden in Städte vertheilt. Aus dem Gebirg Libanon herab, wo die Cedern wachsen, fließt der Jordan. Rechts und links an dem Jordan wohnten die Kinder Israel, zwischen der Wüste und dem Meere. Das ist das gelobte Land, oder das Land Canaan, mit seinen Palmen. Also ist den Nachkommen Abrahams die Verheißung wahr geworden, daß ihnen Gott wollte dieses Land zum Eigenthum geben.

Als Josua alles eingerichtet, und bis so weit vollendet hatte und alt war, versammelte er ganz Israel auf einen Landtag in Sichem, daß er von ihnen Abschied nähme, ehe er stürbe. Er erinnerte sie an alle Wohlthaten Gottes, daß sie ihm dankbar bleiben und nicht untreu werden sollten.

Unter anderm sagte er: «Behütet eure Seelen, daß ihr den Herrn euern Gott lieb habt. Siehe, ich gehe heute dahin, wie alle Welt, und ihr sollt wissen, daß nichts gefehlt habe an allem dem Guten, das euch Gott geredet hat. Es ist alles gekommen und keines ausgeblieben. Gleichwie nun alles Gute gekommen ist, also wird auch Gott über euch kommen lassen alles Böse, wenn ihr übertretet den Bund des Herrn eures Gottes.» – – «Fürchtet den Herrn und dienet ihm treulich und rechtschaffen. Wißt ihr einen bessern Gott, so wählet einen andern. Ich aber und mein Haus wollen dem Herrn dienen.» Das Volk sprach: «Wir wollen dem Herrn unserm Gott dienen und seiner Stimme gehorchen.»