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Forschungsprojekt zur Kommunalen Wärmeplanung

DiPuKS auf der Augsburger Blue City Klimakonferenz

 
©Annette Zoepf/Stadt Augsubrg
18.11.2024

Die Blue City-Klimakonferenz der Stadt Augsburg präsentiert jährlich Themen aus Klimaschutz und Klimaanpassung für eine Fachöffentlichkeit. Dieses Jahr stand das Thema der Kommunalen Wärmeplanung im Fokus. Dieses Thema wird derzeit auch als Baustein des Forschungsprojekts Digitale Planungsunterstützung für eine klimaneutrale Siedlungsentwicklung (DiPukS) unter Leitung von Prof. Dr. Stefan Fina und M.Eng. Florian Rack an der Fakultät für Architektur und Bauwesen Technischen Hochschule Augsburg bearbeitet.

 
Ausschnitt aus einer beispielhaften Umsetzung der Wärmeplanung im Studiengang Energieeffizientes Planen und Bauen und Baungenieurwesen (Umfeldplanung 2 bzw. Regionalplanung und Verkehrssysteme, Sommersemester 2024).
©Stefan Fina

Worum geht es bei der Kommunalen Wärmeplanung?

Die kommunale Wärmeplanung analysierte und kartiert treibhausgasneutrale Wärmeversorgungsoptionen in Städten und Gemeinden. Sie ist 2023 durch das von der Bundesregierung verabschiedete Wärmeplanungsgesetz zu einer verpflichtenden Aufgabe für alle Kommunen in Deutschland geworden. Alle Kommunen in Deutschland müssen bis 2026 (Städte mit mehr als 100.000 Einwohnende) bzw. 2028 (Städte und Gemeinden mit weniger als 100.000 Einwohnende) einen Wärmeplan veröffentlichen und in den Folgejahren fortschreiben.

Die Kartierung wird als wichtiger Baustein für den Pfad zur Klimaneutralität angesehen. Sie strebt z.B. einerseits an, Planungssicherheit für Wärmeanbieter zu schaffen, die in ein Wärmenetz investieren wollen und dabei sicherstellen müssen, dass die Wärme von Haushalten und Unternehmen abgenommen wird. Auf der anderen Seite können Verbraucherinnen und Verbraucher durch die Planung erfahren, ob sie voraussichtlich keinen Netzanschluss erhalten werden und sich perspektivisch auf die Bestimmungen des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) für Einzellösungen (z.B. Wärmepumpen) einstellen müssen. Das Gesetz sieht vor, dass fossile Energieträger bis 2045 durch treibhausgasneutrale Optionen ersetzt werden.

Die Weichenstellung für entsprechende gesetzliche Verpflichtungen treffen dabei auf schwierige Fragen einer sozial gerechten und gesellschaftlich legitimierten Wärmewende.

Was sind die Probleme bei der kommunalen Wärmeplanung?

Die Entwicklung robuster Methoden und Ergebnisse für die Wärmeplanung sind derzeit noch nicht standardisiert und unterliegen einer Reihe von Herausforderungen. So lässt sich z.B. mit mehr oder weniger aufwändigen Modellierungen nur schätzen, wie der Wärmebedarf der Zukunft aussehen wird. Zum einen sind die dafür notwendigen Ausgangsdaten des aktuellen Wärmeverbrauchs aus verschiedenen Datenquellen entweder unterschiedlich genau oder unterliegen dem Datenschutz und können nur anonymisiert bzw. aggregiert ausgewertet werden. Zum anderen lässt sich schwer abschätzen, welche Gebäude bis zu welcher Energieeffizienz über die nächsten Jahre saniert werden und wie ein sinkender Wärmebedarf auf die Ausweisung von Versorgungsgebieten wirkt.

 

So entstehen Unsicherheiten und möglicherweise „blinde Flecken“ auf den Karten („Prüfgebiete“), die das angestrebte Ziel der Planungssicherheit beschädigen können. Der Status der Wärmeplanung als strategisches Planungsinstrument muss in den nächsten Jahren um verbindliche Umsetzungsperspektiven ergänzt werden, um Orientierung zu bieten.
Auch die Kosten-Nutzen-Abwägungen für den Ausbau der benötigten Energieinfrastruktur unterliegen einer unsicheren Zukunft und können allenfalls geschätzt werden. Hinzu kommen finanzielle und fiskalische Anreizsysteme, die auf die Investitionsentscheidung von Versorgungsoptionen einwirken. Die noch ausstehende Gesetzgebung der bayerischen Landesregierung und künftige Förderprogramme werden hierfür maßgebliche Weichen stellen müssen. Zudem sind neue Erkenntnisse aus technischen Innovationen zur Energieeffizienz in der Wärmeversorgung zu erwarten, die methodisch aufzugreifen sind.

Projektleiter Prof. Dr. Stefan Fina im Dialog mit Besucherinnen und Besuchern auf der Blue City-Klimakonferenz
©Annette Zoepf/Stadt Augsburg
 

Welche Erkenntnisse strebt das Forschungsprojekt DiPukS an?

Methoden zur Aufstellung von Wärmeplänen werden zu einer wichtigen Kompetenz für Studierende der Fakultät, die sich mit einer klimaneutralen Siedlungsentwicklung und ihrer Infrastruktur beschäftigen. Die Berufsprofile von Mitarbeitenden in Stadtverwaltungen und im privatwirtschaftlichen Dienstleistungssektor werden zukünftig verstärkt Kompetenzen nachfragen, um Daten und Methoden für die Wärmeplanung zu verarbeiten und einzusetzen, aber auch die notwendigen baulichen Anlagen und Infrastrukturen zu planen, zu bauen und zu betreiben. Entsprechende Lehrangebote der Fakultät profitieren von aktuellen Forschungsaktivitäten zum Thema.

Das Forschungsprojekt DiPukS setzt dabei auf langjährigen Erfahrungen zur Energienutzungsplanung auf, mit Methoden, die in Bayern seit 2010 eingesetzt und heute in der Wärmeplanung fortgeführt werden. In Gesprächen mit ausgewählten Expertinnen und Experten werden die Methoden und Datenpotenziale derzeit evaluiert. Auf dieser Grundlage entsteht praxisnahes Grundlagenwissen für die Verbesserung der Daten- und Planungsgrundlagen und ihrer Integration in Planungsmethoden und neuen Technologien. Dazu gehören auch nachfolgende Projektbausteine, z.B. zur Entwicklung Urbaner Digitaler Zwillinge und der Freiflächenphotovoltaik, wie sie auf dem Projektposter der BlueCity-Klimakonferenz dargestellt wurden.

Wichtig ist dabei, dass Perspektiven einer integrierten Siedlungsentwicklung verfolgt werden, die die Wärmeplanung mit weiteren Anforderungen von Klimaschutz und Klimaanpassung an den städtischen Raum zusammenführen.

Schaubild Schritte des Forschungsprojekts
©Stefan Fina

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