Planwerkstatt zum Europaplatz mit Studierenden des Zentrums für urbane Klimaresilienz
Der Europaplatz im Univiertel ist ein Sorgenkind lautete 2019 ein Artikel in der Augsburger Allgemeinen. Zu viel Autoverkehr, Vernachlässigung der Grünanlagen und der allgemeine unattraktive Zustand des Platzes verärgerten Anwohnende und Besuchende, die sich im Stadtteilgespräch äußerten. Viel verändert hat sich am Zustand und Ortsbild des Platzes seitdem nicht.
In einer neuen Kooperation mit dem Zentrum für Klimaresilienz der Universität Augsburg, dem die Technische Hochschule Augsburg seit diesem Semester als assoziiertes Mitglied angehört, wurde deshalb eine Planwerkstatt zum Europaplatz durchgeführt. Studierende des Studiengangs Energieeffizientes Planen und Bauen (4. Semester) trafen sich im Rahmen des Lehrmoduls Umfeldplanung für einen halben Tag mit Masterstudierenden der Umweltethik und Geographie der Universität Augsburg.
Was ist eine Planwerkstatt?
So richtig wissenschaftlich lässt sich dieser Begriff nicht definieren. Im Städtebau und in der Stadtentwicklung geht es dabei aber meist darum, Zukunftsideen für die Gestaltung urbaner Lebensräume zusammen mit Interessierten und Betroffenen zu entwickeln. Es ist also ein partizipatives Format der Bürgerbeteiligung, das von Stadtplanenden mit ausgewählten Informationen vorbereitet, ausgestaltet und moderiert wird. In unserer Planwerkstatt konnten wir in begrenztem zeitlichen Umfang einige typische Vorgehensweisen demonstrieren, aber natürlich nicht vollständig ausarbeiten und dokumentieren. Das ist ein längerer Prozess, der in anderen Lehrmodulen in den folgenden Semestern weiter entwickelt wird.
Ortsbegehung mit Zielgruppen
Als erstes wollten wir den Platz vor Ort erleben, um mit einer gewissen Systematik die Standortstärken und -schwächen besser zu verstehen. Dabei kann es zum einen helfen,
wenn man als Betrachtende Person die Rolle und Perspektive einer bestimmten Nutzergruppe einnimmt (z.B. Kinder, Jugendliche, Studierende, ältere und hochbetagte Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund).
Zum anderen ist es sinnvoll, sich erstmal auf ein Thema zu konzentrieren und den Ist-Zustand zu bewerten (z.B. Freiraum- und Aufenthaltsqualität, Nahversorgung, kulturelle Angebote, Mobilitätsoptionen). Kartenmaterial hilft dabei, die Ergebnisse erfassen und zu dokumentieren.
Die Ergebnisse können dann in einer SWOT-Analyse (das steht für Strenghts, Weaknesses, Opportunities and Threats) in die Zukunft weitergedacht werden. Dabei wird der Blick aus der Analyse des Ist-Zustandes auf die Herausforderungen der Zukunft (z.B. bzgl. der Anforderungen an die Klimaanpassung) gerichtet. Diese Grundlage kann dann genutzt werden, um mögliche Maßnahmen zu entwickeln und in einem Leitbild für die Ortsentwicklung zusammenzuführen.
Leitbilder und Zielkonflikte im World Café
Nach der Ortsbegehung konnten wir in Räumlichkeiten der Universität überlegen, welche Perspektiven auf die Maßnahmenentwicklung von besonderer Bedeutung sind. In neu zusammengesetzten Gruppen, in denen aus jeder Nutzergruppe mindestens eine vertretende Person die Ergebnisse der Ortsbegehung einbrachte, wurden die potenziellen Zielkonflikte deutlich. Der Begriff World Café dient in der Bürgerbeteiligung dazu, die Positionen von Menschen mit verschiedenen kulturellen oder Bildungshintergründen einzubringen und sich auf gemeinsame Prioritäten zu verständigen. Daraus entstehen idealerweise Leitbilder für die Ortsentwicklung, in die sich einzelne Maßnahmen einordnen und gut begründet umsetzen lassen. Die Studierenden hatten merklichen Spaß an dem Austausch und erarbeiteten erste gute Ideen. Eine Fortführung ist geplant.
Ansprechpersonen
- Prof. Marcus Rommel
- Prof. Stefan Fina
- LBA Benedikt Seifert
- Dr. Sebastian Purwins (Zentrum für urbane Klimaresilienz, Universität Augsburg)