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Das Catchbox-Wurfmikrofon

Mehr als ein Würfelspiel

 
16.11.2022
  • Werfbares, kabelloses Mikrofon mit Stoffschutz
  • Ideale All-In-One-Lösung für Aufnahme und Streaming von Wortmeldungen und Publikums-Interaktion in hybriden Vorlesungen und Seminaren
  • Verbindung mit USB-C/A, keine Software notwendig
  • Erweiterungsmöglichkeit mit parallel nutzbarem Ansteck-Mikrofon für Dozierende
  • Basispaket ab 891€ erhältlich (Stand 09/22)
 

Die Catchbox ist ein werfbares Stoff-Mikrofon, das man per USB-Plug-and-Play in Zoom-Sitzungen, Lehrsälen oder Meetings einfach verwenden kann und sogar mit einem zweiten Mikrofon kombinierbar ist. Klingt nach einem guten Fang – insbesondere für den hybriden Unterricht. Handelt es sich aber bei dem bunten Plüschwürfel bloß um ein nettes Startup-Gadget oder gelingt der Catchbox tatsächlich der große Wurf?

Das Setting: hybrides Format, viele Sprechende und spontane Meldungen

Das Haupt-Einsatzszenario der Catchbox dürfte jeden bekannt sein, der sich an hybridem Unterricht mit größerer Teilnehmendenzahl versucht hat oder einem Vortrag mit Publikumsfragen beiwohnen durfte. Das Grundproblem gestaltet sich in diesen Fällen ähnlich: sobald jemand anderes als die vortragende Person die Möglichkeit haben soll, spontan zu sprechen, also z.B. eine Frage oder Meldung zu äußern, die auch von anderen Teilnehmenden (in Präsenz oder Online) über Lautsprecher gut gehört werden soll, kann es kompliziert werden. Meistens fällt man hier entweder auf ein Saalmikro zurück, das erst umständlich weitergereicht werden muss, man baut ein dezidiertes Frage-Mikrofon auf, oder die vortragende Person selbst wiederholt die Fragen, die ohne Mikrofon gestellt wurden. Kabelaufbau, technische Kopfschmerzen und vor allem ständige Verzögerungen im Gesprächsfluss sind vorprogrammiert. Ein spontaner Austausch – vor allem in hybriden Settings – sieht anders aus.

 
Die Catchbox im freien Flug
Die Catchbox im freien Flug

Wenn Mikrofone fliegen lernen

Hier kommt nun die Catchbox ins Spiel. Ihr Aufbau ist zunächst denkbar einfach. Man steckt den Receiver des Systems per USB-Kabel an seinen Computer an, schaltet das Mikrofon ein (hierzu muss man das Mikro kurz aus seiner Schaumstoffhülle nehmen), wartet kurz auf das Aufleuchten eines grünen Lämpchens an Mikro und Receiver und schon kann man beginnen. Die Box wird im Computer als anwählbare Audioquelle aufgezeigt und kann z.B. in Zoom mit einem einfachen Klick als Mikrofon ausgewählt werden.

Sobald man sie einmal in der Hand hält, zeigt sich schnell ihr Charme, der so einfach wie bestechend ist: es macht schlicht und einfach Spaß, mit einem großem buntem Schaumstoffwürfel zu hantieren und sich diesen gegenseitig zuzuwerfen. Die Box ist damit nicht nur ein rein technisches Hilfsmittel, sondern auch eine veritable Geheimwaffe im didaktischen Lehr-Arsenal. Sie aktiviert das Publikum – und das auf ziemlich effektive Weise, denn hier gilt es, wortwörtlich am Ball (oder in diesem Fall am Würfel) bleiben. Mit einer kurzen Wurfrunde kann man schnell Gruppen auflockern, morgendliche Lethargiker in die Fahrt bringen und auch die Bewohner hinterer Sitzreihen zu Feedback animieren.

 

What's in the box? - Funktionalität und Reichweite

Sobald Sie von Hand zu Hand saust, sorgt die automatische Stummschalt-Funktion des eingebauten Mikros dafür, dass die Stör- und Hantiergeräusche während des Werfens weitestgehend beseitigt werden. Hierzu eine kleine Notiz am Rande: das De- und Reaktivieren des Mikros dauert jeweils ein bis zwei Sekunden – man muss also erst fangen, dann sprechen. Die große Signalreichweite – laut Herstellerangaben bis hundert Meter – lässt die Catchbox auch in größeren Räumen gut funktionieren. Wem an dieser Stelle bei diesen großzügigen Dimensionen nun die Angst vor dem potenziell schmerzhaften Zusammenstoß mit einem bunten, unkontrollierten Flugobjekt überkommen sollte, kann zumindest teilweise aufatmen: das antibakterielle Schaumstoffcover und geringe Gewicht mindern das Risiko persönlichen oder materiellen Schadens erheblich. Im Gebrauch fühlt sich das Wurfmikrofon wie ein normaler Schaumstoffball für Kinder an. Allerdings sollte man im Zweifelsfall (auch auf Anraten der Hersteller) trotzdem Vorsicht walten lassen und bei längeren Distanzen die Box in kleineren Strecken werfen oder weitergeben.

 
Das eigentliche Mikro der Catchbox
Das eigentliche Mikrofon der Catchbox ist im Schaufstoff-Cover gut gesichert
 

Zubehör und technische Peripherie

Die Box selbst wurde bereits 2012 von einem finnischen Drei-Studenten-Startup entwickelt, hat allerdings seit den pandemiebedingten Entwicklungen in hybrider Lehre und Veranstaltungsplanung deutlich an Relevanz und Nachfrage gewonnen. Auf der technischen Ebene hat sich seit den ersten Iterationen einiges getan. Insgesamt lassen sich nun zwei Mikrofone gleichzeitig mit dem Box-eigenen Receiver paaren. Man kann auf diese Weise entweder ein zweites Wurfmikrofon hinzuschalten, das optional erhältliche Presenter-Mikrofon mit dem Wurfmikrofon kombinieren oder auch zwei Presenter-Mikrofone parallel verwenden.

Das in einigen Konfigurationen mitgelieferte Presenter-Mikrofon lässt sich direkt an der Kleidung befestigen und ermöglicht es einem Dozierenden, dauerhaft hörbar zu sein, sich frei zu bewegen und gleichzeitig die Möglichkeit zu haben, einen Catchbox-Würfel für Publikumsinteraktion zu nutzen. Zusätzlich ist auch die Möglichkeit gegeben, ein mitgeliefertes Lavalier-Mikrofon anzustecken, mit dem sich das Mikro-Pack unauffällig unter der Kleidung verstecken lässt. Ebenso wie beim Würfel wird die Verbindung zum Receiver automatisch hergestellt.

 
Catchbox-Paket
Das Catchbox-Set samt Ladeschale, Receiver und Presenter-Mikrofon
 

Am Receiver selbst lässt sich nur die kombinierte Lautstärker beider Senderquellen regeln und die Funk-Paarung manuell einstellen. Interessant sind hierbei noch vor allem die Ausgabequellen und Verbindungsmöglichkeiten des Receivers. Neben dem USB-Anschluss für Computer finden sich auf der Rückseite des unscheinbaren Kästchens ein XLR-Ausgang und ein 6,3-mm Klinkenausgang. Mit diesen beiden Outputs lässt sich die Catchbox an eine Großzahl von Audiomischern, Lautsprechern und Sound- bzw. Raumsystemen anschließen. Die Box muss also nicht nur rein hybrid genützt werden, sondern kann auch als portable Raummikro-Konfiguration oder für asynchrone Aufnahmen verwendet werden.

Zu guter Letzt sind noch die Lademöglichkeiten des Sets zu erwähnen. Sowohl das Wurfmikro als auch Presenter-Mikro lassen sich über USB-C und die jeweils beigelegten Netzadapter laden. Für die das Wurfmikro existiert zudem eine passgenaue Ladeschale für kabelloses Laden.

 
Die Anschlussmöglichkeiten am Receiver der Catchbox
Die universell nutzbaren Anschlussmöglichkeiten am Receiver der Catchbox
 

Fazit

Lohnt sich die Catchbox? Als Gesamtpaket erhält man ein technisch niedrigschwelliges und flexibel einsetzbares Gadget, dass sich nicht nur für hybriden Unterricht eignet, sondern auch für Live-Veranstaltungen und Unterrichtsaufzeichnungen einsetzen lässt. Die Box macht Spaß und funktioniert. Aber sie ist auch relativ teuer. Ein Komplettpaket mit Wurfwürfel, Presenter-Mikrofon und kabelloser Ladestation kostet rund 1.200€ (Stand 09/22). Ein weiterer Nachteil (der allerdings in den neusten Modellen teilweise behoben wurde) findet sich im minimalistischen Design des Receivers. Während das System meistens klaglos funktioniert, ist man - sobald die sich Verbindung nicht automatisch einstellt - dem Rätselraten überlassen, was einem die grün blinkenden Lichtchen mitteilen wollen. Mehr Einstellungs- und Feedbackmöglichkeiten wären bei diesem Preispunkt wünschenswert. Ein weiteres Manko ist die voluminöse Form des Würfels. Trotz seiner Leichtigkeit ist die Gesamtmobilität des Systems dadurch leicht eingeschränkt. Die Box selbst mag agil fliegen, wandert aber in Bodennähe mitsamt ihrer Peripherie eher ungerne. Eine Transporttasche oder mittelgroßer Koffer mit Ordnungsmöglichkeiten sind hier ein Muss für den mobilen Einsatz über längere Strecken.

Einen kurzweiligen Gimmick holt man sich mit der Catchbox nicht ins Haus. Das Konzept ist so solide wie innovativ. Ist man allerdings nicht auf Publikumsinteraktion angewiesen oder braucht minimalistischere Setups für kleinere Gruppen, greift man besser zu Allzweckwaffen wie etwa dem Rode Wireless Go II oder zu Konferenzlösungen wie der Meeting Owl.

Johannes Christopher

 
Die Catchbox in ihrem natürlichen Habitat