Odo

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Odo lebt glücklich mit ihrer Mutter in einem kleinen Dorf in Ghana. Odos Mutter möchte jedoch mit ihr zu ihrem Vater, der in Deutschland studiert hat, auswandern – nach Hamburg. Odo hat Angst vor dem Abschiedsschmerz und vor dem Ankommen. Der Stammesälteste spricht ihr Mut zu. Wenig später nimmt Odo Abschied von ihren Freund*innen und fährt mit ihrer Mutter zum Flughafen. Dort kommt Odo aus dem Staunen nicht heraus und auch das Fliegen ist für sie sehr aufregend. Als sie in Hamburg die Ankunftshalle betreten, fühlt sich alles fremd und kalt an. Ihre Mutter macht ihr jedoch Mut und wenig später trifft sie ihren Vater wieder.

Das Buch zeigt eine ländliche, traditionelle Lebensrealität in Ghana, eine lokale Gemeinschaft, in der der Stammesälteste noch eine bedeutsame Person ist. Obwohl beispielsweise das Wasser noch von einem Brunnen geholt werden muss, wird die Lebenswelt der Kinder als sehr romantisch und sorgenfrei beschrieben. Auch weil das Dorf keinen Namen hat, also prinzipiell für jedes Dorf in Ghana stehen könnte, besteht eine gewisse Gefahr, diese Darstellungen als repräsentativ für Ghana wahrzunehmen. Lediglich der Flughafen bei der Abreise und ein kurzer Hinweis auf ein größeres Einkaufszentrum deuten darauf hin, dass Ghana vielfältiger ist. Die Freundschaft zu einem weißen Mädchen, das im Dorf wohnt und aus London kommt, wird besonders hervorgehoben.

Das Buch bietet Identifikationsfiguren für Kinder of Color und für Kinder mit Migrationserfahrung. Es beschreibt, wie zerrissen sich Menschen fühlen können, die in ein anderes Land migrieren. Allerdings werden die Gründe für die Migration nicht nachvollziehbar erklärt. Zudem machen ihre Mutter und der Stammesälteste Odo zwar Mut, aber wirklich ernst genommen in ihren Sorgen wird Odo kaum. Odo hat positive Eigenschaften, sie ist glücklich, neugierig und ehrlich, aber ihre Meinung zum Umzug nach Hamburg wird nicht erzählt. Sie ist eher passiv und hat wenig eigene Handlungsmacht.

Leider beinhaltet das Buch zudem noch einen nicht ganz ungefährlichen Mythos: Odo, so heißt es, benötige keine Sonnencreme, da sich ihre Haut an die Sonne gewöhnt habe. Dunklere Hauttypen sind zwar etwas mehr von UV-Strahlung geschützt als hellere, jedoch nicht gänzlich. Auch sie benötigen Sonnenschutz.

Die Autorin Dayan Kodua ist selbst in Ghana geboren und in Kiel aufgewachsen. In einem Nachwort schreibt sie, das es ihr ein Anliegen ist, „People of Colour zu empowern und als Vorbilder sichtbarer zu machen“.

 

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