Seitenpfad:

Acht von zehn Jammern sehr gefährlich

Institut für innovative Sicherheit und TTZ Data Analytics untersuchen Funk-Störsender

 
14.11.2023
Augsburg / Donauwörth

Das Institut für innovative Sicherheit und das TTZ Data Analytics der THA testeten zehn Funk-Störsender. Diese sogenannten Jammer sind kommerziell als günstige Komplettlösung erhältlich. Kriminelle können sie mit geringem technischem Verständnis einsetzen, um Funkübertragungen großflächig zu stören. Betroffen wären beispielsweise Bahnhöfe, Fabriken oder Gebäude-Automatisierung.

 

Funk-Technik wird immer günstiger, kleiner und einfacher einzusetzen. Sie wird oft dort eingesetzt, wo die Übertragung von Daten per Kabel unpassend wäre, wie zum Beispiel bei Wetterstationen, Drohnen oder Autoschlüsseln. Der kabellose Komfort bietet allerdings auch Risiken. Denn mit entsprechender Ausstattung können Kriminelle Übertragungen abhören, dekodieren, stören, oder sogar aktiv in die Funk-Kommunikation eingreifen.

Die Studie „ALARM! Oder doch nicht? So sicher sind Funk-Alarmanlagen zum Selbsteinbau“ des Instituts für innovative Sicherheit (HSA_innos) und des Technologietransferzentrums Data Analytics untersuchte kürzlich Funkangriffe mit Software Defined Radios (SDRs). Wollen Kriminelle diese für reale Angriffe auf Funk-Alarmanlagen nutzen, benötigen sie zumindest Knowhow und Verstärker. Kommerzielle, fertig gelieferte Störsender (Englisch: Jammer) sind eine einfache und günstige Alternative. Kriminellen können so ohne Vorwissen Funkübertragungen auch über eine gewisse Entfernung stören. Deshalb bewertet dieses Addendum zur ursprünglichen Studie  die Gefahr, die von solchen Störsendern ausgeht.

 

 

Ergebnisse: Acht der zehn untersuchten Jammer sind sehr gefährlich

Um zu bewerten, wie gefährlich die Störsender sind, wurden im Besonderen die Frequenz und die Sendeleistung der Geräte untersucht. Hierzu wurden alle Geräte zusammen mit dem Labor für Nachrichtenübertragungstechnik der THA vermessen. Sechs der insgesamt zehn Geräte konnten auf einem Online-Portal gekauft werden. Eine bayerische Sicherheitsbehörde stellte zudem vier weitere beschlagnahmte Geräte zu Forschungszwecken zur Verfügung. Letztere blockieren beispielsweise auch gängige Standards wie WLAN, GPS oder Bluetooth.

Lediglich von zwei der untersuchten Jammer geht eine geringe Gefahr aus. Sie stören entweder nur in einem äußerst schmalen Frequenzbereich oder haben eine sehr geringe Leistung und damit Stör-Reichweite. Die restlichen acht Störsender können eine erhebliche Gefahr darstellen.

Vier Störsender erzeugen eine Signalform, die prinzipiell alle Geräte im 433 MHz-Bereich stören kann, in dem Garagentore, Wetterstationen, aber auch Funkalarmanlagen kommunizieren. Zudem haben sie eine hohe Sendeleistung von bis zu 10 Watt. Das macht diese Geräte extrem gefährlich. Selbst bei Verwendung einer Antenne von geringem Ausmaß ist es möglich, die Funk-Kommunikation im 433 MHz-Bereich großflächig und vollständig zu unterbinden

Vier weitere Störsender erzeugen eine Signalform, die verschiedene alltägliche Funkbereiche stören können. Dazu gehören auch der Mobilfunkstandard GSM oder die bekannten Verbindungen GPS, WLAN oder Bluetooth, die zahlreiche Geräte nutzen. Gleichzeitig haben sie eine sehr hohe Sendeleistung. Ohne technische Veränderungen ermöglichen diese Störsender es, die Funk-Kommunikation im jeweiligen Frequenzbereich großflächig und vollständig zu unterbinden. Drei dieser Störsender können zudem zwischen sechs und acht Frequenzbereiche gleichzeitig blockieren. Alle vier Störsender sind als extrem gefährlich einzustufen.

 
 

Fazit: Produkte und Systeme müssen für Funkangriffe gewappnet sein

Der geringe Preis, die leichte Verfügbarkeit und die einfache Handhabung von Störsendern machen es sehr wahrscheinlich, dass Kriminelle diese Störsender einsetzen.

Prof. Dr. Dominik Merli, Leiter des Instituts für innovative Sicherheit und stellvertretender Leiter des TTZ Data Analytics schätzt die Lage wie folgt ein: „Jammer sind einfache und gleichzeitig mächtige Werkzeuge für Kriminelle, um Schaden anzurichten. Entsprechend platziert lässt sich die Kommunikation großflächig und vollständig ausschalten – beispielsweise im öffentlichen Verkehr, in Gebäuden oder Fabriken, aber auch bei der alltäglichen Nutzung von Smartphones und IT-Infrastrukturen. Anlagenbetreiber und Produktentwickler müssen sich dieser realistischen Bedrohung gleichermaßen bewusst sein und entsprechend effektive Schutzmaßnahmen umsetzen.“

 
 

Ansprechpartner