Seitenpfad:

TTZ Nördlingen präsentiert sich beim KI-Kongress in München

 
Veranstalter und Hauptreferenten
23.02.2023
München

„Künstliche Intelligenz wird wie die Dampfmaschine die Wissenschaft komplett verändern“, so die Überzeugung von Ministerpräsident Markus Söder. Um den Standort Bayern zu stärken und die Vernetzung zwischen Wissenschaftlern zu unterstützen, veranstaltete die Bayerische Staatsregierung am 23. und 24. Februar einen Internationalen Kongress in München.

 

Drei Schwerpunkte wurden gesetzt: die eher klassischen Bereiche Robotik, Technik, Mobilität, daneben Datenwissenschaft als Grundlage aller Anwendungen von Künstlicher Intelligenz und „KI und Leben“. In einem der Hauptvorträge hob Marc Raibert, Direktor des KI-Instituts von Boston Dynamics, den Bereich der „athletischen Intelligenz“ hervor. Seine Roboter lernen beispielsweise, sich auf jedem Untergrund sicher zu bewegen, zu balancieren, sich nach dem Fallen wieder aufzurichten. Für uns ist das eher selbstverständlich, für Maschinen aber eine immense Herausforderung. Ähnliches gilt für die Leistung des humanoiden Tauchroboters oceononeK, den Professor Oussama Khatib von der Stanford Universität vorstellte: Die Maschine konnte aus 800 m Tiefe ein zerbrechliches Tongefäß bergen, ohne es zu zerstören. Die Beispiele mögen verdeutlichen, dass Laien nicht immer das adäquate Verständnis davon haben, was für einen Roboter, eine Maschine, eine Herausforderung ist. Es ist für eine Maschine „leichter“, beim Schachspielen die nächsten Züge zu berechnen und die optimalen auszuwählen, als gezielt eine beliebige Figur vom Schachbrett zu nehmen. Uns ist Sehen und Fühlen selbstverständlich. Maschinen erhalten ähnliche Fertigkeiten nur mit hohem technologischem Aufwand.

Die großen Fortschritte im Einsatz Künstlicher Intelligenz müssen begleitet werden von kritischen ethischen Reflexionen. Wenn die Operationen nicht offengelegt werden, mit denen eine KI Ergebnisse produziert, kann man dann darauf vertrauen? Bei medizinischen Anwendungen ist es Standard, dass die Quellen für die einzelnen Daten genannt werden. Beim gerade viel diskutierten Chatbot ChatGPT weiß man nicht, welche Informationen zur Erzeugung seiner Antworten wie genutzt werden. Eine Prüfung, ob die Ergebnisse richtig und verlässlich sind, ist deshalb nur bedingt möglich. Zum anderen, darauf weist Verena Rieser, Professorin der Heriot-Watt University in Edinburgh hin, sollten wir uns sehr genau überlegen, welche Fähigkeiten wir verlieren, wenn wir sie an Maschinen „übergeben“. Denn das Produzieren von zusammenhängenden und verständlichen Texten sei ja nicht nur (unnützer) Aufwand, sondern ein wesentlicher Bestandteil zur Klärung des eigenen wissenschaftlichen Standpunkts.

Der Kongress war Auftakt von baiosphere, einem Bayerischen Netzwerk für Künstliche Intelligenz. Ziel ist „die besten Köpfe hier zusammenzubringen“ wie Prof. Fabian Theis vom Helmholtz Institut in München hervorhob. Die Komplexität der Fragestellungen erfordere eine Zusammenarbeit von Forschendem über Disziplinen, Institute und Ländergrenzen hinaus. Die Ergebnisse müssen allerdings den Weg in die Praxis finden. Die begleitende Ausstellung setzte hier ihren Schwerpunkt. Öffentlich geförderte KI-Regionalzentren z. B. vermitteln Firmen allgemeines KI-Wissen und die notwendigen Technologien wie Programmierung und Statistik. Forschungsprojekte dienen dazu, mit Unternehmen Lösungen für deren konkrete Fragestellungen zu erarbeiten. Hier ist auch das TTZ Nördlingen der Hochschule Augsburg aktiv. „Unsere Kompetenz am TTZ Nördlingen liegt darin, die Entwicklungen der aktuellen KI-Spitzenforschung zu begleiten und so zielgerichtet Lösungsverfahren für die industrielle Anwendung bei Partnern in der Region ableiten zu können“, so der Wissenschaftliche Leiter Prof. Kerber.

Das TTZ arbeitet lösungsorientiert, wie die vier Projektbeispiele des Posters zeigen. Dabei sei immer erst zu klären, ob KI-Verfahren für eine Problemstellung vorteilhaft ist oder modellbasierte Verfahren bzw. ein hybrider Ansatz zu bevorzugen sei, so Kerber. „Erste KI-Anwendungen zur Inline-Qualitätskontrolle haben wir bereits entwickelt und bei Industriepartnern eingesetzt. In unseren laufenden Forschungsprojekten entwickeln wir KI-basierte Lösungen für herausfordernde Probleme z.B. in der Montageautomatisierung, die gerade in Demonstratoren erprobt werden und danach für den Praxiseinsatz zur Verfügung stehen.“

Ganz im Sinne der Veranstalter weist Kerber abschließend darauf hin, dass für ein regional operierendes Forschungsinstitut wie das TTZ eine internationale Vernetzung, wie sie ein solcher Kongress bietet, sehr wichtig ist, um die vorhandenen Kompetenzen zu erweitern.

Bericht von Gitte Händel