Masterstudiengang Produktion
Interview mit Studiengangsleiter Prof. Stefan Braunreuther
Herr Prof. Braunreuther, Sie verfolgen seit mehreren Semestern das Ziel, produktionsrelevante Themen an die Hochschule Augsburg zu bringen. Was war Ihre Motivation für den Master Produktion?
SB: In der Region Augsburg haben wir sehr viele Produktionsbetriebe. Einerseits sind dies Betriebe der Prozessindustrie, maßgeblich der Lebensmittelindustrie. Andererseits sind auch die Stückgutproduktionen – Luftfahrt-, Fahrzeug- und Zuliefererindustrie wie auch allgemeiner Maschinen- und Anlagenbau – in der Region stark vertreten.
Also war gar nicht so sehr der Zeitpunkt, sondern vielmehr der Standort, die Motivation, den Studiengang aufzubauen. Zudem war der Themenbereich noch nicht so stark in den Veranstaltungen der Hochschule vertreten, wie ich es in Bezug auf den regionalen Bedarf für wichtig halte.
Wenn man die Medien verfolgt, scheint der Produktionsstandort Deutschland immer stärker gefährdet. Auf welche Zukunftsthemen reagiert die Hochschule mit der Einführung des Masterstudiengangs Produktion?
SB: Tatsächlich sehe ich das anders, denn wir haben aktuell immer noch sehr gut gefüllte Auftragsbücher in der Industrie. Durchaus aber haben wir mit ein paar strukturellen Problemen zu kämpfen, insbesondere liegt im Moment das Energiethema obenauf. Dies setzt die Industrie unter Druck. Auf der anderen Seite bedeutet das, dass die Effizienzen an anderen Stellen gehoben werden müssen, um diesen Umstand auszugleichen.
Erneuerbare Energien bieten gleichzeitig das Potenzial viel Energie bereitzustellen. Derzeit sind jedoch insbesondere die Synchronisierung des Energiebedarfs und die Bereitstellung dieser Energien noch nicht im Einklang. Hier gibt es bereits zahlreiche Ansätze aus der Produktionsforschung, die Produktionen so auszusteuern, damit sie mit dem Energieangebot übereinstimmen.
Dies ist ein Fall für die energieorientierte Produktionsplanung und -steuerung und insbesondere für die technische Auftragsabwicklung. Mit den beiden gleichnamigen Lehrveranstaltungen Produktionsplanung und -steuerung werden wir darauf gezielt reagieren.
Wer profitiert von einem Produktionsstudium und welche Voraussetzungen sollten Studierende mitbringen?
SB: Grundsätzlich sollten Studierende einen Hang zur Produktion haben und idealerweise bereits in Produktionsbetrieben gearbeitet haben, zum Beispiel als Werkstudentinnen bzw. Werkstudenten, in Praktika oder als Auszubildende. Mit dem Studium bekommen sie die Möglichkeit, übergreifende Zusammenhänge verstehen zu können und Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten.
Das ist auch der Grund, weshalb wir im Studiengang die komplette Betriebshierarchie abdecken. Typischerweise sind einzelne Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, zum Beispiel als Prozess- oder Planungsingenieurinnen und -ingenieure, in der Produktion auf einem Level angesiedelt; nur wenn die anderen Bereiche auch verstanden werden, kann ein Brückenschlag erfolgen und eine echte Effizienzsteigerung erreicht werden.
Welchen Anforderungen im Arbeitsalltag von zukünftigen Absolventinnen und Absolventen trägt der Studiengang Rechnung? Und inwiefern unterscheidet er sich damit von der Ausbildung in anderen Studiengängen?
SB: Die hohe Tiefe in der Betriebshierarchie führt dazu, dass Auswirkungen von Änderungen in einem Bereich auf andere Bereiche in ihren Konsequenzen abgeschätzt werden müssen. Diese Zusammenhänge werden immer komplexer. Der starke Fokus auf Simulation und neueste Forschung hilft unseren Absolventinnen und Absolventen dabei, diese hohe Komplexität in ihren späteren Positionen zu beherrschen.
Für den Studiengang greifen Sie auf ein modernes Lehrkonzept zurück. Wie laufen die Veranstaltungen ab?
SB: Die Lehrinhalte werden im Format des Flipped Classroom bereitgestellt. Theorieanteile können zeitlich flexibel online abgerufen und gelernt werden. Zum Vertiefen der Inhalte kommen wir in Präsenz zusammen und werden gemeinsam Übungen durchführen.
Dadurch reduziert sich die Präsenzzeit auf etwa ein Drittel. Das gibt unseren Studierenden die Freiheit, ihre Zeit selbst einzuteilen und besser mit ihren anderweitigen Verpflichtungen zu vereinbaren. Zudem lernen sie in ihrem individuellen Tempo und genau dann, wenn sie dafür die nötigen Kapazitäten haben.
Was erwarten Sie sich für die Studierenden und die Hochschule von einem Master Produktion?
SB: Ich erwarte mir einen Wissensschub auch in Richtung Industrie, da mit unseren Absolventinnen und Absolventen ein Übertrag in die Betriebe erfolgt. Mit dem Transfer von Forschungsergebnissen in die Betriebe erhoffe ich mir eine Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit regionaler Unternehmen und damit auch eine bessere Planungssicherheit für unsere Absolventinnen und Absolventen.
Und danach? Wie geht es weiter für die Absolventinnen und Absolventen des Masters?
SB: Über den Master werden die Studierenden für eine verantwortliche Position in der Industrie qualifiziert. Einsteigen könnten sie zum Beispiel als Assistenz der Produktionsleitung und sich von dort in Richtung Leitung weiterentwickeln. Die entsprechenden Grundlagen bringen sie dafür aus dem Master mit. Zudem ist ein Master wissenschaftsqualifizierend. Gerne können unsere Studierenden danach auch bei uns promovieren.
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