BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

V. VON DEN KRÄUTERN

IN AINER GEMAIN.

 

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18.

Von dem kicherkraut.

 

Cicer haizt ain kicherkraut und hât klaineu pleter wan die fasœln oder wan die pôn und die linsen und die wicken und ist zwaierlai, rôt und weiz. des krauts korn ist länkelot und spitzig und etleich kicher ist haimisch, etleicher wild. des haimischen narung ist pezzer wan des wilden, aber der wild ist pezzer und haizer und læt sich paz däwen und würkt gewelticleicher wan der haimisch. der kicher ist haiz und trucken an der kraft und ist pezzer narung dann die pôn sint. iedoch speiset si allermaist die lungen. wer die kichern fäuht macht und die izt, dem pringt si ain guot varb. man spricht auch, daz si guot sei dem smerzen in dem ruck und ir einguz ist guot für des zantflaisches smerzen und zuo den haizen apostemen, die hinder den ôrn wahsent. die kichern machent die stimm klâr, dar umb, daz si die lungen paz fuorent dann kainerlai ander dinch, und dar umb macht man saufen auz dem kichermelb. wenn man si kocht, sô sint si guot für die wazzersuht und für die gelsuht, wan si öffent, und allermaist die swarzen kichern. wenn man si izt, sô schol man si niht des êrsten auf den tisch tragen noch ze letzt, man schol si in der mitt ezzen zwischen andern gerihten. der swarzen kichern kochwazzer und ir ezzen zepricht den stain in der plâtern und in den niern, wenn man si kocht mit mandelöl und mit rätich und mit epf. allerlai kicher zeuht die gepurt auz der muoter und pringt die unkäusch gar krefticleich und ir einguz sterkt der unkäusch gelider, wenn man si nüehtarn säuft und trinkt, und dâ mit behüett man manig ê, der ez west. die arbaiz tregt vil über ain mit dem kichern an den vorgenanten werken.