BIBLIOTHECA AUGUSTANA

 

Konrad von Megenberg

1309 - 1374

 

 

Buch der Natur

 

V. VON DEN KRÄUTERN

IN AINER GEMAIN.

 

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36.

Von der nieswurz.

 

Eleborus haizt nieswurz und ist zwairlai. daz ain kraut haizt weiz und daz ander swarz, und daz swarz ist sänfter dann daz weiz, aber die ez samnent die müezent sich fleizen, daz si vor knoblauch ezzen und starken wein trinken, dar umb, daz ez in niht schaden pring, und hât pleter sam ain kraut, daz haizt ze latein alexandria und haizent ez etleich wolfskraut oder hundskraut, dar umb, daz sein pulver gesträwet wirt auf der wolf oder auf der hund ezzen und si tœtt. diu swarz nieswurz hât ainen kurzen stengel, der hât an im swarz âdern und ist der stengel an im selber etswie vil purpervar und an ietwederr seiten der stengel ist ain haupt sam ain zwivalhaupt. daz kraut wehst gern an dürren steten pei den gespalten mauren, und wenn man sein wurzel pricht, sô sint si inwendig hol und in den hölen sint weppel sam die spinwepp, und ist scharpf auf der zungen und peizet si. daz kraut ist haiz und trucken und entlœst und klainet grôz materi und streicht ab alsô vast, daz ez wildez flaisch abnegt, und hât die art, daz ez den leip verändert auz seiner schickung in ain pezzer gestalt und in ain junkleich schickung. ez zimt auch niht frawen noch weipleichen mannen, ez zimt neur manleichen läuten und starken jungen läuten, die vil pluotes habent, und zimt mêr in dem merzen denn ze andern zeiten und in dem andern augst und allermaist wenn die läut frœleich sint. wie man ez aber nemen schüll, daz lêrent die ärzt. wenn man ez seudet mit ezzeich, sô benimt ez daz ôrpauken und sterkt daz krank gehœrde, wenn man ez in diu ôrn träuft, und schol man den munt mit ezzeich waschen, sô benimt ez den zantsmerzen. ez benimt auch den siehtum, der melancolia haizet, daz haizent die Dürgen râsen, wenn ain mensch mit im selber redet gämleicheu dinch, und ist guot für daz vallent lait, daz epilencia haizt. diu weiz nieswurz ist gestalt an den pletern sam diu swarz, ân daz si an dem stengel weizeu æderl hât, und sein wurzel geleicht der weizen papeln wurzen, und diu weiz nieswurz ist mêr pitter wan diu swarz und wehst gern an pergoten steten. man samnet des krautes wurzel in dem snit und truckent si. diu wurzel peizet die zungen niht vast und zeuht die spaicheln an sich. peizet aber si vast, sô wirf si hin. diu weiz nieswurz ist haiz und trucken sam diu swarz. wenn man die wurz mischt under der mäus ezzen, sô sterbent si. ez ist gar unsicher der die wurzel neuzet, wan si pringt dick tœtleich krämpf. ir pulver in die nasen genomen macht den menschen niesen, und dar umb hât si den namen ze däutsch. wer si mæzicleichen nützet, dem scherpft si und sterkt im daz gesiht, aber ir übermâz ist ain vergift den läuten, sweinen und hunden, und sterbent die hüenr von des menschen mist, der die nieswurz hât genozzen.