Konrad von Megenberg
1309 - 1374
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Buch der Natur
V. VON DEN KRÄUTERNIN AINER GEMAIN.
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52.Von dem nardenkraut.
Nardus haizt nardenkraut. daz ist voller dorn und smeckt sam der cipressenpâm, als Platearius spricht, und hât scharpfeu pleter und wechst in den zwain landen India und Syria. daz von India hât mangerlai gestalt, aber daz von Syria ist pezzer; wenn man ez lang in dem mund hât, sô macht ez die zungen trucken. man hüett seiner pluomen gar vast neur durch irs edeln smacks willen. daz kraut ist haiz und trucken und ist guot für die âmaht, diu syncopis haizt, wenn ainz unredent wirt, und ist auch guot wider der prust und des herzen krankhait, diu ze latein cardiaca haizet, wenn man ez seudet in rôsenwazzer und zucker dar zuo tuot und ainen syropel macht; aber für des hirns krankhait helt man daz kraut zuo der nasen, und daz hilft auch für des hauptes fluz, der ze latein reuma haizt. für des magen kelten und für des gedärms stichelsuht, diu von kalter fäuhten kümt und für daz verschoppen der lebern und des milzes gibt man wein gekocht mit dem kraut. man macht gar ain edel salb auz des krautes ehern, reht sam man öl macht auz kranwiten, von den wir vor gesait haben. daz selb öl oder diu salb ist guot für daz paralis und für diu zwai vallenden lait, der ainz apoplexia haizt und daz ander epilencia, und ist guot für der âdern gegiht, daz artetica haizt, und für der füez und der pain giht, daz podagra haizt, und für der hend giht, daz ciragra haizt, wenn man diu gelider dâ mit salbet. Dem kraut und seiner pluomen geleicht diu hailig christenhait unser frawen, dar umb, daz si voller genâden ist, sam daz kraut voller genâden ist. |