Green and Inclusive Growth – das Ökosoziale Programm
Gastvortrag von Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Radermacher im Rahmen der E2D Werkschau 2019
Der Vortrag beleuchtet die internationale Entwicklung vor dem Hintergrund der rasch wachsenden Weltbevölkerung, der aktuellen Turbulenzen im Bereich des Weltfinanzsystems und dem zunehmenden Konflikt um Ressourcen, der Energiethematik als zentrales Thema und der Problematik immer größerer Umweltbelastungen, z. B. im Klimabereich. Die Frage einer nachhaltigen Entwicklung wird dadurch massiv erschwert. Das betrifft sowohl Fragen der Stabilität des Gesellschaftssystems und die ökologische Problematik als auch Fragen des sozialen Ausgleichs und der Gerechtigkeit und damit der weltethischen Orientierung, und zwar in einer intragenerationellen wie einer intergenerationellen Betrachtung. Als wesentlicher Faktor wird insbesondere die weltkulturelle Problematik identifiziert, die die ökologisch-sozialen Fragen weiter verschärft.
Der Vortrag macht in einer grundsätzlichen Analyse deutlich, dass sich einer bestimmten systemtheoretischen Perspektive aus den aktuellen Trends für die Zukunft drei Attraktoren zukünftiger Entwicklung ableiten, nämlich Kollaps, Ökodiktatur/Brasilianisierung und eine weltweite Ökosoziale Marktwirtschaft. Nur der letzte Weg ist mit Nachhaltigkeit kompatibel. Der Global Marshall Plan wird als ein möglicher erster Schritt in diese Richtung vorgestellt.
Für die Ökosoziale Marktwirtschaft, deren Vordenker und Wegbereiter Dr. Josef Riegler, der frühere österreichische Vizekanzler, ist, gilt die Gleichung: Marktwirtschaft plus Nachhaltigkeit gleich Ökosoziale Marktwirtschaft. Die ökosoziale Marktwirtschaft betont die systemische Basis von Wohlstand und vor allem die zentrale Rolle von Kooperation und Innovation. „Wir sind alle Zwerge auf den Schultern von Riesen“, den Generationen vor uns. Nur in Zusammenarbeit und Arbeitsteilung ist unser heutiger Wohlstand denkbar. Konkurrenz richtig dosiert ist ein beispielsfördernder Mechanismus wie soziale Differenzierung, aber nur in der richtigen Dosierung, denn noch wichtiger ist Kooperation. Das beginnt schon in der Familie, wie gerade Familienunternehmen wissen, und übersetzt sich über unterschiedliche Netzwerke bis hin zu Staaten, Staatengemeinschaften, Kultursystemen, Zivilisationen und schließlich der ganzen Welt. In Zeiten der ökonomischen Globalisierung wird globale Empathie zu einer Schlüsselfrage, weltweite Kooperation als Beitrag zur Zukunftsfähigkeit.
Zur Person:
Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Franz Josef Radermacher, Vorstand des Forschungsinstituts für anwendungsorientierte Wissensverarbeitung/n (FAW/n), Professor (emeritiert) für Informatik, Universität Ulm, Professor und Botschafter für digitale Transformation an der Zeppelin Universität, Friedrichshafen, Präsident des Senats der Wirtschaft e. V., Bonn, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, Ehrenpräsident des Ökosozialen Forum Europa, Wien sowie Mitglied des Club of Rome.
Zeit und Ort:
Montag 08.04.19, 16:00 Uhr, Raum C 1.11, anschließend Umtrunk
Beteiligte Studiengänge:
Koordination: