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Exkursion Vorarlberg - Bauen mit Lehm – Tradition und Zukunft?

Der Masterstudiengang "Energie Effizienz Design - E2D" zu Gast bei DADO Lehmarbeiten

 
09.11.2022

14 Studierende und ein 3D Drucker machten sich unter der Leitung der Lehrbeauftragten Sabrina Sommer mit einer Menge Neugierde im Gepäck auf in den Vorarlberg. Dort erwartete sie Architektur, Kultur und eine Menge Knowhow von dem Lehmexperten Dominik Abbrederis.

Ein Exkursionsbericht.

Tag 1

 

Morgens um halb 9 begrüßte uns bereits die Sonne auf unserem Weg in die Region Vorarlberg. Nach ca. 2 Stunden hatten wir unseren ersten Stopp auf dem Gelände der Firma Haberkorn erreicht. Ein Pavillon aus Stampflehm und Holz. Das Erdgeschoss, dass in einer Kooperation der Firma LehmTonErde mit dem postgradualen Studiengangs Base Habitat der Kunstuniversität Linz hervorging, wurde erst im Juni 2022 fertiggestellt. Ab Juli kamen Holzbau-Lehrlinge aus verschiedenen Unternehmen auf ganz Österreich zu dem Projekt, um wertvolle Kompetenzen zu naturinklusivem Bauen anzueignen und schließlich wurde der Bau Ende September eingeweiht. Wir hatten also das Vergnügen an dem brandneuen Pavillon einen ersten Eindruck zum Bauen mit Lehm zu gewinnen.

Der zweite Stopp führte uns in den Bregenzerwald. Der „Werkraum“ des renommierten Architekten Peter Zumthor zeigt aktuell die Ausstellung „Luog! - Junges Handwerk im Wald“. Nirgendwo in Europa gibt es eine vergleichbare Dichte an Handwerksbetrieben wie im Bregenzerwald. Die Ausstellung gibt den Jungen Raum ihre Professionen, Gesellenstücke, Arbeitsproben und Skizzen zu präsentieren und zeigen dabei ganz nebenbei, wie vielfältig die Perspektiven der Lernenden und wie unterschiedlich herausfordernd die Lehrberufe sind. Der Bregenzerwald als Lern- und Produktionsraum.

Stopp drei war dann definitiv das Highlight des Tages. Wir waren mit Clemens, dem Leiter des VAI in Dornbirn und einer Gruppe Liechtensteiner Architekten zu Gast in der Produktionshalle der Firma LehmTonErde. Die von Martin Rauch gegründete Lehmbaufirma betreibt hier das erste Lehmwandfertigteilwerk der Welt! Eine Art Verdicht-Stampf-Schneidmaschine läuft automatisiert über die Länge der Halle und stellt so Lehmstampfwände her, die im Werk erst getrocknet und anschließend auf die Baustelle transportiert werden. Stürze und andere konstruktiv notwendige Bauteile werden bereits in der Halle verbaut. Hier lernten wir von Clemens bereits einiges über die Anwendungsbereiche von Lehmwänden, was für Hemmnisse und Risiken und vor Allem Chancen mit dem Bauen mit Lehm verbunden sind.

Sehr beeindruckend war auch der Bürobereich, welcher mit einem Stampflehmboden und mit Lehm-Kasein beschichteten Arbeitsplatten ausgestattet waren. Der natürliche Geruch der Räume, die raue Haptik und die erdenen Farben ließen uns ein angenehmes Raumklima verspüren.

Nach diesem ersten Tag checkten wir schließlich in der Unterkunft ein und wir ließen den Abend mit  mit selbstgemachten Gnocchi ausklingen.

Lehm Ton Erde
LehmTonErde

Tag 2

 

Der zweite Tag Begann schon recht früh auf einem Betonwerkgelände, auf dem sich der Lehmbauer Dominik Abbrederis mit seiner kleinen Firma DADO ein kleines gallisches Dorf errichtet hat. Nach einer kurzen Kennenlernrunde bekamen wir einen ersten theoretischen Input über traditionelles und modernes Bauen mit Lehm, die Materialeigenschaften und Anwendungsbereiche des Lehms. Danach ging es gleich ans Eingemachte. In 3er Gruppen bekamen wir jeweils eine Schüssel mit.. nunja.. Steinen, Klumpen oder einfach gesagt Dreck.

Mit Hilfe verschiedener Tests, setzten wir uns dann intensiv mit dem jeweiligen Material auseinander und waren überrascht, wie aus diesem harten Klumpen nach dem Zerkleinern eine glitschig klebrige Masse wurde, die sich formen ließ. Durch das Zerreiben, Zerschneiden, das genaue Begutachten und Auflösen im Wasser und schließlich das Testen auf Reißverhalten konnte herausgefunden werden, um welche Art von Lehm es sich handelt. Schluffig, tonig, fett, mager, sandig,… alles war dabei, und es war super spannend zu erfahren, welcher Lehm dann für welche Anwendung genutzt werden kann und welcher leider bisher noch keine Verwendung findet. Mit dem Carazas-Test waren dann auch die Zusammenhänge von Wassergehalt und Materialverhalten ausgiebig erklärt und wir konnten den Abend mit Pizza aus dem selbstgebauten,… wer hätte es gedacht… LEHMofen genießen.

CarazasTest
Carazas Test

Tag 3

 

So schnell brach der letzte Tag unseres Kurztrips an. Ausgecheckt standen wir nach der Zeitumstellung auch fast pünktlich wieder bei Dominik und durften wir nun an das, was wir den vorangegangenen Tag über Stampflehm, das Bauen mit Adobe Lehmziegeln und das Mischen von Lehmputzen gelernt hatten, richtig Hand anlegen. Die 4 Gruppen hatten jeder seine Mission.

Gruppe 1 packte den 3D Drucker aus und experimentierte mit Mischverhältnissen und Materialien, um mit ihrem Roboterarm erste Formen zu drucken.

Gruppe 2 nahm sich einer Werkstattwand an und gestaltete mit Lehmputz, Lehmbauplatten und Holz eine schöne neue Fläche mit Platz für Ausstellungsstücke von Dominik.

Gruppe 3 gestaltete aus Adobe-Lehmziegeln und Lehmmörtel eine Bank mit Regal, in welchem Bücher, Pflanzen und Workshopmaterial Platz finden.

Gruppe 4 entwarf eine Stampflehmsitzbank aus zwei Monolithen und einer Holzsitzfläche, welche am Ende des Tages mit dem Gabelstapler in die Werkstatt gefahren werden musste, da sie schlappe 300 Kilo wiegt.

Nach viel Schweiß und Gott sei Dank ohne Tränen waren wir allesamt richtig Stolz auf unser Ergebnis, welches wir in so kurzer Zeit erzielen konnten.

Adobe Ziegel
Adobe Ziegel